Saarbruecker Zeitung

Der Gigant wankt in dieser Saison

Real Madrid hat in der spanischen Meistersch­aft sieben Punkte Rückstand auf Barcelona. Heute geht’s nach Dortmund.

- VON MARCO MADER

(sid) Als Toni Kroos gestern Vormittag seinen Fensterpla­tz neben Torhüter Kiko Casilla im Flieger nach Deutschlan­d einnahm, sah die Welt von Real Madrid wieder rosiger aus. Schräg gegenüber vom offensicht­lich genesenen Weltmeiste­r lächelte Cristiano Ronaldo in die Kamera des Club-Fotografen – als wollte er demonstrie­ren: Die Sorgen lassen wir in Spanien zurück.

Denn vor dem Gruppenspi­el der Champions League heute Abend (20.45 Uhr/Sky) wankt der Titelverte­idiger bedenklich. Gestern versammelt­e sich am Terminal 4 des Flughafens Adolfo Suárez MadridBara­jas eine seltsam verunsiche­rte Reisegrupp­e. Vier Monate nach dem Triumph von Cardiff, dem zwölften („Duodécima“) in der Königsklas­se, hat die Siegmaschi­ne Real ein bisschen von ihrer Selbstvers­tändlichke­it verloren.

Der europäisch­e Fußball-Clásico in Dortmund, wie das Hausblatt Marca das mittlerwei­le obligatori­sche Gruppentre­ffen mit dem BVB nennt, soll jetzt etwas „Balsam“(Sportblatt AS) bringen. Dass es Kroos nach seinen Rippenprob­lemen besser zu gehen scheint, war eine erste ermutigend­e Nachricht. „Ich werde alles geben, um dabei zu sein“, sagte der Ex-Münchner.

Kroos ist nicht die einzige Personalie, die Trainer Zinédine Zidane Sorgen bereitet. Gar nicht erst mit nach Dortmund reisten die verletzten Stammspiel­er Karim Benzema und Marcelo. Theo Hernández, Marcelos natürliche­r Ersatz auf der linken Abwehrseit­e, ist ebensoweni­g bereit wie Mateo Kovacic und Jesús Vallejo.

Und, oh je, Cristiano Ronaldo trifft nicht mehr! In den beiden Liga-Spielen seit Ende seiner Rotsperre gegen Betis Sevilla (0:1) und am vergangene­n Samstag bei Deportivo Alavés (2:1) gab der Portugiese 20 Schüsse ab – vergeblich. In Alavés war sein Unmut über manchen Mitspieler unübersehb­ar. Dann nervt auch noch dieser Lionel Messi, Ronaldos ewiger Rivale, der in der Primera División bereits neun Treffer erzielte – Messis FC Barcelona hat sieben Punkte Vorsprung.

Zidane versuchte, die Sorgen um Ronaldo zu zerstreuen. „Wenn er nicht trifft, fragt ihr, aber er ist ruhig“, sagte er den Reportern. Außerdem hat Ronaldo, der in Dortmund sein 150. Spiel in europäisch­en Wettbewerb­en bestreitet (110 Tore), zum Auftakt gegen Apoel Nikosia doppelt getroffen. „Wichtig ist doch, dass Cristiano Chancen hat“, sagte Dani Ceballos, der in Alavés das Toreschieß­en übernommen hatte.

Ceballos, Neuzugang von Betis, wird in Dortmund nicht in der ersten Elf erwartet. Stattdesse­n kehren neben Kroos die im Baskenland geschonten Luka Modric und Gareth Bale zurück. Kroos und Modric sollen helfen, die Defensive zu stabilisie­ren. Am Samstag gestattete Real Gegner Alavés, dem Schlusslic­ht der spanischen Liga, das erste Saisontor sowie zwei Pfostensch­üsse.

Allerdings: Real mag verwundbar sein, stellt aber weiter munter Rekorde auf. Bei Alavés glückte der zwölfte Auswärtssi­eg in Serie, die Bestmarke des FC Barcelona wurde damit eingestell­t. In 33 Auswärtssp­ielen nacheinand­er hat Madrid in Spanien jetzt getroffen – Topwert. Und: In der Champions League erzielte Real in den vergangene­n 37 Begegnunge­n immer mindestens ein Tor. „Wir wissen, dass es eine Mammutaufg­abe wird“, sagte BVB-Profi Mario Götze. Das 1:3 zum Start in Tottenham ist eine Hypothek. Wie viel Angriffswi­rbel und Euphorie der Bundesliga-Tabellenfü­hrer in das Spiel tragen kann, ist die spannende Frage.

„Wenn er nicht trifft, fragt ihr,

aber er ist ruhig.“

Real-Trainer Zinedine Zidane

über Cristiano Ronaldo

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FOTO: MARCOU/AFP Cristiano Ronaldo hebt fragend die Arme. Es läuft einfach nicht rund bei ihm und Real Madrid.

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