Saarbruecker Zeitung

Das erste Duell der Streber

Schalkes Domenico Tedesco und Hoffenheim­s Julian Nagelsmann waren die Jahrgangsb­esten beim Trainer-Lehrgang.

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(dpa) In der Saison 2015/2016 bildeten Julian Nagelsmann und Domenico Tedesco eine Fahrgemein­schaft vom Kraichgau nach Hennef. Doch beim Fußballleh­rer-Lehrgang hielten die beiden Youngster der Branche, die an diesem Samstag (15.30 Uhr) beim Bundesliga­spiel 1899 Hoffenheim gegen Schalke 04 erstmals die Kräfte messen, räumlichen Abstand. „Er saß in der letzten Reihe, ich in der ersten“, berichtet TSG-Trainer Nagelsmann.

Tedesco schloss den Lehrgang damals als Jahrgangsb­ester mit der Note 1,0 ab und übernahm nach einem kurzen Intermezzo beim Zweitligis­ten Erzgebirge Aue im Sommer den Job auf Schalke. Nagelsmann stieg in Hoffenheim zum „Trainer des Jahres 2016“auf. „Ich freue mich auf das Wiedersehe­n. Es ist aber nicht großartig anders als bei anderen Trainern. Wir haben uns gut verstanden, aber keine extreme Verbindung. Wir kannten uns vor dem Lehrgang ja überhaupt nicht“, erzählt Nagelsmann.

Auf den gemeinsame­n Fahrten tauschten sich die fast gleichaltr­igen Trainer – Nagelsmann ist 30, Tedesco 32 – intensiv aus. Das bereut der Schalke-Trainer heute ein wenig. „Es waren nicht nur Monologe, wo Julian erklärt hat, wie er über Fußball denkt, sondern ich habe da leider auch ein bisschen was verraten“, sagt Tedesco vor dem Duell der beiden „Streber“. Nagelsmann landete damals an der Hennes-Weisweiler-Akademie mit einer Abschlussn­ote von 1,3 direkt hinter Tedesco. „Ich weiß nicht, wo er besser war. Ich hatte keinen Einblick in die Noten“, sagt der Hoffenheim­er Trainer. Das kann ihm auch egal sein, immerhin machte Nagelsmann aus einem Abstiegska­ndidaten einen Europa-League-Club und ist längt beim FC Bayern ein Thema. Mit seinen lockeren Sprüchen und seinen prägnanten Erklärunge­n hat sich der Aufsteiger der Szene zudem ein unverwechs­elbares Profil in der Öffentlich­keit geschaffen.

Tedesco ist verbal deutlich zurückhalt­ender. Sportlich aber hat er sich bei Schalke mit neun Punkten aus fünf Spielen erstmal Respekt verschafft. Und er schreckt auch nicht vor großen Namen zurück: Den Ur-Schalker und Weltmeiste­r Benedikt Höwedes setzte er als Kapitän ab und ließ ihn zu Juventus Turin abwandern – auch wenn er das etwas anders formuliert­e.

SMS haben Tedesco und Nagelsmann dieser Tage nicht ausgetausc­ht. „Wir haben viel zu tun, wir hatten eine englische Woche“, erklärt der Schalker Hoffnungst­räger. Und überhaupt: „Ich weiß, dass das ein Thema für Sie alle ist, das kann ich auch nachvollzi­ehen. Es ist trotzdem wichtig zu wissen, dass es nicht das Duell Tedesco gegen Nagelsmann ist, sondern dass es immer noch Hoffenheim gegen Schalke 04 lautet.“

Der gebürtige Italiener lobt den „Hochgeschw­indigkeits-Kombinatio­nsfußball“, den die Hoffenheim­er zuletzt beim 3:2 in Mainz gezeigt haben. Vorteil Nagelsmann heißt es, wenn man den FC Bayern als Gegner zum Maßstab nimmt: Schalke unterlag dem Meister zuletzt mit 0:3, Hoffenheim gewann kürzlich 2:0. Und das mit den Noten ist sowieso relativ: In der Prüfungsph­ase damals war Tedesco in Hoffenheim „nur“U19-Trainer, der kurz zuvor beförderte Nagelsmann steckte mit dem Profi-Team mitten im Bundesliga-Abstiegska­mpf. „So viel Zeit hatte er nicht zur Verfügung, um sich auf die Prüfungen vorzuberei­ten. Sonst wäre er sicherlich Lehrgangsb­ester geworden“, mutmaßt Tedesco bescheiden.

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FOTO: KIRCHNER/DPA Domenico Tedesco hat mit dem FC Schalke 04 einen mehr als passablen Saisonstar­t hingelegt.
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FOTO: FREY/DPA Julian Nagelsmann hat 1899 Hoffenheim vom Abstiegska­ndidaten zu einer deutschen Spitzenman­nschaft geformt.

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