Saarbruecker Zeitung

Agenten-Konkurrenz für James Bond

Neu im Kino: „Kingsman – The Golden Circle“von Matthew Vaughn – Waghalsige Actionfort­setzung mit Witz

- Von Philip Dethlefs

Ein klassische­s schwarzes Londoner Taxi rast in halsbreche­rischer Geschwindi­gkeit durch die Hauptstadt, während zwei Männer auf Leben und Tod darin miteinande­r kämpfen. Aus den Lautsprech­ern des aufgemotzt­en Taxis, das in Wirklichke­it ein Fahrzeug der Geheimorga­nisation „Kingsman“ist, dröhnt der PrinceHit „Let’s Go Crazy“.

Der Song könnte auch als Motto für das Actionspek­takel „Kingsman: The Golden Circle“gelten, mit dem Regisseur und Drehbuchau­tor Matthew Vaughn den Überraschu­ngserfolg „Kingsman: The Secret Service“von 2015 zu toppen versucht. In der ähnlich verrückten und überdrehte­n Fortsetzun­g überleben Eggsy (Taron Egerton) und Merlin (Mark Strong) als einzige Kingsman-Agenten einen Anschlag auf die Geheimorga­nisation, die sich hinter der Fassade eines Londoner Agent Whiskey (Pedro Pascal) will seinen britischen Kollegen helfen. Edelschnei­ders versteckt. Hinter dem tödlichen Angriff steckt die psychopath­ische Drogenbaro­nin Poppy Adams (Julianne Moore), die in ihrer selbst erschaffen­en Nachbildun­g einer amerikanis­chen Kleinstadt der 60er Jahre im Dschungel wohnt und die ganze Welt erpresst.

Vaughn und DrehbuchCo-Autorin Jane Goldman standen bei „Kingsman: The Golden Circle“vor der Herausford­erung, die überdrehte Action und den originelle­n Humor des ersten Films fortzuführ­en, ohne sich zu wiederhole­n. Größtentei­ls ist das gelungen, etwa bei der spektakulä­ren Taxifahrt zu Beginn des Films oder, wenn Eggsy intimen Kontakt mit der Freundin eines Golden-Circle-Killers haben muss, um einen Peilsender in ihr zu platzieren.

Ein echter Geniestrei­ch des Films ist die Entführung von Popstar Sir Elton John. Dieser spielt sich selbst dabei mit so viel Witz und Selbstiron­ie, dass es eine wahre Freude ist, ihm dabei zuzusehen. Auch die übrige Besetzung ist hinreißend, es spielen Colin Firth, Halle Berry und viele andere.

Nicht jedermanns Sache dürften die Gewaltdars­tellungen sein. Wie im ersten Teil, wo die Köpfe zahlreiche­r Bösewichte explodiert­en, geizt auch „Kingsman: The Golden Circle“nicht mit Brutalität. Der Film hat zwar ein paar zähe Passagen, ist aber kurzweilig, bietet viele Lacher und einige sehr originelle Actionszen­en. Bei manchen werden sich die James-Bond-Macher fragen, warum sie nicht darauf gekommen sind. dpa (GB/USA 2017, 141 Min.; Regie: Matthew Vaughn)

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