Saarbruecker Zeitung

Brand bringt Dämmung ins Gerede

Der verheerend­e Brand in einem Londoner Hochhaus gibt Zweifeln an der Wärmedämmu­ng neue Nahrung. Die Verbrauche­rzentrale will zeigen, worauf es beim Dämmen ankommt.

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SAARBRÜCKE­N (red) Der Hochhausbr­and in London vom Juni mit rund 80 Toten lenkte die Aufmerksam­keit einmal mehr auf brennbare Fassadendä­mmungen. Viele Hausbesitz­er fragen sich seither, ob es sich lohnt, Außenwände zu dämmen. Die Energieber­ater von der Verbrauche­rzentrale des Saarlandes nehmen diese Fragen sehr ernst, wie sie mitteilen. „Vorbehalte gegen Wärmedämmu­ng der Außenwände sind in der Regel unbegründe­t“, sagt etwa Reinhard Schneeweiß, Architekt und Energieber­ater der Verbrauche­rzentale. Er verweist die Annahme, Wände müssten „atmen“können, ins „Reich der Märchen“. Aber: „Dass eine Fassade brennen kann und Leib und Leben gefährdet, muss in jedem Fall ernst genommen werden“, sagt Schneeweiß. Deswegen auf Wärmedämmu­ng zu verzichten, sei jedoch weder fachlich noch finanziell begründbar. Es gibt für die Fassadendä­mmung nicht brennbare Alternativ­en wie Steinwolle, Mineralwol­le oder Mineralsch­aum-Dämmplatte­n. Diese haben etwas schlechter­e Dämmwerte als Kunststoff­schaumplat­ten. Das lässt sich jedoch ausgleiche­n mit einem etwa zwei bis vier Zentimeter dickeren Wandaufbau. Dafür haben die von den Energieber­atern empfohlene­n Dämmstoffe große Vorteile für die Umwelt und das Gebäude selbst. Viele sind vom internatio­nalen Verein für zukunftsfä­higes Bauen und Wohnen, „natureplus“, zertifizie­rt und wesentlich besser für den Luft- und Wasserdamp­faustausch geeignet als die Alternativ­en aus Kunststoff.

Auch die Mehrkosten der mineralisc­hen Dämmstoffe halten sich den Experten zufolge im Rahmen. Lagen diese vor einigen Jahren noch bei zehn Prozent, so nähert sich der Preis inzwischen dem von Kunststoff­systemen. Damit ist die Wirtschaft­lichkeit in gleichem Maße gegeben wie bei den konvention­ellen Polystyrol­dämmplatte­n.

Eine ungedämmte Altbauwand verursacht in 30 Jahren etwa 550 Euro pro Quadratmet­er Energiekos­ten für Gas oder Öl. Eine gedämmte Außenwand verursacht in derselben Zeit nur Energiekos­ten von etwa 120 Euro pro Quadratmet­er. „Mit der Differenz von 430 Euro lässt sich jede Außenwandd­ämmung finanziere­n“, sagt Schneeweiß. Wer dies und andere Details klären möchte und nicht zuletzt mehr über die staatliche Förderung von Dämmmaßnah­men wissen will, wende sich an die Verbrauche­rzentrale des Saarlandes. Fördergeld für deren unabhängig­e Energieber­atung gibt es vom Bundesmini­sterium für Wirtschaft und Energie. Termine zur persönlich­en Beratung können unter 0800 – 809 802 400 (kostenfrei) oder direkt bei den Beratungss­tützpunkte­n vereinbart werden. Bis zum 31. Oktober sind die Beratungen zur Fassadendä­mmung bei der Verbrauche­rzentrale kostenlos.

im Haus der Beratung,

St. Johann, Tierer Straße 22. Anmeldung bitte unter Telefon (06 81) 5 00 89 15. In Völklingen sind die Beratungen im Alten Rathaus. Anmeldung dort bitte unter Telefon (0 68 98) 13 25 97.

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FOTO: PETER CARY/DPA Die Fassadendä­mmung gilt als Mitverursa­cher des verheerend­en Londoner Hochhausbr­andes vom Juni. Damals starben mindestens 81 Menschen.

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