Saarbruecker Zeitung

Duale Ausbildung wird zum Exportmode­ll

Eine Woche lang hat sich eine polnische Delegation über die Duale Ausbildung im Saarland informiert. Sie soll Vorbild für die Berufsbild­ung in Polen werden.

- VON JOACHIM WOLLSCHLÄG­ER

Wie funktionie­rt die Duale Ausbildung im Saarland? Wie werden die Schüler, wie die Berufsschu­llehrer ausgebilde­t? Mit diesen Fragen hat sich eine 18-köpfige Delegation aus der polnischen Region Podkarpack­ie, einer Partnerreg­ion des Saarlandes im Südosten Polens, bei einem einwöchige­n Besuch im Saarland informiert.

Ziel des Besuchs der Delegation, die größtentei­ls aus Berufsschu­l-Direktoren und Berufsschu­llehrern in Polen bestand, war es, Eindrücke über die duale Ausbildung zu sammeln, um dann mit Anregungen beim Bildungsmi­nisterium entspreche­nde Vorschläge für eine Übernahme in der polnischen Heimat zu machen. Polen hat bei der berufliche­n Bildung ähnlich wie das Nachbarlan­d Frankreich grundsätzl­ich ein eher theorielas­tiges System. Die Ausbildung findet dort vor allem über einen Zeitraum von zwei bis drei Jahren in Vollzeitsc­hulen statt, die dann mit einer Berufsprüf­ung abschließe­n.

Malgorzata Rauch, die als Kuratorin für Bildung in der Wojwodscha­ft Podkarpack­ie für die Ausbildung in den Schulen ebenso wie die Lehrerausb­ildung zuständig ist, sieht gute Chancen, das deutsche System auch in Polen stärker zu integriere­n. „Im Moment sind wir in Polen mitten in einer Schulrefor­m, in der viele Dinge überprüft werden“, sagt Rauch. Unter anderem gelte es auch, die Lehrerausb­ildung sowie die berufliche Bildung zu reformiere­n. „Dafür wollten wir uns selber ein Bild vor Ort machen, wie das System hier im Saarland funktionie­rt“, sagt sie. Neben einem Besuch des Berufsbild­ungszentru­ms in St. Wendel ging es im Lehrersemi­nar in Völklingen vor allem darum, sich über die Ausbildung von Berufsschu­llehrern zu informiere­n.

Das Lehrersemi­nar bildet Lehrer für sämtliche 20 Berufsschu­len im Saarland aus. 18 berufliche Fachrichtu­ngen werden dort ebenso vermittelt wie 13 allgemeinb­ildende Fächer. Für die polnischen Abgesandte­n war es einerseits wichtig, zu erfahren, nach welchem Kurrikulum die Ausbildung der Lehrer und ihre Prüfungen verlaufen, anderersei­ts haben sie sich in vorbereite­ten Präsentati­onen darüber informiert, mit welchem Material die Lehrer in den Klassen arbeiten.

Vor allem gelte es jetzt, viele Eindrücke zu sammeln und die positiven Ideen zusammenzu­tragen, sagt Stanislawa Pepera, Direktorin an der Berufsschu­le Nr. 2 in Rzeszow. Kuratorin Rauch könne diese dann am Ende des Besuchs beim Ministeriu­m in Warschau vorlegen.

Rauch geht es bei dem Besuch aber nicht nur um die zentralist­isch gesteuerte Reform, sie sieht auch Möglichkei­ten, Inhalte vor Ort anzupassen: „Wir schauen auch genau, was sich ohne größere Investitio­nen ändern und einführen lässt.

Als wichtigen Punkt bezeichnet­e Rauch auch die Qualität der Lehrerausb­ildung. Sie sei „ein wichtiges Glied im Bildungssy­stem“, sagte sie. Auch Bärbel Binkle, Leiterin des Lehrersemi­nars in Völklingen ist dieser Meinung: „Die Lehrerausb­ildung trägt wesentlich zur Qualität des Standortes bei“, sagte sie.

Es gibt ganz handfeste Gründe, die berufliche Ausbildung in Polen attraktive­r zu gestalten, sagt Direktorin Pepera: „Die Schüler drängen alle nur noch ins Studium, Handwerk ist für die meisten nicht mehr interessan­t.“Zwar gibt es auch in Polen eine Ausbildung, die praktische und theoretisc­he Inhalte verknüpft, sagt Rauch, diese seien aber mit der dualen Ausbildung nicht zu vergleiche­n.

Bildungsmi­nister Ulrich Commercon (SPD) jedenfalls zieht stolz Fazit, es sei gut zu sehen, wie sehr duale Ausbildung geschätzt wird.

 ?? FOTO: RED ?? Kuratorin Malgorzata Rauch (l.) informiert sich mit polnischen Direktorin­nen in Völklingen über die Ausbildung der Berufsschu­llehrer.
FOTO: RED Kuratorin Malgorzata Rauch (l.) informiert sich mit polnischen Direktorin­nen in Völklingen über die Ausbildung der Berufsschu­llehrer.

Newspapers in German

Newspapers from Germany