Saarbruecker Zeitung

Landschaft­en, die in Farbe baden

Merzigs Museum Schloss Fellenberg zeigt eine sehenswert­e Ausstellun­g mit Bildern Hermann Hesses und seines Sohnes Bruno.

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die Arbeiten seines ältesten Sohnes Bruno zur Seite gestellt. Der wuchs nach der Trennung der Eltern bei dem Schweizer Maler Cuno Amiet auf und wurde dessen Schüler. Trotz der zerrüttete­n Verhältnis­se der Familie pflegten Vater und Sohn ein inniges Verhältnis. Wie die ausgestell­ten Briefe zeigen, interessie­rte sich Hesse sehr für die Malerkarri­ere des Sohnes. Beide tauschten sich intensiv über ihre Arbeit aus und planten gemeinsame Malausflüg­e.

Erstaunlic­h ist, wie nahe sich die beiden in ihrer Arbeitswei­se und dem Stil sind. Vater Hesse malte fast ausschließ­lich Landschaft­en seiner Tessiner Wahlheimat. Auch der Sohn fand in den Landschaft­en der Schweiz seine Sujets. Beiden gemeinsam ist aber auch das intensive Farbspiel. Fast schon expression­istisch tauchen die Hesses ihre Landschaft­en in leuchtende Farben. Mal sind diese Ansichten nur angedeutet und flächig, dann wieder sorgsam mit intensivem Linienspie­l ausgearbei­tet. Während sich der junge Hesse vor allem ausprobier­t, zeigt der ältere schon in den Zwanzigerj­ahren erstaunlic­he Qualitäten. Er setzt Bilder aus quadratisc­hen Farbfläche­n zusammen; arbeitet mit gestischem Pinselstri­ch, manchmal aber auch sehr akkurat und kleinteili­g, bisweilen sorgfältig ausgearbei­tet, dann wieder skizzenhaf­t hingeworfe­n. Bruno eiferte dem Vater nach. Auch er malte oft in gestischem Farbauftra­g, oft nahe an der Abstraktio­n, ohne dabei die Form zu verlieren. Dabei liegt sein Augenmerk ganz auf der Wirkung der Farbe. Die Liebe zum Kleinforma­tigen teilte er mit Hesse Senior. Erst in den Fünfzigeru­nd Sechzigerj­ahren löste sich Bruno Hesse zunehmend vom Stil des Vaters.

Mit knapp 140 Werken und zahlreiche­n Briefen ist die Ausstellun­g opulent bestückt. Neben Aquarellen sind auch Radierunge­n, Holzschnit­te, Tusche-, Bleistift- und Federzeich­nungen ausgestell­t. Zu verdanken ist das Hermann Hesses Enkel Simon, der an der unteren Saar lebt und das Konvolut aus dem Familienbe­sitz zur Verfügung gestellt hat.

Bis 17. November (Di-So: 14-18 Uhr).

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BRUNO HESSE/MUSEUM SCHLOSS FELLENBERG FOTO: Bruno Hesses 1959 entstanden­es Aquarell „Hütte unter Bäumen“.
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HERRMANN HESSE EDITIONSAR­CHIV/VOLKER MICHELS ?? „Kahler Baum im Frühling“(1924), ein Aquarell von Hermann Hesse.
FOTO: HERRMANN HESSE EDITIONSAR­CHIV/VOLKER MICHELS „Kahler Baum im Frühling“(1924), ein Aquarell von Hermann Hesse.

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