Mit offenen Armen
Neu: „Hereinspaziert“von Philippe de Chauveron
Gerade einmal 17.600 Roma leben in Frankreich. Eine überschaubare Gemeinschaft, mit der die „Große Nation“eigentlich keine Probleme haben sollte. Und doch stürzen sich Politiker vom rechten Rand gern auf diese Minderheit. Der linksliberale Autor Jean Etienne Fougerole (Foto: Universum) vertritt in seinem neuen Buch die These, dass man Hilfsbedürftigen wie den Roma ohne Wenn und Aber Hilfe zu leisten hat. Leider liegt das Werk wie Blei in der Regalen. Ganz im Gegensatz zur populistischen Schrift eines rechten Kollegen, die zum Bestseller avanciert. In einer Live-Sendung des Fernsehens treffen die beiden Männer aufeinander. Vom Gegner in die Ecke gedrängt, lässt sich Jean Etienne zu einer Aussage hinreißen, die er schon wenig später bereuen soll. Er sagt, er würde jeden Angehörigen der Roma bei sich zu Hause mit offenen Armen willkommen heißen. Und seine Adresse liefert er auch gleich mit. Die Einladung kommt dem Roma-Patriarchen Babik gerade recht, ist er doch auf der Suche nach einer neuen Bleibe für seine Familie. Als der Clan vor Jean Etiennes mondänem Anwesen steht, muss dieser sein Gesicht wahren. Er lässt die Großfamilie rein. Und natürlich bleibt es nicht bei den verabredeten ein, zwei Tagen. Die lebensfrohen Roma stellen das ganze Leben ihres Gastgebers auf den Kopf.
Regisseur Philippe de Chauveron bleibt seinem Stil treu. Er scheut sich nicht vor Klischees, verteilt diese aber gleichmäßig auf alle Beteiligten. Gelegentliche Vorwürfe der politischen Unkorrektheit muss sich der Filmemacher keinesfalls ans Revers heften. Der Humor gleicht dem Vorgängerwerk und umfasst auch derbere Späße. (F 2017, 93 Min., Regie: Philippe de Chauveron) Christian Cla- vier als Jean.