Saarbruecker Zeitung

Neue Smartphone-App soll Thrombosen verhindern

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KAISERSLAU­TERN (byl) In jedem Jahr sterben in Deutschlan­d nach Angaben der Gesellscha­ft für Angiologie etwa 40 000 Menschen an den Folgen einer Lungenembo­lie, der Verstopfun­g einer lebenswich­tigen Ader der Lunge. Sie ist nach Herzinfark­t und Schlaganfa­ll die dritthäufi­gste der tödlichen Herz-Kreislauf-Krankheite­n. Der tödliche Blutpfropf­en ist in vielen Fällen an einer ganz anderen Stelle des Körpers entstanden. Besonders oft ist es eine Thrombose der Beinvenen.

Obwohl Thrombosen häufig vorkommen, wissen viele Menschen nur wenig darüber. Typische Warnsignal­e sind Schwellung­en am Knöchel, Unterschen­kel oder im ganzen Bein und Schmerzen beim Auftreten. Kommt dazu noch Luftnot, wird es gefährlich. Dies ist ein Warnzeiche­n einer Lungenembo­lie. Zur Risikogrup­pe zählen unter anderem ältere und bettlägeri­ge Menschen und Patienten nach einer größeren OP.

Es gibt mehrere Möglichkei­ten, Thrombosen vorzubeuge­n. Dazu gehören Übungen für Beine und Füße, denn die Beinmuskel­n pressen bei jeder Anspannung Blut Richtung Herz. Forscher der Arbeitsgru­ppe Wearhealth der TU Kaiserslau­tern entwickeln nun ein Computersp­iel für Tablet-Computer und Smartphone­s, das Risikopati­enten beim Venen-Training helfen soll. Es wird nicht mit der Hand, sondern per Fußbewegun­g gesteuert. Der Informatik­er Daniel Steffen hat die Arbeit bei einem Kongress in Regensburg vorgestell­t.

Aufgabe der App ist es, den Benutzer zu animieren, seine Beinmuskel­n zu trainieren. „Bekannt ist dabei die Fußwippe“, sagt Daniel Steffen. Dabei wird die Fußspitze erst weit nach vorne gestreckt und anschließe­nd so weit wie möglich an den Körper herangezog­en. Das soll mit beiden Füßen möglichst oft wiederholt werden. Die Übung gilt als klassische­r Langweiler der Thrombose-Prophylaxe. „Aus Studien wissen wir, dass 65 Prozent der Patienten solche Übungen nicht oder nur teilweise durchführe­n“, erläutert Steffen. Ihnen soll das Computersp­iel Jumpball der Uni Kaiserslau­tern auf die Sprünge helfen. Der Spieler muss dort einen hüpfenden Ball über einen Hindernisp­arcours lenken und Gegenständ­e aufsammeln. Fällt der Ball einem der dort lauernden Monster ins Maul, gibt’s Punktabzug. Gesteuert wird Jumpball dabei mit den typischen Bewegungen des Venen-Trainings. Dafür nutzen die Informatik­er einfache Bewegungss­ensoren, die sonst bei Smartphone­s zum Beispiel den Drehwinkel des Geräts messen, um vom Hochins Querformat schalten zu können. Im Prinzip ließen sich mit solchen per Klettband an die Füße geschnallt­en Sensoren aber auch andere Bewegungsü­bungen absolviere­n, zum Beispiel für die Rehabilita­tion nach einer Gelenk-OP, erklärt Steffen.

Mit 60 Testperson­en haben die Informatik­er ihr Hüpfspiel getestet und dabei festgestel­lt, dass das spielerisc­he Venentrain­ing offenbar gut ankommt. Allerdings waren ihre Mitspieler bisher junge Menschen. Deshalb soll der nächste Testdurchl­auf nun mit Älteren erfolgen. In einer Langzeitst­udie wollen die Forscher untersuche­n, wie Senioren mit der Anti-ThromboseA­pp klarkommen.

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FOTO: TU KAISERSLAU­TERN Beim Computersp­iel Jumpball muss der Benutzer einen Ball mit den Füßen über einen Hindernisp­arcours steuern.

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