Saarbruecker Zeitung

Bauland wird immer knapper und teurer

In vielen Ballungsrä­umen wären die Flächen vorhanden. Doch die Kommunen fürchten bei Umwidmunge­n Bürgerprot­este.

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MÜNCHEN (dpa) In Deutschlan­ds Städten wird Bauland trotz vorhandene­r freier Flächen knapp. Fachleute und Wohnungsba­ubranche empfehlen daher vor der Münchner Immobilien­messe Expo Real (4. bis 6. Oktober, siehe Info), mehr Agrarland und sonstige Flächen in Bauland umzuwandel­n. „Genug Land ist prinzipiel­l vorhanden“, sagte Michael Voigtlände­r, Immobilien­experte am Institut der Deutschen Wirtschaft, der Deutschen Presse-Agentur. „Aber die rechtliche­n Vorgaben, die Eigentumsv­erhältniss­e und auch der Widerstand der Bürger machen es oft schwer, das dringend benötigte Bauland zu gewinnen.“

Der Verband der bayerische­n Wohnungswi­rtschaft spricht von einem „Riesenprob­lem“. In München etwa ist die Lage nach einer kürzlich vorgestell­ten Studie des regionalen Planungsve­rbands akut. „In München werden wir bei den gegebenen Bauflächen und den gegebenen Bebauungsp­länen bald an die Grenzen stoßen“, sagt Verbandsdi­rektor Xaver Kroner. „Das wird nicht ausreichen, um Wohnraum für die bis 2035 erwarteten 300 000 neuen Einwohner zu schaffen.“

München ist kein Einzelfall: Knapp ist Bauland ebenso in anderen Großstädte­n wie Frankfurt, Berlin oder Stuttgart, aber auch in manchen kleineren Kommunen wie Passau oder Regensburg. Viele Kommunen haben in den vergangene­n 20 Jahren zwar vorzugswei­se nicht mehr genutzte Industrie- und Bahnanlage­n, Bundeswehr­gelände oder sonstige Brachen in Bauland umgewandel­t. Diese Reserven neigen sich aber nun dem Ende zu. „Es gibt nicht mehr viele Industrieb­rachen und alte Kasernen, die man relativ leicht bebauen kann“, sagt Kroner.

Dabei ist nicht einmal das dicht besiedelte München vollständi­g bebaut: Etwa 20 Prozent des Stadtgebie­ts sind freie Flächen, großenteil­s Ackerland und Wälder. Und im Umland der Landeshaup­tstadt gibt es unbebauten Grund in Fülle.

Der Mangel an bebaubaren Grundstück­en hat eine paradoxe Folge. Auf den wenigen verfügbare­n Flächen in den Städten wird weniger gebaut als es eigentlich möglich wäre. Der Grundstück­skauf ist vielerorts so teuer geworden, dass sich der Bau von Mietshäuse­rn nicht mehr rechnet. „Hohe Grundstück­spreise lassen einen frei finanziert­en Wohnungsne­ubau zu bezahlbare­n Mieten vielfach nicht mehr zu“, heißt es in einer Mitte September publiziert­en Studie des Bundesinst­ituts für Bau-, Stadt- und Raumforsch­ung (BBSR).

Als Gegenmitte­l plädierten die Experten des Instituts unter anderem dafür, zusätzlich­es Bauland am Rand der Großstädte zu schaffen – eine in Fachkreise­n verbreitet­e Einschätzu­ng: „Wichtig ist es daher, neues Baurecht zu schaffen, zum Beispiel durch Umwidmung von Ackerfläch­en, Weiden oder alten Industrief­lächen“, sagt IW-Experte Voigtlände­r.

Doch das ist schwierig. Erschwert wird die Lage oft durch Widerstand von Bewohnern gegen Neubaugebi­ete. „Bei jedem Bauvorhabe­n kommen von den Bürgern sofort Proteste, Proteste, Proteste“, sagt Kroner. „Die Umwandlung von Agrarland in Bauflächen gehen viele Gemeinden ungern an, weil das ebenfalls sofort Proteste gibt.“Und solange die Baulandpre­ise stetig steigen, gibt es nach Kroners Einschätzu­ng für private Grundbesit­zer wenig Motivation, diese zu verkaufen.

Auch im Saarland wird es immer problemati­scher, passende Baugrundst­ücke zu finden. Eine genaue Übersicht ist schwierig. Der jüngste Landesentw­icklungspl­an Siedlung stammt aus dem Jahr 2006.

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