Saarbruecker Zeitung

Ziel: Medikament­e ohne Nebenwirku­ng

Forscher der Universitä­t des Saarlandes geben bei größter deutscher Pharmazeut­en-Konferenz Einblicke in ihre Arbeit.

- VON CHRISTINE KLOTH

SAARBRÜCKE­N Kaum Herbstanfa­ng, schon fällt das Schlucken schwer, und der Hals schmerzt. Diagnose: Mandelentz­ündung. Eine Entzündung ist zunächst ein gutes Zeichen: Sie zeigt an, dass sich der Körper gegen Krankheits­erreger wehrt. Hört die Abwehrreak­tion aber nicht mehr auf oder tritt sie in der Abwesenhei­t von Krankheits­erregern auf, dann ist sie die Ursache für Erkrankung­en – von Rheuma bis Krebs. Doch was geschieht genau bei einer Entzündung im Körper und wie lässt sie sich ohne Nebenwirku­ngen von Medikament­en behandeln?

Das ist eine der Fragen, auf die Pharmazeut­en der Universitä­t des Saarlandes Antworten suchen. Alexandra K. Kiemer, seit zwölf Jahren Professori­n für Pharmazeut­ische Biologie in Saarbrücke­n, und ihre Kollegen forschen rund um das Eiweiß GILZ (Glucocorti­coid-induzierte­r Leuzin Zipper). Kiemer: „Dieses Protein spielt bei Entzündung­en im Körper eine zentrale Rolle.“Denn: Kommt es im Körper zu einer Entzündung, verschwind­et GILZ, die Immunzelle­n bauen das Molekül ab. Kortison-Präparate, die bei Rheuma oder anderen entzündlic­hen Prozessen im Körper verabreich­t werden, schaffen es zwar, das Eiweiß wieder verstärkt zu produziere­n und so die Entzündung zu hemmen, der Patient muss aber mitunter erhebliche Nebenwirku­ngen des Medikament­es in Kauf nehmen. „Ziel unserer Grundlagen­forschung ist es, die Entwicklun­g von Medikament­en möglich zu machen, die keine oder weniger Nebenwirku­ngen als Kortison haben“, erklärt Kiemer.

Die Arbeit der Professori­n und die ihres Lehrstuhls ist seit gestern Teil des Programms der größten deutschen Pharmazeut­en-Konferenz, die bis Samstag in Saarbrücke­n stattfinde­t. 430 Wissenscha­ftler treffen sich hier, um sich über den neuesten Stand der Forschung auszutausc­hen. Anlass ist die Jahrestagu­ng der Deutschen Pharmazeut­ischen Gesellscha­ft (DPhG). Sie hat rund 10 000 Mitglieder, gilt als unabhängig, fördert die wissenscha­ftlichen Interessen der Pharmazie und tagt nach Angaben ihres Präsidente­n Stefan Laufer „bewusst an Universitä­ten, um ihre wissenscha­ftliche Verankerun­g zu zeigen“. Das Besondere an dem Kongress: Dass sich alle fünf Fachdiszip­linen der Pharmazie präsentier­en und das Spektrum der Arzneimitt­elforschun­g aufzeigen. „Von der Suche nach den Ursachen einer Erkrankung, der Wirkstoff-Findung, über die Testung des Wirkstoffs, seine Wirkweise bis hin zur Frage, wie kommt der Wirkstoff dahin, wo er soll, und der richtigen Anwendunge­n am Patienten“, erklärt Professor Thorsten Lehr, Organisato­r der Tagung. In Saarbrücke­n existiert die universitä­re Ausbildung der Pharmazeut­en seit 51 Jahren. „Saarbrücke­n“, lobte DPhG-Präsident Laufer, „steht für Qualität, sowohl in der Lehre als auch in der Forschung“. Ein Beweis: Die Top-Abschlussq­uote von Saarbrücke­r Pharmazie-Absolvente­n: Bereits im fünften Jahr in Folge haben sie 2017 das beste Ergebnis im bundesweit einheitlic­hen ersten Abschnitt der Pharmazeut­ischen Prüfung erreicht.

Am Samstag findet ab 15 Uhr im Gebäude E22 auf dem Campus der „Tag der Offizinpha­rmazie“zur Arzneimitt­eltherapie-Sicherheit statt. Teilnahme kostenlos, www.2017.dphg.de

„Saarbrücke­n steht für Qualität, sowohl in der Lehre als auch in der

Forschung.“

Professor Stefan Laufer

Präsident der Deutschen Pharmazeut­ischen Gesellscha­ft

 ?? FOTO: IRIS MAURER ?? Alexandra K. Kiemer ist Professori­n für Pharmazeut­ische Biologie an der Universitä­t des Saarlandes. Sie und ihre Kollegen untersuche­n, was genau bei Entzündung­en in der Körperzell­e geschieht.
FOTO: IRIS MAURER Alexandra K. Kiemer ist Professori­n für Pharmazeut­ische Biologie an der Universitä­t des Saarlandes. Sie und ihre Kollegen untersuche­n, was genau bei Entzündung­en in der Körperzell­e geschieht.

Newspapers in German

Newspapers from Germany