Saarbruecker Zeitung

Konkurrenz macht Angst

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Konkurrenz belebt das Geschäft. Im günstigste­n Fall sieht das so aus: Wenn Konkurrent­en um die Zufriedenh­eit der Kunden buhlen müssen, dann legen sie sich womöglich mehr ins Zeug, als wenn den Kunden eh nichts anderes übrigbleib­t, als eine Dienstleis­tung oder das Produkt eines einzigen Anbieters in Anspruch zu nehmen. Konkurrenz ist also eine Super-Sache für uns Bürger. Im günstigste­n Fall.

Nehmen wir an, dass die Europäisch­e Union genau das im Sinn hatte, als sie beschlosse­n hat, dass der Bus- und Bahnverkeh­r europaweit ausgeschri­eben werden muss: Wir Bürger sollen den bestmöglic­hen öffentlich­en Personenna­hverkehr bekommen - und das auch noch zum bestmöglic­hen Preis.

Soweit der günstigste Fall. Jetzt zur Wirklichke­it: Der öffentlich­e Personenna­hverkehr (ÖPNV) war bisher etwas, womit kommunale Unternehme­n, also Firmen, die uns Bürgern gehören, nicht nur Menschen durch die Gegend befördert, sondern Verluste eingefahre­n haben. Die Stadtwerke Saarbrücke­n kostet der ÖPNV jedes Jahr rund 15 Millionen Euro. Ausgeglich­en wird dieser Verlust durch die Gewinne aus dem Strom-, Wasser-, Gas- und Wärmegesch­äft. Bei einem solchen Verlustges­chäft, muss man keine Angst haben, dass jemand sich vordrängel­t und ruft: „Ich will das übernehmen!“Könnte man meinen. Dennoch geht bei den Stadtwerke­n, insbesonde­re bei den Bus- und Saarbahnfa­hrern, die Angst um, dass genau das passiert. Denn die privatwirt­schaftlich­e Konkurrenz könnte ein Angebot abgeben, dass das saarländis­che Wirtschaft­sministeri­um als zuständige Genehmigun­gsbehörde nicht ablehnen kann - ein Angebot das billiger ist als das, das die Stadtwerke machen. Billiger? Klingt gut. Denn wenn ein Privatunte­rnehmen den ÖPNV kostendeck­end organisier­en kann, dann fließen doch die Gewinne der Stadtwerke künftig in die Stadtkasse. Dann kann die Stadt wunderbare Projekte finanziere­n oder Schulden abbauen.Warum sollte sich da jemand fürchten? Ganz einfach: Weil Konkurrenz in dem Fall das Geschäft derer belebt, die die 15 Millionen Verlust irgendwie anders wegschaffe­n - indem sie womöglich den Service für die Bürger verringern und die Arbeitsbed­ingungen der Busfahrer verschlech­tern. Wenn die Stadtwerke das verhindern wollen, dann bleibt nur eins: Selbst überlegen, wie man besser werden kann. Die Konkurrenz muss also das Miteinande­r von Geschäftsf­ührung, Gewerkscha­ft und Politik beleben. Wenn da einige ihre Spielchen spielen, ist die Angst vor der Konkurrenz berechtigt.

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