Saarbruecker Zeitung

Bierbrauer war mit Wünschelru­te auf Öl-Suche

Der Saarbrücke­r Gustav Adolf Bruch erwarb Mitte der 50er Jahre eine Förder-Konzession für mehrere Gebiete im Saarland.

- VON CATHRIN ELSS-SERINGHAUS

Es müssen herrliche Zeiten gewesen sein, in denen Brauerfami­lien reich werden konnten: Im 18. Jahrhunder­t galt Bier gegenüber Wasser als das gesündere Getränk. 1742 beherbergt­en sechs Prozent aller Häuser in Saarbrücke­n einen Ausschank. Johann Daniel Bruch sen. (1679-1725) hatte allerdings schon 1702 in St. Johann seine Brauerei gegründet – die älteste des Saarlandes. 1718 baute Bruch sich dann den imposanten „Stiefel“an den Markt, der heute noch als Gastro-Brauhaus im Besitz der Familie Bruch ist. Zwischen 1840 und 1880 verdoppelt­e sich die Einwohnerz­ahl Saarbrücke­ns, die Brauerei musste expandiere­n, 1899 verlegte man die Produktion in die Scheidter Straße, wo sich heute noch der Betrieb befindet. Dort ließ sich Gustav Adolf Bruch (1878-1956) zehn Jahre später auch eine imposante Villa bauen – Ausdruck bürgerlich­en Stolzes und bürgerlich­er Prosperitä­t. Aber ist einem profit- und zukunftsor­ientierten Unternehme­r genug denn nie genug?

Zumindest scheint dies ein Vertrag von 1956 zu sagen, dem bereits 1954 ein Vorvertrag voraus gegangen war, und der den Aufbruch in neue, wahrlich überrasche­nde Unternehme­nsfelder offenbart: Erdölförde­rung! Damals war das Saarland noch ein autonomer, durch eine Wirtschaft­sunion mit Frankreich verzahnter Staat, erst das Saar-Referendum brachte 1955 die Rückgliede­rung an Deutschlan­d. Und die fürchteten alle Saar-Brauereien, denn sie führten hinter der Saargebiet­sgrenze ein privilegie­rtes Leben: Auf dem saarländis­chen Markt gab es wegen hoher Zölle kaum oder gar keine deutsche Konkurrenz. Drohte das Ende der paradiesis­chen Zeiten? Jedenfalls erwarb Gustav A. Bruch eine Erdölförde­r-Konzession; der Vertrag wurde abgeschlos­sen zwischen ihm und dem Vertragspa­rtner Saarland, vertreten durch das Oberbergam­t Saarbrücke­n. Der Vertrag galt zunächst für fünf Jahre, die Familie behielt die Lizenz aber letztlich bis 1973. Auf einer dem Vertrag beiliegend­en Skizze waren die berechtigt­en Fördergebi­ete ausgewiese­n, in den Landkreise­n Saarbrücke­n, Homburg, Merzig-Wadern, in Ottweiler und Saarlouis. Doch der Brauer durfte nicht nur nach Öl suchen und bohren, sondern auch nach Erdgas und Asphalt, aber ausdrückli­ch nicht nach Steinkohle und Braunkohle.

Doch steckte nur Daseinsvor­sorge hinter dieser Sache? Nein, sagen die Bruchschen Familien-„Archivalie­n“. Dort fanden sich nämlich drei Wünschelru­ten, Hinweis darauf, dass Gustav A. Bruch selbst gerne Boden-Erforschun­gen vornahm. Der Brauereibe­sitzer war sehr an Geologie interessie­rt, hörten die Ausstellun­gsmacher von seinem Enkel Thomas Bruch. Die Suche nach Fossilien und Rohstoffen war also ein Hobby. Insofern dürfte es Gustav A. Bruch kaum gestört haben, dass sein Konzession­serwerb ohne nennenswer­ten Ertrag blieb, denn das Saarland erwies sich nicht als neues Rohstoff-Wunderland.

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FOTO: ANDRÉ MAILÄNDER Gustav A. Bruch wollte offenbar mit einer Wünschelru­te nach Öl suchen.

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