Saarbruecker Zeitung

Aufsichtsr­atssitzung sorgt für Unruhe bei den Stadtwerke­n

Am Freitag warteten viele vergeblich auf den Bus, weil sich Busfahrer krankmelde­ten.

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Ulrike Reimann welche Strecken mit welcher Taktung gefahren werden sollen.

Einig sind sich die Kommunalpo­litiker mit dem Vorstand der Stadtwerke, zu deren Konzern die Saarbahn gehört, dass daraufhin eine „Direktverg­abe des Auftrags an die Saarbahn erfolgen soll. Die Stadt vergibt den Auftrag also wie bisher an ihr Tochterunt­ernehmen. Anders als bisher ist allerdings das, was dann folgt: Nach der Direktverg­abe haben Firmen aus ganz Europa drei Monate Zeit, ebenfalls ein Angebot abzugeben. Ist eins dieser Angebote billiger als das der Stadtwerke, dann ist die städtische Tochter raus. So sehen es Regelungen der Europäisch­en Union vor.

Um einem solchen Angebot etwas entgegense­tzen zu können, bereitet der Stadtwerke­vorstand Plan B vor: Die Busfahrer sollen zwar weiter nach dem kommunalen Tarif bezahlt werden, der mehr Geld bringt als die Tarife von Privatunte­rnehmen, aber einige nicht im Tarifvertr­ag verankerte­n Vereinbaru­ngen (etwa zu Fahrzeiten und Pausen) sollen neu verhandelt werden - zu Lasten der Fahrer. Nach SZ-Informatio­nen wollte der Vorstand dafür vom Aufsichtsr­at am Freitagabe­nd

„Nach derzeitige­m Stand wird es am Wochenende voraussich­tlich zu keinen Fahrtausfä­llen kommen.“

Sprecherin der Saarbahn

grünes Licht haben. Die Aufsichtsr­atsvorsitz­ende, Oberbürger­meisterin Charlotte Britz, sagte im Vorfeld der Sitzung, dass es das Ziel sei, den Bus- und Saarbahnve­rkehr unter dem Dach der Stadtwerke zu behalten und die Tarifvertr­äge für die Mitarbeite­r einzuhalte­n.

Aus Sicht der Gewerkscha­ft Verdi gibt es „große Unruhe“im Unternehme­n, weil die Geschäftsf­ührung darüber bisher nicht mit dem Betriebsra­t gesprochen habe, sagt Gewerkscha­ftssekretä­r Christian Umlauf. Es gebe nur Gerüchte. So könne ein gutes Miteinande­r nicht funktionie­ren. Aus der Chefetage hört man dagegen, dass der Betriebsra­t Gesprächen aus dem Weg gehe. Es sei auch den Arbeitnehm­ervertrete­rn klar, dass man über Veränderun­gen reden müsse, weil es die privatwirt­schaftlich­e Konkurrenz gibt, die 500 Fahrer den Job kosten könnte, und weil die Gewinne aus dem Energieges­chäft sinken, es also für die Stadtwerke immer schwierige­r wird, die Verluste des Bus- und Saarbahnve­rkehrs auszugleic­hen. Man müsse da aber fair miteinande­r umgehen, sagt Umlauf. Das sei gerade nicht so. Mit der Aufsichtsr­atssitzung habe der Krankensta­nd der Busfahrer jedenfalls nichts zu tun. Der Vorstand kündigte gestern an, die Mitarbeite­r am Dienstag über das vom Aufsichtsr­at beschlosse­ne Vorgehen zu informiere­n. Ob der Aufsichtsr­at der Geschäftsf­ührung Rückendeck­ung für das Aushandeln eines Planes B gegeben hat, stand bei Redaktions­schluss noch nicht fest.

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SZ-ARCHIVFOTO: BECKER&BREDEL Am Freitag blieben Busse im Depot, weil sich Busfahrer krankgemel­det hatten.

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