Genießen und dann auf Facebook posten
Die genussvollen Seiten des Saarlandes entdecken – das war die Mission einiger Foodblogger, die vier Tage lang in der Region unterwegs waren.
Man könnte Foodblogger als moderne Geschichtenerzähler bezeichnen, Menschen, die ihre kulinarischen Erlebnisse in sozialen Netzwerken mit virtuellen Freunden, so genannten Followern, teilen. Die saarländischeTourismuszentrale(TZS)hatte vor Kurzem elf von ihnen eingeladen, um ihnen unter dem Motto „Genuss10“die kulinarischen Höhepunke der Region vorzustellen.
Dass es in dem kleinen Bundesland jede Menge davon gibt, erstaunte so manchen. „Das Saarland muss sich landschaftlich und kulinarisch nicht verstecken“, lautete das Urteil von Tobias Müller aus Offenbach, der mit seinem Blog www. kuchenbaecker.com und als Backbuch-Autor erfolgreich ist. Das hiesige Motto „Hauptsach gudd gess“kannte er im Gegensatz zu einigen Mitreisenden bereits.
Was es bedeuten kann, erfuhr die Gruppe gleich beim Auftakt. In der Fruchteria in Saarbrücken verkosteten die Genussexperten hausgemachte Chutneys und Hirztaler Käse. Abends tauchte sie in der Gewürzmanufaktur Rimoco in die Welt der Aromen ein.
Schnell zeigten sich die typischen Verhaltensweisen von Foodbloggern in Aktion: Mit Handy und digitalen Kameras wurden jede Menge Fotos gemacht und von manchem auch gleich auf Twitter, Instagram oder Facebook veröffentlicht. Letzteres ist auch die bevorzugte Plattform von Katrin Rembold. Die Mönchengladbacherin, die auf ihrem Blogmagazin „Soulsister meets friends“alles, was den Alltag schöner macht, vorstellt, war von den beiden Saarbrücker Manufakturen offenkundig begeistert: „Ich fand die Geschichten dahinter toll. Man hat gesehen, dass die Menschen das mit Begeisterung machen.“
Am zweiten Tag der Genusstour ging es mit dem Oldtimerbus in den Bliesgau, der sich in der leuchtenden Herbstsonne von seiner Bilderbuchseite präsentierte und von Tanja Neumann aus Krefeld das Urteil „Perle für Kurzurlauber“erhielt. Auf ihrem Blog www.vielweib.de beschäftigt sie sich unter anderem mit Reisen, Wellness und Kulinarik. Im Frühjahr will sie für eine Cabriotour wiederkommen. „Hier grillen wir zünftig mit französischen Würstchen Merguez und Saarländischer Schmankerlbraten auf dem Schwenkgrill. Läuft“war ihre Twitternachricht vom Mittagessen, das auf einen ausgiebigen Blick hinter die Kulissen der Bliesmühle der Juchem GmbH folgte.
Schwenker und Co. durften bei der Präsentation des großen kulinarischen Spektrums des Saarlandes natürlich nicht fehlen, Lyoner, Hoorische und mehr sollten in den nächsten beiden Tagen folgen. Nach dem Besuch von Gut Hartungshof und der Gourmet-Manufaktur MaLi’s Délices in Kleinblittersdorf präsentierte Andrea Juchem den Backschwestern-Laden in Eppelborn und lud anschließend zum gemeinsamen Brotbacken im historischen Gewölbekeller bei sich zuhause ein. Die Geschäftsfrau, die selbst begeisterte Bloggerin ist (www.apfelmuse. de), war Initiatorin der Foodblogger-Tour. „Das sind alles Menschen mit Herzblut, die offen und neugierig sind. Ich wollte ihnen zeigen, wie schön es im Saarland ist“, erinnert sie sich.
Dass dies gelungen ist, bestätigte Andrea Natschke aus Oberursel. „Ich schätze die frankophile Küche und die stilvolle Tischkultur hier sehr.“Sie koche und backe „für ihr Leben gern“, was sie auf www.zimtkeksundapfeltarte.com regelmäßig dokumentiert. Ausgiebig Gelegenheit dazu hatte die Foodbloggerin am dritten Tag der Tour. In Steins Culinarium in Beckingen wurde vier Stunden lang gemeinsam gekocht und geschlemmt. Unter Anleitung von Hausherr Michael Lenz sowie Josèphe Blondaut und Kilian Heinz, die unter den Namen Saar-Lor-Deluxe Produkte aus der Großregion vertreiben, wurden unter anderem gegrillte Chili-Lyoner mit lauwarmem Linsensalat, Hoorische mit Rehragout und Mirabellen-Tartelettes zubereitet. Hier fühlten sich Sascha und Torsten Wett offensichtlich ganz in ihrem Element. Die beiden Kölner betreiben zusammen den Blog www.diejungskochenundbacken.de und sind erklärte Saarland-Fans. „Es ist spannend, wie sich hier Altes und Traditionelles mit Neuem mischt“, erklärte Torsten, während er die „Grumbeerkiechelscha“aus Kartoffeln, Zucchini und Kürbis in der Pfanne anbriet.
Für Kathi Schwarz von www.kathi-koestlich.de und Steffen Telch, der unter dem Namen tellofrikadello im Internet zu finden ist, war die Tour sozusagen ein Heimspiel. Doch auch sie erlebten einiges Neues, zum Beispiel Schloss Saareck in Mettlach, das Gästehaus von Villeroy & Boch. Hier wurde Tischkultur auf hohem Niveau zelebriert – sowohl beim Kaffeeseminar mit Kuchenbuffet als auch an der großen, festlich gedeckten Tafel beim Abendessen. Dass dabei auch die Handys immer wieder in Aktion waren, war vielleicht nicht Knigge-gerecht, doch bei den Foodbloggern ein deutliches Zeichen, dass sie andere an ihren Genusserlebnissen teilhaben lassen wollen.
„Ich kann das Saarland nur empfehlen“, lautete das Fazit von Claudia Lühmann (www.ofenkiekerde), die als Kielerin die weiteste Anreise hatte. Ebenso schwärmten Wein-Expertin Silvia Caetano (www.vollelotte.de) aus dem hessischen Wächtersbach und Ernährungsexpertin Johanna Bayer (www.quarkundso. de) aus Köln über das vielfältige Angebot der Genussregion.
Am letzten Tag standen Führungen durch das Tischkulturwerk und das Erlebniszentrum Villeroy & Boch auf dem Programm. Zum Mittagessen gab es noch einmal etwas typisch Saarländisches: Bibbelsches Bohnesupp mit Quetschekuche.
„Das Saarland muss sich landschaftlich
und kulinarisch nicht verstecken.“
Tobias Müller
Foodblogger aus Offenbach