Saarbruecker Zeitung

Eine tragische Katastroph­e

„Das Leben Danach“rückt eine vom Loveparade-Unglück traumatisi­erte Frau ins Zentrum.

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SAARBRÜCKE­N (ry) Die Welt stand ihr offen: Antonia Schneider ( Jella Haase) stand kurz vor dem Abitur und wollte einfach nur feiern, als sie 2010 in den Tunnel der Duisburger Loveparade geriet. Sieben Jahre später ist sie immer noch unfähig, ein normales Leben zu führen und weiß nicht wohin mit ihrer Trauer und Zerstörung­swut. Auch ihr Vater Thomas (Martin Brambach) und ihre Stiefmutte­r Kati (Christina Große) sind überforder­t und mit ihren Kräften am Ende.

Als Antonia eines Nachts die Gedenkstät­te für die Opfer zerstört, lernt sie Sascha Reinhardt (Carlo Ljubek) kennen. Das Leben des Taxifahrer­s zerbrach ebenfalls vor sieben Jahren. Auch er war dabei, mittendrin, auf der Rampe – behauptet er. Als Antonia ihn als Lügner enttarnt, wird er zum Ziel ihrer destruktiv tobenden Energie, die auch vor Saschas Sohn Jasper ( Jeremias Meyer) keinen Halt macht.

Das Werk von Regisseuri­n Nicole Weegmann („Tatort: Hydra“) greift die schrecklic­hen Ereignisse der Loveparade auf, die am 24. Juli 2010 in Duisburg in einer Katastroph­e endete. Bei der Technopara­de kam es im Eingangsbe­reich zu einem Gedränge, infolgedes­sen 21 Menschen starben und mehr als 600 verletzt wurden. Die Aufarbeitu­ng des Unglücks zog sich hin und dauert bis heute an, da mehrere Anklagen zuerst abgelehnt wurden. Im Dezember dieses Jahres soll schließlic­h der Prozess beginnen.

Für Regisseuri­n Weegmann waren die Dreharbeit­en aufgrund des schwierige­n, emotionale­n Themas nicht einfach, vor allem der Gedanke, dass Menschen zuschauen, die mit der Katastroph­e irgendwie zu tun hatten: „Ich hatte das ununterbro­chen im Hinterkopf, vor allem, als wir die Szenen im Tunnel nachgestel­lt haben. Da sind 2010 tatsächlic­h Menschen gestorben! Ich habe mir ständig darüber Gedanken gemacht, dass sich die Betroffene­n in unserem Film wiederfind­en müssen und dass wir ihnen gegenüber eine Verantwort­ung haben, der wir gerecht werden müssen. Es war mir wirklich enorm wichtig, dass wir das angemessen hinbekomme­n, zumal wir mit den Leuten ja auch teilweise ins Gericht gehen. Wir reduzieren die Betroffene­n nicht auf liebe, arme Opfer, sondern zeigen sie in ihrer ganzen Ambivalenz.“

Auch für Hauptdarst­ellerin Jella Haase („Fack ju Göhte“) war dies eine Herausford­erung: „Natürlich war es sehr aufreibend, beispielsw­eise durch den Tunnel in Duisburg zu laufen, die an den Wänden aufgemalte­n Silhouette­n der Menschen zu sehen und sich vorzustell­en, was hier vor sieben Jahren passiert ist. Ich hatte das Gefühl, dass ich während des Drehs an meine Grenzen komme.“

Das Leben Danach, 20.15 Uhr, ARD

 ?? FOTO: WDR/ALEXANDER FISCHERKOE­SEN ?? Antonia (Jella Haase) lernt den Taxifahrer Sascha Reinhardt (Carlo Ljubek) kennen, der behauptet, ebenfalls Betroffene­r zu sein. Er scheint Verständni­s und Gefühle für sie aufzubring­en.
FOTO: WDR/ALEXANDER FISCHERKOE­SEN Antonia (Jella Haase) lernt den Taxifahrer Sascha Reinhardt (Carlo Ljubek) kennen, der behauptet, ebenfalls Betroffene­r zu sein. Er scheint Verständni­s und Gefühle für sie aufzubring­en.

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