Agenten-Konkurrenz für James Bond
Neu im Kino: „Kingsman – The Golden Circle“von Matthew Vaughn – Waghalsige Actionfortsetzung mit Witz
Ein klassisches schwarzes Londoner Taxi rast in halsbrecherischer Geschwindigkeit durch die Hauptstadt, während zwei Männer auf Leben und Tod darin miteinander kämpfen. Aus den Lautsprechern des aufgemotzten Taxis, das in Wirklichkeit ein Fahrzeug der Geheimorganisation „Kingsman“ist, dröhnt der PrinceHit „Let’s Go Crazy“.
Der Song könnte auch als Motto für das Actionspektakel „Kingsman: The Golden Circle“gelten, mit dem Regisseur und Drehbuchautor Matthew Vaughn den Überraschungserfolg „Kingsman: The Secret Service“von 2015 zu toppen versucht. In der ähnlich verrückten und überdrehten Fortsetzung überleben Eggsy (Taron Egerton) und Merlin (Mark Strong) als einzige Kingsman-Agenten einen Anschlag auf die Geheimorganisation, die sich hinter der Fassade eines Londoner Agent Whiskey (Pedro Pascal) will seinen britischen Kollegen helfen. Edelschneiders versteckt. Hinter dem tödlichen Angriff steckt die psychopathische Drogenbaronin Poppy Adams (Julianne Moore), die in ihrer selbst erschaffenen Nachbildung einer amerikanischen Kleinstadt der 60er Jahre im Dschungel wohnt und die ganze Welt erpresst.
Vaughn und DrehbuchCo-Autorin Jane Goldman standen bei „Kingsman: The Golden Circle“vor der Herausforderung, die überdrehte Action und den originellen Humor des ersten Films fortzuführen, ohne sich zu wiederholen. Größtenteils ist das gelungen, etwa bei der spektakulären Taxifahrt zu Beginn des Films oder, wenn Eggsy intimen Kontakt mit der Freundin eines Golden-Circle-Killers haben muss, um einen Peilsender in ihr zu platzieren.
Ein echter Geniestreich des Films ist die Entführung von Popstar Sir Elton John. Dieser spielt sich selbst dabei mit so viel Witz und Selbstironie, dass es eine wahre Freude ist, ihm dabei zuzusehen. Auch die übrige Besetzung ist hinreißend, es spielen Colin Firth, Halle Berry und viele andere.
Nicht jedermanns Sache dürften die Gewaltdarstellungen sein. Wie im ersten Teil, wo die Köpfe zahlreicher Bösewichte explodierten, geizt auch „Kingsman: The Golden Circle“nicht mit Brutalität. Der Film hat zwar ein paar zähe Passagen, ist aber kurzweilig, bietet viele Lacher und einige sehr originelle Actionszenen. Bei manchen werden sich die James-Bond-Macher fragen, warum sie nicht darauf gekommen sind. dpa (GB/USA 2017, 141 Min.; Regie: Matthew Vaughn)