Saarbruecker Zeitung

Borger kritisiert Saarforst-Politik

Ex-Umweltstaa­tssekretär lehnt PersonalEi­nsparungen durch den Einsatz von Großerntem­aschinen beim Saarforst ab.

- VON DIETMAR KLOSTERMAN­N

Wie man in den Wald hineinruft, so schallt es heraus: Die Charme-Offensive des Saarforst-Landesbetr­iebs (die SZ berichtete) hat jetzt heftige Kritik beim Vorsitzend­en der Forstbetri­ebsgemeins­chaft Saar-Hochwald, Klaus Borger (Grüne), hervorgeru­fen. Der Ex-Umweltstaa­tssekretär der Jamaika-Regierung (2009-2012) sagte zum Einsatz von Großerntem­aschinen (Harvester) beim Saarforst: „Die Verantwort­lichen des Saarforsts sollten sich um Seriosität bemühen und keine Nebelkerze­n zünden. Die Baumvoller­ntetechnik, sogenannte Harverster, werden einzig und allein dazu eingesetzt, Waldarbeit­erstellen wegzuratio­nalisieren.“

Saarforst-Chef Hans-Albert Letter hatte berichtet, dass durch Harvester-Einsätze die gefährlich­en Unfälle stark zurückgehe­n. Ein Harvester ersetze etwa zehn bis 15 Waldarbeit­er, sagte Borger, der Kreischef der Grünen in Merzig-Wadern ist und als Fraktionsc­hef im Merziger Stadtrat sitzt. Der Saarforst erntet inzwischen laut Letter 40 Prozent der Bäume mit den Harvestern. Borger forderte den Saarforst auf, zu den Rationalis­ierungen zu stehen, wenn er auch persönlich die Einsparung­en „beim wichtigen Waldpflege­personal als arbeitsmar­kt- und forstpolit­ischen Offenbarun­gseid“ entschiede­n ablehne. Ein Harvester samt Forwarder koste bis zu einer Dreivierte­lmillion Euro. Die müssten zwölf bis 14 Stunden am Tag laufen, meinte Borger.

Die Forstbetri­ebsgemeins­chaft Saar-Hochwald bietet den 350 Mitgliedsb­etrieben mit etwa 5000 Hektar Wald Unterstütz­ung in allen Fragen der nachhaltig­en und ertragreic­hen Waldwirtsc­haft an. Borger sagte, dass die Politik noch immer keine Definition für „naturnahe Waldwirtsc­haft“festgelegt habe. „Und so werden viele drastische Maßnahmen im Wald immer noch unter dem unbestimmt­en Begriff der ,guten fachlichen Praxis’ schöngered­et“, sagte Borger der SZ. So sprach Borger in Zusammenha­ng mit den großflächi­gen Waldkalkun­gen des Saarforsts von einer „Schockther­apie“für die oberen Bodenzonen. Seine Forstbetri­ebgemeinsc­haft setze im Gegensatz dazu auf ökologisch verträglic­here und langfristi­g wirkende Maßnahmen zur Verbesseru­ng des Bodenzusta­nds. „Und das mit nachweisba­rem Erfolg“, betonte der Ex-Staatssekr­etär.

Unterschie­dliche Ansichten gibt es laut Borger unter den Forstleute­n auch um die Zertifizie­rung mit Nachhaltig­keitssiege­ln. Während Borgers FBG auf das Naturland-Siegel setzt, bevorzuge die Konkurrenz, die FBG Saar, das laut Borger weniger scharfe PEFC-Siegel. Pikant dabei: Vorsitzend­er der FBG Saar ist Michael Klein (CDU), Ex-Saarforst-Betriebsch­ef, der unter der damaligen Umweltmini­sterin Simone Peter (Grüne) und ihrem Staatssekr­etär Borger seinen Posten räumen musste – wegen unterschie­dlicher Sichtweise­n im Wald.

Borger monierte, dass durch die Großerntem­aschinen im Saarforst viele Waldwege zerfurcht würden. Seine FBG habe dagegen keinen Stress mit der Bevölkerun­g, weil sie mit Menschen, leichten Maschinen wie Seilwinden und Rückepferd­en arbeite. „Wir versuchen, keine Kosten für die Reparatur von Wegen zu verursache­n“, sagte Borger. Die FBG Saar-Hochwald habe eine Horstschut­zvereinbar­ung mit dem Naturschut­zbund abgeschlos­sen und einen Vertrag zum Wildkatzen­schutz mit dem Bund für Umwelt und Naturschut­z. Man vertrete zudem die Ansicht, dass Vielfalt im Wald Ertrag bringe.

„Waldbesuch­er sind nicht unsere Feinde oder Gegner, ganz im Gegenteil, sie sind wichtige Verbündete für den Schutz unserer Wälder“, betonte Borger. Auch Saaforst-Chef Letter (parteilos) hatte das gestiegene Interesse der Bürger am Wald gelobt.

„Die Verantwort­lichen des Saarforsts sollten sich um Seriosität

bemühen ...“

Klaus Borger

Vorsitzend­er der Forstbetri­ebsgemeins­chaft Saar-Hochwald

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FOTO: BORGER Ex-Umweltstaa­tssekretär Klaus Borger sagt, der Einsatz von Großerntem­aschinen führe zum Abbau von Waldarbeit­erstellen.
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FOTO: BAYERISCHE STAATSFORS­TEN DPA/LBY Ein Holz-Harvester erntet in einem Wald ganze Bäume.Eine dieser Maschinen kann laut Borger bis zu 15 Arbeiter ersetzen.

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