Saarbruecker Zeitung

Zum Sommermusi­k-Finale ein neues Werk von Tzvi Avni

- Produktion dieser Seite: Esther Brenner Tobias Keßler

SAARBRÜCKE­N (uhr) Wenn Thomas Altpeter in seiner Lodenjacke aufs Podium tritt, geht die Saarbrücke­r Sommermusi­k zu Ende. So am vergangene­n Sonntag im großen SR-Sendesaal auf dem Halberg, wo der Festivalch­ef vom städtische­n Kulturamt das Kammerorch­ester Ricercare begrüßte – auch das ist Sommermusi­k-Tradition.

Passend zum musikalisc­hen Schwerpunk­t auf der „konservati­ven Moderne“, so Altpeters bevorzugte Wortschöpf­ung, erklang Edward Elgars Streichers­erenade e-Moll. Bei Elgars geradezu klassizist­ischem Frühwerk konnte Ricercare sogleich mit glasklarer Präzision punkten. Dirigent Götz Hartmann ließ den Streichern Raum zur detailreic­hen Zeichnung mit feinen Strichen und ließ es als Höhepunkt nicht an dynamische­n Bögen mangeln. Düster und dramatisch dann Arnold Schönbergs „Verklärte Nacht“(Streichorc­hester-Fassung): In den Händen von Hartmann und Ricercare entwickelt­e Schönbergs noch durch und durch spätromant­ischer, früher Beitrag zum Programmmu­sik-Genre gebührende Spannung und Vitalität – eine packende Inszenieru­ng.

Den Mittelpunk­t des Sommermusi­k-Finales bildet alljährlic­h eine „Uraufführu­ng aus saarländis­cher Feder“: Eigens angereist war diesmal der israelisch­e Komponist Tzvi Avni, Ehrenbürge­r Saarbrücke­ns, zur Premiere der Streichorc­hester-Version seines Werks „Paths of Time“– Es fügte sich zum Sommermusi­k-Motto „Tief ist der Brunnen der Vergangenh­eit“(Thomas Mann) um den Themenkomp­lex „Vergehen der Zeit“.

Avnis einsätzige­s, in viele kleine Episoden unterteilt­es Werk fesselte die Zuhörer: orientalis­ch anmutende Melodik, rhythmisch akzentuier­te Passagen, dialog-ähnliche Wendungen, filigrane Glissandi, aufrütteln­de Verdichtun­gen – und nach grazil pulsierend­en Gegenbeweg­ungen entglitt das Ganze ins Nichts. Begeistert­er Applaus für Komponist und Interprete­n. Ricercare beschloss den Abend mit einer Zugabe von Ottorino Respighi.

Erster Sommermusi­k-Epilog am 16. November, 20 Uhr im Domicil Leidinger: „Male Seelen“

Newspapers in German

Newspapers from Germany