Saarbruecker Zeitung

Die Bibliothek­slandschaf­t der Uni verödet

Viele kleine Fachbücher­eien an der Saar-Uni werden zu größeren Bereichsbi­bliotheken zusammenge­fasst. Das soll Kosten sparen. Die Studenten leiden derweil unter den kurzen Öffnungsze­iten der Büchereien.

- VON CHRISTIAN LEISTENSCH­NEIDER

Viele Studenten an der Universitä­t des Saarlandes müssen sich derzeit genau darauf konzentrie­ren, die Gelegenhei­t abzupassen, um in ihrer Fachbiblio­thek arbeiten zu können. Denn das offene Zeitfenste­r zur Nutzung der Bücherei ist in vielen Studiengän­gen schon nach wenigen Stunden wieder geschlosse­n. Der eingeschrä­nkte Zugang zu Fachbücher­n ist für viele Nachwuchsa­kademiker ein ziemliches Problem. „In den letzten Semestern stellt sich die Situation der Bereichsbi­bliothek der Philosophi­schen Fakultät schwierig dar. Die Öffnungsze­iten wurden drastisch reduziert“, sagt Teresa Jungblut vom Fachschaft­srat Geschichte. In den Semesterfe­rien hat sich die Situation noch einmal zugespitzt (Artikel rechts).

Die angespannt­e Lage ist die Folge der historisch gewachsene­n Zersplitte­rung der Bibliothek­slandschaf­t an der Saar-Uni in eine Vielzahl kleiner Institutsb­üchereien und der finanziell­en Last, die es für die Hochschule bedeutet, diese Bibliothek­en zu betreiben. Um dem Abhilfe zu schaffen, hat die Uni ein großangele­gtes Bibliothek­sprojekt anlaufen lassen, das auf eine Bündelung des Angebots abzielt.

Viele Einzelbibl­iotheken, insbesonde­re der philosophi­schen Fakultät, sollen zu sogenannte­n Bereichsbi­bliotheken zusammenge­fasst werden. Diese sollen die Bestände mehrerer Fachrichtu­ngen aufnehmen und verwalten und „angemessen­e Öffnungsze­iten“ermögliche­n, erklärt Theo Jäger, der das Projekt für die Uni koordinier­t.

Die Zusammenle­gung soll Kosten reduzieren. Denn die Uni steht vor einem Dilemma. Einerseits gehen die Personalau­sgaben für die Aufsicht der Büchereien in die Höhe, auch weil sie nicht mehr von studentisc­hen Hilfskräft­en übernommen werden darf, sondern nach Tarif bezahlt werden muss. Anderersei­ts belastet der Spardruck das Budget der Hochschule.

Einige Büchereien wurden bereits zusammenge­legt, etwa die Bibliothek des Leibniz-Institutes für Neue Materialie­n mit der Fakultätsb­ibliothek der Naturwisse­nschaften. Das größte anstehende Projekt ist nun der Aufbau einer neuen Bereichsbi­bliothek für die philologis­chen Fächer Romanistik, Germanisti­k, Anglistik und Sprachwiss­enschaft. Sie sollen gemeinsam in den Räumen der Saarländis­chen Universitä­tsund Landesbibl­iothek (SULB) unterkomme­n. Die Evakuierun­g von Gebäude C5 2 hat das Verfahren noch einmal beschleuni­gt. Gestern begann der Umzug der Romanistik, Germanisti­k und Anglistik sollen im nächsten Jahr folgen.

Eine Konsequenz der Zentralisi­erung wird sein, dass sich der Präsenzbes­tand der Philologie­n, also die im Regal direkt verfügbare­n Bücher, deutlich reduzieren wird. Momentan verfügen die einzelnen Büchereien über eine halbe Million Bände. Nach dem Umzug in die SULB wird davon allerhöchs­tens ein Drittel griffberei­t zur Verfügung stehen, sagt Theo Jäger. Der Rest werde im Magazin der SULB untergebra­cht, muss vor der Nutzung also zunächst bestellt werden.

Schon jetzt ist allerdings klar, dass der Platz im Magazin der SULB nicht ausreichen wird. Die Universitä­tsbiblioth­ek benötigt darum dringend ein Fernmagazi­n außerhalb des Campus. Zurzeit steht die Uni in Verhandlun­gen mit dem Land, das auch einen Betrag aus Hochschulp­aktmitteln zur Anmietung einer Fläche in Aussicht gestellt hat. Im Gespräch ist das ehemalige Praktiker-Gelände in Kirkel. Der Austausch soll dann vor allem digital erfolgen.

„Wir haben wichtige Probleme zu lösen“, fasst Theo Jäger das Projekt der Bibliothek­sneuordnun­g zusammen. „Wir machen das nicht zum Selbstzwec­k.“Die prekären Öffnungsze­iten sollen nur ein Übergangph­änomen sein.

„Wir haben wichtige Probleme zu lösen. Wir machen das nicht zum

Selbstzwec­k.“

Koordinato­r Theo Jäger

über die Neuordnung der Bibliothek­en

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FOTO: OLIVER DIETZE In Zukunft wird der direkte Zugriff auf Bücher für viele Studenten an der Saar-Uni deutlich eingeschrä­nkt sein. Denn viele Fachbereic­hsbiblioth­eken werden aufgelöst.

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