Ziel: Medikamente ohne Nebenwirkung
Forscher der Universität des Saarlandes geben bei größter deutscher Pharmazeuten-Konferenz Einblicke in ihre Arbeit.
SAARBRÜCKEN Kaum Herbstanfang, schon fällt das Schlucken schwer, und der Hals schmerzt. Diagnose: Mandelentzündung. Eine Entzündung ist zunächst ein gutes Zeichen: Sie zeigt an, dass sich der Körper gegen Krankheitserreger wehrt. Hört die Abwehrreaktion aber nicht mehr auf oder tritt sie in der Abwesenheit von Krankheitserregern auf, dann ist sie die Ursache für Erkrankungen – von Rheuma bis Krebs. Doch was geschieht genau bei einer Entzündung im Körper und wie lässt sie sich ohne Nebenwirkungen von Medikamenten behandeln?
Das ist eine der Fragen, auf die Pharmazeuten der Universität des Saarlandes Antworten suchen. Alexandra K. Kiemer, seit zwölf Jahren Professorin für Pharmazeutische Biologie in Saarbrücken, und ihre Kollegen forschen rund um das Eiweiß GILZ (Glucocorticoid-induzierter Leuzin Zipper). Kiemer: „Dieses Protein spielt bei Entzündungen im Körper eine zentrale Rolle.“Denn: Kommt es im Körper zu einer Entzündung, verschwindet GILZ, die Immunzellen bauen das Molekül ab. Kortison-Präparate, die bei Rheuma oder anderen entzündlichen Prozessen im Körper verabreicht werden, schaffen es zwar, das Eiweiß wieder verstärkt zu produzieren und so die Entzündung zu hemmen, der Patient muss aber mitunter erhebliche Nebenwirkungen des Medikamentes in Kauf nehmen. „Ziel unserer Grundlagenforschung ist es, die Entwicklung von Medikamenten möglich zu machen, die keine oder weniger Nebenwirkungen als Kortison haben“, erklärt Kiemer.
Die Arbeit der Professorin und die ihres Lehrstuhls ist seit gestern Teil des Programms der größten deutschen Pharmazeuten-Konferenz, die bis Samstag in Saarbrücken stattfindet. 430 Wissenschaftler treffen sich hier, um sich über den neuesten Stand der Forschung auszutauschen. Anlass ist die Jahrestagung der Deutschen Pharmazeutischen Gesellschaft (DPhG). Sie hat rund 10 000 Mitglieder, gilt als unabhängig, fördert die wissenschaftlichen Interessen der Pharmazie und tagt nach Angaben ihres Präsidenten Stefan Laufer „bewusst an Universitäten, um ihre wissenschaftliche Verankerung zu zeigen“. Das Besondere an dem Kongress: Dass sich alle fünf Fachdisziplinen der Pharmazie präsentieren und das Spektrum der Arzneimittelforschung aufzeigen. „Von der Suche nach den Ursachen einer Erkrankung, der Wirkstoff-Findung, über die Testung des Wirkstoffs, seine Wirkweise bis hin zur Frage, wie kommt der Wirkstoff dahin, wo er soll, und der richtigen Anwendungen am Patienten“, erklärt Professor Thorsten Lehr, Organisator der Tagung. In Saarbrücken existiert die universitäre Ausbildung der Pharmazeuten seit 51 Jahren. „Saarbrücken“, lobte DPhG-Präsident Laufer, „steht für Qualität, sowohl in der Lehre als auch in der Forschung“. Ein Beweis: Die Top-Abschlussquote von Saarbrücker Pharmazie-Absolventen: Bereits im fünften Jahr in Folge haben sie 2017 das beste Ergebnis im bundesweit einheitlichen ersten Abschnitt der Pharmazeutischen Prüfung erreicht.
Am Samstag findet ab 15 Uhr im Gebäude E22 auf dem Campus der „Tag der Offizinpharmazie“zur Arzneimitteltherapie-Sicherheit statt. Teilnahme kostenlos, www.2017.dphg.de
„Saarbrücken steht für Qualität, sowohl in der Lehre als auch in der
Forschung.“
Professor Stefan Laufer
Präsident der Deutschen Pharmazeutischen Gesellschaft