Etwas anders als erwartet
Das neue Album der Beatsteaks überrascht, überzeugt aber auch mit ungewohnten Klängen
Das neue Beatsteaks-Album „Yours“(Warner) ist in mehrfacher Hinsicht anders als die vorherigen Werke. Hatten die Berliner bisher meist je elf oder zwölf Lieder veröffentlicht, enthält die „Yours“-Tracklist 21 (!). Für die hohe Zahl an Liedern ist die Platte mit 61 Minuten verhältnismäßig kurz geraten.
An „Yours“haben auch gleich mehrere Produzenten mitgewirkt: neben den alten Weggefährten Moses Schneider und Tom Körbler, sowie der Band selbst, noch Stereo TotalMitglied Brezel Göring, Max Power von der Hamburger Punkrock-Band Montreal, Pierre Baigorry alias Peter Fox, Stephen Street (unter anderem The Smiths, Babyshambles), die Hip Hop-Produzenten The Krauts und das frühere BlumentopfMitglied Sepalot. Hinzu kommen folgende musikalischen Gäste: All-Sänger Chad Price, Stereo Total, der englische Singer-Songwriter Jamie T, Deichkind und Farin Urlaub. Die vielen Köche verderben erfreulicherweise nicht den Brei.
Es mag „Yours“teils an der Brillanz und Durchschlagskraft der letzten beiden Alben fehlen, aber es ist eben keine gewöhnliche Beatsteaks-Platte. Dazu erklärte Sänger Arnim TeutoburgWeiss: „Es wurde bereits klar, als wir uns gegenseitig unsere Demos vorgespielt haben. Alles hat sich vielseitiger und experimenteller angefühlt.“Daher betrachtet die Band „Yours“als eine Art Mixtape: „Wenn man früher Mixtapes aufgenommen hat, klang ja auch nicht jeder Song gleich. Manche waren leiser, andere lauter, man hat Lieder aus unterschiedlichen Genres vereint. So wollten wir es auch mit diesem Album machen.“
Dass etwas anders war, wurde einem schon klar, als Mitte August die Deichkind-Kollaboration „L Auf Der Stirn“herauskam. Von Punkrock keine Spur, Funk und Reggae bestimmen den Easy-Listening-Track. Teutoburg-Weiss überlässt weitestgehend den Deichkindern Philipp Grütering aka Kryptik Joe und Sebastian „Porky“Dürre das Feld. Diese untypische Nummer, die mehr nach Deichkind denn nach Beatstaks klingt, erstaunte einige Fans. Und sie ist bei weitem nicht die einzige Überraschung auf dem Album:
„Yours“fängt standardmäßig an: siehe „Break Down“, „40 Degrees“und „You In Your Memories“. In „Filthy Crime“klingen die Beatsteaks allerdings wie The Police, lassen sich in „I Do“von The Krauts Beats und Händeklatschen unterjubeln, rocken mit Stereo Total auf Französisch („Velosolex“), verarbeiten in „Yours“Einflüsse von Faith No More und der Beastie Boys, ersetzen in dem rockigen „Attack And Decay“den Gesang durch eine Computerstimme und kuscheln mit Farin Urlaub („Abbadu“). Dazwischen klingen sie so, wie es zu erwarten war: laut, rockig und unterhaltsam.
Apropos: Ihren Humor hat die Band nicht verloren – siehe ihre folgende knappe Danksagung im Booklet: „Vielen Dank an uns selbst, ohne die diese Platte nie möglich gewesen wäre!“Herrlich.
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Prophets Of Rage „Prophets Of Rage“(Fantasy/Caroline/Universal): Prophets Of Rage sind eine der besseren Allstar-Bands. Die Rage Against The MachineMitglieder Tom Morello, Tim Commerford und Brad Wilk machen mit B-Real, Rapper Chuck D und DJ Lord dort weiter, wo ihre Band 2011 vorerst aufhörte: beim klassischen Crossover. Während „Radical Eyes“und „Hail To The Chief“von einem RATM-Album stammen könnten, gehen andere – etwa „Unfuck The World“, „Legalize Me“und „Take Me Higher“– über deren Tellerrand hinaus. Wenn politische und soziale Unzufriedenheit – das Tourmotto der Band lautete immerhin „Make America Rage Again“– solche Alben zutage fördert, hat die aktuelle Lage in den USA wenigstens etwas Gutes. kfb