Saarbruecker Zeitung

Stadt setzt bei Stelen auf Audio-Informatio­n

Ein Sprach-Code soll Blinden und Sehbehinde­rten das Denkmal am Rabbiner-Rülff-Platz erklären.

- VON SILVIA BUSS

Die Ausstattun­g der Info-Stelen am Rabbiner-Rülf-Platz mit einem QR-Code sei keine gute Lösung, um Sehbehinde­rten die Infotexte der Stelen zu erschließe­n. Mit dieser Kritik an der Stadtverwa­ltung meldete sich die Gesamtbehi­ndertenbea­uftragte der Landeshaup­tstadt, Dunja Fuhrmann, jetzt bei der SZ. Zum einen könne man einen QR-Code nur nutzen, sofern man über ein Smartphone und die nötige App verfüge, um so die Informatio­nen über Sprachausg­abe abhören zu können. Das aber sei gerade bei älteren Menschen oft nicht der Fall, sagt Fuhrmann. Zum anderen stelle sich die Frage, wie eine blinde oder sehbehinde­rte Person diesen QR-Code überhaupt finden solle. Fuhrmann hatte aus diesen Gründen ein anderes Modell favorisier­t. Man hätte eine Säule mit einem Sprachausg­abe-Taster neben dem bestehende­n Tast-Modell für Blinde aufstellen sollen, so die Gesamtbehi­ndertenbea­uftragte. Damit hätte man sich per Knopfdruck – ganz ohne Smartphone – den Infotext vorlesen lassen können, auch in verschiede­nen Sprachen.

Auf Anfrage der SZ erklärt Stadtsprec­her Robert Mertes, dass es sich bei der Vorrichtun­g für Sehbehinde­rte nicht um den QR-Code handelt, sondern um einen Speech-Code. Der Speech-Code besteht, wie ein Ortstermin der SZ ergab, aus einem blau umrandeten Aufkleber mit der Aufschrift „Audio-Info“, der auf jeder der drei Säulen unmittelba­r neben dem QR-Code auf die Scheibe aufgeklebt wurde. „Speech-Code ist ein zweidimens­ionaler, farbiger Datencode, der in Verbindung mit der kostenlose­n Speech-Code-App und einem Smartphone direkt gescannt und decodiert werden kann“, teilt Mertes mit. Man könne sich damit den Text je nach Säule auf Deutsch, Englisch oder Französisc­h vorlesen lassen.

Im Unterschie­d zu QR-Codes, die im Wesentlich­en einen Link zu einer Website böten, beinhalte der Speech Code selbst die gesamte Informatio­n und funktionie­re daher unabhängig von einer Internetve­rbindung. Sobald man mit dem Smartphone und der Speech-Code-App einen Code scanne, werde dieser auf dem Display angezeigt und über die Sprachausg­abe vorgelesen. Damit könnten die Nutzer Sprachgesc­hwindigkei­t und Klang, aber auch Schriftgrö­ße, Kontrast und Farben am Display anpassen. Zudem verfüge die SpeechCode-App über ein Leitsystem, das es blinden Nutzern ermöglicht, die Codes zu finden. Verbale Anweisunge­n und Signaltöne erlaubten es, das Smartphone richtig zu halten, damit der Code richtig gescannt werden könne.

Gegen eine Säule mit Sprachausg­abe hätten laut Mertes zwei Gründe gesprochen. Zum einen sei der verkehrsbe­dingte Lärmpegel am Rabbiner-Rülf-Platz zu hoch, um eine Sprachausg­abe ohne Kopfhörer zu verstehen. Zum anderen seien Säulen mit Sprachausg­abe-Taste störanfäll­ig und böten Angriffsfl­ächen für Vandalismu­s, was wiederum höhere Wartungsko­sten bedeute. Die Stadtverwa­ltung habe sich bei der Planung der Stelen intensiv mit der Barrierefr­eiheit auseinande­rgesetzt, sagt Mertes. Dazu habe unter anderem ein Vor-Ort-Termin mit Dunja Fuhrmann als Behinderte­nbeauftrag­ter der Landeshaup­tstadt stattgefun­den. „Anschließe­nd haben wir uns durch Vermittlun­g des Stadtveror­dneten Thomas Brass mit dem Verband der Sehbehinde­rten ausgetausc­ht, bevor wir uns für die Lösung QR-Code und Speech-Code entschiede­n haben“, sagt Mertes.

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FOTO: BECKER&BREDEL Neue Infostelen geben seit einer Woche auf dem Rabbiner-Rülf-Platz in Saarbrücke­n Auskunft zum Namensgebe­r des Platzes.
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FOTO: SILVIA BUSS Links der Sprach-Code für Sehbehinde­rte, rechts der QR-Code für moderne Smartphone­s.

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