„Ich fühlte mich etwas verloren“
Ein schwerer Unfall, eine Scheidung: Sänger Adel Tawil hat eine harte Zeit hinter sich. Ein Saarbrücker Arzt hat ihm dabei geholfen.
Früher feierte Sänger Adel Tawil mit dem Duo „Ich + Ich“Erfolge. Doch auch als Solokünstler landet er immer wieder Hits. Im Herbst geht er mit seinem neuen Album „So schön anders“auf Tournee – ein Album, in dem er auch persönliche Schicksalsschläge verarbeitet.
Sie hatten vor der Veröffentlichung Ihres neuen Albums einen schweren Unfall, bei dem Sie sich in Ägypten in einem Pool einen Halswirbel gebrochen haben. Stimmt es, dass Sie ein saarländischer Mediziner betreut hat?
TAWIL Ja, es gibt hier einen Arzt namens Fadel El Fayoumi, der von Saarbrücken aus alles geregelt hat, als ich in Ägypten einen Unfall hatte und ins Krankenhaus musste. Ich freue mich daher sehr, dass ich heute hier bin und ihn wiedersehen kann. Das wird mit Sicherheit ein sehr emotionales Treffen. Denn man hat ja immer ein bisschen Sorge, wenn man im Ausland einen Unfall hat. Aber ich wurde sehr gut behandelt. Und dieser Mann ist ein waschechter Saarbrücker. Ohne ihn hätte das auch anders ausgehen können.
Ihr neues Album „So schön anders“war für Sie eine richtige Achterbahnfahrt. Sie haben einige private Rückschläge erlitten, zu denen neben dem Unfall auch Ihre Scheidung gehörte. Aber für das Songwriting war dies – im Nachhinein betrachtet – doch gut, oder?
TAWIL Ja, das stimmt. Aber ich bin ja nicht der erste Mensch, der sich scheiden lässt oder einen Unfall hatte. Solche Dinge passieren. Bei meinem Unfall beispielsweise hatte ich sehr viel Glück. In diesen akuten Phasen konnte ich allerdings nicht wirklich schreiben. Das muss man wie jeder andere Mensch erst einmal verdauen. Das bedeutet: Zurückziehen und erst einmal trauern. Aber später habe ich versucht, dies positiv zu sehen, wenn das irgendwie geht. Ganz nach dem Motto: „Okay, das ist jetzt so. Wie fühlst du dich?“oder „Wie hast du dich gefühlt?“. Und daraufhin haben wir Lieder geschrieben. Und das ging dann auch.
Stimmt es, dass Sie kurzerhand nach Hawaii zu einem Freund geflogen sind, um an dem Album zu arbeiten?
TAWIL Als ich mich damals in Berlin etwas verloren fühlte und nicht wirklich Lust darauf hatte, Musik zu machen, haben wir miteinander gesprochen – und er hat mich eingeladen. „Dann hast du auch ein bisschen Ruhe“, meinte er. Und genau das habe ich dann getan. Das war die beste Entscheidung. Wir haben schon vorher Sachen gemeinsam geschrieben, zum Beispiel „Graffiti Love“auf dem ersten Album. Von daher war es klar, dass wir uns gut verstehen und gute Sachen miteinander machen. Ich hätte aber nicht gedacht, dass es so gut laufen würde. Wir waren ein Herz und eine Seele – und nun möchte ich dies weiter fortführen. Es war einfach toll: Er ist das genaue Gegenteil von mir. Ich warte mit meiner Großstadterfahrung auf: Alles zu viel, alles zu schnell. Man ist sich vieler Dinge gar nicht bewusst. Also versucht man, hier zu entschleunigen. Und er kommt genau aus dem Bereich, der meine Sehnsucht ausmacht. Und ich auch ein bisschen aus seiner Sehnsucht. Denn ich glaube, ein paar Tage New York City findet er ganz gut.
Nach der Festivalsaison steht im Herbst die neue Tour an. Sind Sie schon bei den Vorbereitungen?
TAWIL Ja, natürlich. Wir nutzen diese Konzerte im Sommer, um bestimmte Dinge auszuprobieren. Wir haben bereits gut geprobt. An das Eingemachte geht es dann aber erst im September. Wir werden uns als Band zusammensetzen, einigeln und sagen: „Okay, jetzt machen wir ‘ne runde Show“. Und dann geht man auf Tour. Das ist etwas ganz anderes. Es hat alles seine Vor- und Nachteile. Im Sommer ist es schön, dass man die Woche über in Berlin frei hat. Dann arbeite ich an neuen Liedern oder kümmere mich um andere Dinge. Und am Wochenende gibt es die Konzerte. Das ist alles etwas entspannter. Man kommt an, man hat Zeit, man kann sich die Stadt anschauen. Anschließend tritt man auf. Aber man ist noch nicht wirklich im Rhythmus. Man muss jedes Mal eine Woche warten, bis das nächste Konzert kommt. Das wird auf der Tour natürlich vollkommen anders sein. Das ist das typische Rock’n’Roll-Leben. Wir versuchen, es dieses Mal etwas gesünder zu gestalten.
Dieses Mal kommen Sie auf Ihrer Tour nicht nach Saarbrücken. Kann sich das noch ändern?
TAWIL Das ist immer so eine Sache. Wir sind ja jetzt beim „Saar-Spektakel“aufgetreten. Man muss immer abwägen: Spielt man im Rahmen einer Tournee oder auf einem Festival? Daher denke ich, dass im nächsten Sommer wieder etwas in der Richtung passieren wird. Da lassen wir uns schon etwas einfallen…
Ist aktuell eine Weiterführung des Erfolgs-Projektes Ich + Ich mit Annette Humpe geplant?
TAWIL Annette ist jetzt viel unterwegs. Ich habe sie vor einiger Zeit mal getroffen. Ihr Wohnsitz liegt im Süden. Manchmal schicke ich ihr Lieder. Letztendlich muss das allerdings von ihr kommen. Ich weiß nicht, ob sie das momentan möchte. Aber sie unterstützt mich.
spielt Adel Tawil in der Festhalle Frankfurt. Weitere Tourtermine folgen.