Hübsch hässlich wird die Zukunft
1982 war der Film „Blade Runner“ein Flop – heute gilt er als Klassiker. Kann die Fortsetzung mit Ryan Gosling und Harrison Ford da mithalten?
erstrecken sich über verwüstete Landschaften bis zum Horizont, die Stadt San Diego ist eine riesige Müllkippe, das dauerverregnete Los Angeles schützt sich mit hohen Mauern gegen die heranbrandenden Meeresfluten. Hier verrichtet K (Ryan Gosling) seinen Polizeidienst. Genau wie seinerzeit Harrison Fords Figur Deckard – die hier wieder mit dabei ist – ist auch er ein „Blade Runner“: Er versetzt menschenähnliche Replikanten, von Menschen als Arbeitsmaschinen erschaffen, gewaltsam in den „Ruhestand“. Was bei Deckard einst im Ungewissen blieb und unter Fans zu Glaubenskriegen führte, ist im Falle von K sofort Gewissheit: Der versierte Jäger ist selbst ein Replikant. „Ihr neuen Modelle reißt euch um die Drecksarbeit, weil ihr noch nie ein Wunder gesehen habt“sagt ein Replikant alter Schule vor dem Tod zu dem polizeilichen Vollstrecker.
Reste eines solchen Wunders finden sich in einer Kiste 30 Meter unter der Erde: Das Skelett eines weiblichen Replikanten trägt deutliche Gebährspuren. Dass diese sich selbst fortpflanzen und nicht auf die schöpferische Hochtechnologie der Menschen angewiesen sind, ist für die rigide Polizeichefin Joshi (Robin Wright) ein nicht akzeptabler Entwicklungsfortschritt. „Unsere Gesellschaft gründet darauf, dass es eine Mauer zwischen den Spezies gibt“sagt sie und klingt wie heutige Abschottungspolitiker.
K wird beauftragt, das Kind zu finden und zu „eliminieren“. Aber seine Ermittlungsarbeit führt ihn vor allem in die undefinierten Zonen der eigenen Identität, wo sich werksimplantierte Erinnerungen als mögliche Realität erweisen, die Gefühle für die Hologramm-Gefährtin Joi (Ana de Armas) eine bisher unbekannte Intensität erreichen und die eigene Existenz zum Spielball der schöpferischen Machtfantasien eines High-Tech-Giganten (Jared Leto) wird.
Wie Scotts Vorlage erzählt auch das Nachfolgewerk weniger mit Drehbuchwendungen denn mit Atmosphäre, nicht alles muss in Dialogen erklärt werden. Meisterhaft erschaffen Villeneuve und sein Kameramann Roger Deakins diese Assoziationsräume. „Blade Runner 2049“ist der optisch ambitionierteste Science-Fiction-Film seit vielen, vielen Jahren. Über zweieinhalb Stunden hinweg erschafft er Bilder von düsterer, atemberaubender Schönheit, die auf der großen Leinwand eine magische Wirkung entfalten.
läuft ab morgen in den meisten Kinos. Mehr dazu, auch zu den anderen Neustarts, morgen in unserer Beilage treff.region.