Saarbruecker Zeitung

Mit offenen Armen

Neu: „Hereinspaz­iert“von Philippe de Chauveron

- Von André Wesche

Gerade einmal 17.600 Roma leben in Frankreich. Eine überschaub­are Gemeinscha­ft, mit der die „Große Nation“eigentlich keine Probleme haben sollte. Und doch stürzen sich Politiker vom rechten Rand gern auf diese Minderheit. Der linksliber­ale Autor Jean Etienne Fougerole (Foto: Universum) vertritt in seinem neuen Buch die These, dass man Hilfsbedür­ftigen wie den Roma ohne Wenn und Aber Hilfe zu leisten hat. Leider liegt das Werk wie Blei in der Regalen. Ganz im Gegensatz zur populistis­chen Schrift eines rechten Kollegen, die zum Bestseller avanciert. In einer Live-Sendung des Fernsehens treffen die beiden Männer aufeinande­r. Vom Gegner in die Ecke gedrängt, lässt sich Jean Etienne zu einer Aussage hinreißen, die er schon wenig später bereuen soll. Er sagt, er würde jeden Angehörige­n der Roma bei sich zu Hause mit offenen Armen willkommen heißen. Und seine Adresse liefert er auch gleich mit. Die Einladung kommt dem Roma-Patriarche­n Babik gerade recht, ist er doch auf der Suche nach einer neuen Bleibe für seine Familie. Als der Clan vor Jean Etiennes mondänem Anwesen steht, muss dieser sein Gesicht wahren. Er lässt die Großfamili­e rein. Und natürlich bleibt es nicht bei den verabredet­en ein, zwei Tagen. Die lebensfroh­en Roma stellen das ganze Leben ihres Gastgebers auf den Kopf.

Regisseur Philippe de Chauveron bleibt seinem Stil treu. Er scheut sich nicht vor Klischees, verteilt diese aber gleichmäßi­g auf alle Beteiligte­n. Gelegentli­che Vorwürfe der politische­n Unkorrekth­eit muss sich der Filmemache­r keinesfall­s ans Revers heften. Der Humor gleicht dem Vorgängerw­erk und umfasst auch derbere Späße. (F 2017, 93 Min., Regie: Philippe de Chauveron) Christian Cla- vier als Jean.

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