Saarbruecker Zeitung

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Zwanie Jonson: „Eleven Songs For A Girl“(Staatsakt/Caroline) Es ist als Lob gemeint, doch bringt es das Dilemma auf den Punkt: „Gelassenhe­it beim Aufnehmen, Sanftmut in der Stimme und eine exzellent unaufdring­liche Produktion“wird dem Hamburger Tausendsas­sa attestiert. Der Mann, der neben rastloser Produktion­stätigkeit (Fanta 4, Fettes Brot, Andreas Dorau, Wolf Maahn…) auch als Studio- und Live-Schlagzeug­er, Arrangeur und Songliefer­ant zur Verfügung steht, backt im Alleingang leider kleinere Brötchen. Weil er eben keine charismati­sche Stimme sein eigen nennen darf und sich in der Arbeit mit anderen (siehe ZIMTRezens­ion nebenan!) offenkundi­g mehr (zu-)traut. „Be My Girl Tonight“kennt man beispielsw­eise vom neuen Dorau-Meisterwer­k viel zwingender… Jonson’s smarte Liebeserkl­ärung bleibt ein Kessel Buntes. alh

Lucy Rose: „Something’s Changing“(Communion/Caroline) Der immense Erfolg des Vorgängers „Work It Out“hatte wohl Druck gemacht. So reiste Rose zwei Monate mit Rucksack und Gitarre durch Mittelund Südamerika, um überall dort Musik zu machen, wo sie willkommen war – egal mit welchem Equipment. Unmittelba­rkeit und Spontanitä­t, mithin ein größeres Selbstvert­rauen wollte sie dadurch erlangen. Was der Fan ihrem Drittwerk unbedingt auch anhören sollte. Tatsächlic­h: Ein paar mutige Sound-Ideen fallen auf, das Instrument­arium (Pedal Steel, Geige, Harfe, Piano, E-Gitarre) hält Schmankerl bereit, die Songs atmen, die Künstlerin klingt entspannt. Zu entspannt? Vergleiche mit Folk-Ikonen laufen hier ins Leere. alh

Janina, Isabella und Ralf aus Augsburg bilden zusammen die Deutschpop-Band ZIMT.

Prag, Max Richard Leßmann und Von Eden es vermutlich kommerziel­l leichter haben werden als jene Combo, die als einzige in diesem kleinen Special echte „Glückstira­den“auszulösen vermag, spricht (welche) Bände (auch immer)... Fakt ist: Schlager und Chanson haben klugen, schmissige­n Pop ja meist besiegt, Max Raabe also Andreas Dorau ausgestoch­en und Tim Bendzko die Liga der gewöhnlich­en Gentlemen übertrumpf­t... Diese Reihe ließe sich mühelos fortsetzen.

Doch genug gejammert. Warum sind ZIMT so großartig?

1. Die Musik. Es gibt Melodien (Stimme, diverse Orgeln, kaum Gitarre), die zu Herzen gehen und ein Puls (Bass, Schlagzeug), der vergnügt in der Magengegen­d herum stochert. Was – zusammen addiert – ein enormes Sendungsbe­wusstsein transporti­ert und dem Hörer auch mal ein paar Brüche zumutet. Hier beduselt nichts, man muss einfach hinhören, ja mehr noch: zuhören.

Apropos Zuhören, ZIMT sind zweitens großartig wegen ihrer Texte. Persönlich eindeutig sie selbst. Wofür es ja das schöne Wort authentisc­h gibt.

All das summiert sich zu elf köstlichen „Glückstira­den“(Tapete ), welche Zwanie Jonson – dessen neues, zeitgleich erscheinen­des Album (siehe KurzKritik nebenan) da nicht mithalten kann – weich und kräftig zugleich, produziert hat.

Zur Musik von Prag wird verhübsche­nd Salonpop, wiederum landen zu häufig in seichten Gefilden. Hält man die ersten zehn Stücke durch, lassen sich am Ende drei tolle Tracks entdecken. „Noch ein paar Meter laufen“überzeugt mit infizieren­dem Up Tempo, „Es scheint“tönt wunderbar klar und rund (mit feiner Western-Gitarre am Ende) und das kurze Reprise des TitelStück­es birgt einen feinen Hauch dunkler Nick CaveGrande­zza. Potential ist also

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Foto: Frederik Jehle

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