Saarbruecker Zeitung

Debatte über AfD-Wähler im Osten hält an

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BERLIN (epd) Gut eine Woche nach der Bundestags­wahl hält die Debatte über das gute Abschneide­n der AfD im Osten der Republik an. Der Ratsvorsit­zende der Evangelisc­hen Kirche in Deutschlan­d (EKD), Heinrich Bedford-Strohm, kritisiert­e Schuldzuwe­isungen an ostdeutsch­e Wähler. Manche Kommentare von Menschen aus dem Westen hätten ihn erschreckt, sagte der oberste Repräsenta­nt der deutschen Protestant­en am Montag in der Talkrunde „Die richtigen Fragen“auf „bild.de“.

Ostdeutsch­land dürfe nicht allein als Problemgeb­iet dargestell­t werden, sagte Bedford-Strohm. „Man muss mit Respekt miteinande­r umgehen.“Der Westen müsse wahrnehmen, wie ganze Lebensplän­e in Ostdeutsch­land „über den Haufen geworfen“worden seien. In der Auseinande­rsetzung mit den Rechtskons­ervativen und deren Anhängern forderte der EKD-Ratsvorsit­zende zugleich „klare Kante“gegenüber Rassisten und Antisemite­n.

Nach Ansicht des Dresdner Politikwis­senschaftl­ers Werner Patzelt ist der Erfolg der AfD kein vornehmlic­h ostdeutsch­es Phänomen. „Auch im Westen hat die AfD stark zugelegt, zumal dort, wo die Leute früher ihre Hoffnungen vor allem in die Unionspart­eien gesetzt hatten“, sagte Patzelt. Allerdings sei seit der Wiedervere­inigung „das Systemund Elitenvert­rauen im Osten deutlich niedriger als im Westen“. Zudem gebe es eine geringere Parteibind­ung, „deshalb bekommen Protestpar­teien schnell großen Zulauf“.

Auch die stellvertr­etende SPD-Vorsitzend­e und Schweriner Ministerpr­äsidentin Schwesig warnte davor, das zweistelli­ge Ergebnis der AfD bei der Bundestags­wahl als reines Problem der ostdeutsch­en Bundesländ­er zu betrachten. In ganz Deutschlan­d gebe es Menschen, die das Gefühl hätten, „dass sie nicht von der Politik mitgenomme­n werden“, sagte Schwesig der „Rheinische­n Post“in Düsseldorf. Ähnlich äußerte sich die rheinland-pfälzische Ministerpr­äsidentin Malu Dreyer (SPD). Zwar sei das Ergebnis der Bundestags­wahl schmerzlic­h. „Aber ich halte es für verfehlt, daraus eine Debatte zu machen, ob der Osten und der Westen richtig zusammenge­wachsen sind“, sagte sie den Zeitungen der Essener Funke Mediengrup­pe.

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