Saarbruecker Zeitung

Radsport-Fundament steht noch nicht stabil

Die deutschen Profis erleben mit Ausnahme der WM ein erfolgreic­hes Jahr – und hoffen auf eine „Sogwirkung“der Deutschlan­d-Tour.

- Produktion dieser Seite: Kai Klankert Mark Weishaupt

den Medien und bei Sponsoren schwinde zwar weiterhin, doch gewisse Akzeptanz-Probleme hat der Radsport noch immer. Es zeigt sich etwa an der fehlenden Zahl großer, internatio­naler Etappenren­nen in Deutschlan­d. „Es ist erschrecke­nd, wenn man in den internatio­nalen

Simon Geschke Kalender schaut. 2017 gab es bei den Profis gar nichts“, stellt Moster heraus. Immerhin: „Der Grand Départ in Düsseldorf hat gezeigt, wir sind auf einem sehr guten Weg. Er war ganz wichtig für eine positive Grundstimm­ung.“

Dieser Trend könnte auch der Deutschlan­d-Tour helfen, die im besten Falle eine „Sogwirkung“(Moster) entfaltet. In Kürze werden Details zur Neuauflage erwartet, von der offiziell bisher nur bekannt ist, dass sie in Stuttgart endet und vom 23. bis 26. August 2018 stattfinde­n soll. Merzig soll laut dem saarländis­chen Innen- und Sportminis­ter Klaus Bouillon Etappenort und am nächsten Tag auch Startort werden. Mit einem Rundkurs vor dem Ziel in Merzig sollen die Radsport-Fans im Saarland auf ihre Kosten kommen. Bestätigt sind Bouillons Ankündigun­gen allerdings noch nicht.

Immer wieder ist in der Branche überdies zu hören, dass vor allem die Sicherheit­skosten Städte abschrecke­n und der Rundfahrt Anlaufprob­leme bereiten. Während die Auswirkung­en der großen Depression nach den Jahren der hemmungslo­sen Jan-Ullrich-Euphorie mit Verzögerun­g kamen, dauert es nun umgekehrt ebenfalls lange, bis ein neues Radsport-Fundament stabil steht.

Deshalb betrachtet Moster auch eine Bewerbung für eine Straßenrad-WM, etwa für das Jahr 2022, als verfrüht, wenngleich er die Idee reizvoll findet. Die Bahnrad-EM in Berlin im Oktober und die WM in drei Jahren seien erste Schritte. „Eine WM auf der Straße wäre für uns natürlich das Größte“, sagt der 50-Jährige, zumal Bergen, zumal die Norweger ein leuchtende­s Beispiel abgaben. „Wenn wir bei der Deutschlan­d-Tour eine ähnliche Atmosphäre wie hier erleben, wäre das großartig“, meint Simon Geschke, der unlängst auch die Probleme im Nachwuchs und die fehlenden Rennen angesproch­en hatte.

„Vor 15 Jahren hatten wir noch eine breitere Masse an Talenten“, sagt Moster. Umso wertvoller ist ein Hochbegabt­er wie der 21-jährige Lennard Kämna, sind andere Nachwuchs-Hoffnungen wie die Sprinter Phil Bauhaus und Pascal Ackermann sowie Zeitfahr-Talent Max Schachmann oder die Völklinger­in Lisa Klein bei den Frauen, sind anhaltende Erfolge von Marcel Kittel und Co. Denn bis die Akzeptanz wieder ein wirklich breites Publikum erfasst, ist noch einiges an Überzeugun­gsarbeit nötig.

„Wenn wir bei der Deutschlan­d-Tour eine ähnliche Atmosphäre wie hier bei der WM erleben, wäre das

großartig.“

deutscher Radprofi

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FOTO: NESVOLD/DPA Tony Martin und seine Kollegen aus Deutschlan­d können mit dem sportliche­n Abschneide­n im Jahr 2017 recht zufrieden sein.

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