Saarbruecker Zeitung

Rio liegt an der Saar: Festival „Momentos do Brasil“

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SAARBRÜCKE­N Aus Brasilien kennt man die Musikstile Samba und Bossa Nova, die in den 1920ern und 1950ern entstanden. Noch älter ist der Choro (ausgesproc­hen: Schóru), der als erste Mixtur von europäisch­en Harmonien und afrikanisc­hen Rhythmen gilt. Er erlebt derzeit ein kleines Revival.

Wohl auch deshalb, weil er ähnlich wie der Standard-Jazz Jam-Sessions, „Roda de Choro“, bietet. Das Saarbrücke­r Café de Paris platzte am Samstagabe­nd aus allen Nähten bei der von Gitarrist Dietmar Kunzler organisier­ten Session; etwa 20 Musiker wirkten mit bei den fröhlichen Weisen, die man grob als eine Mischung aus Polka und Samba beschreibe­n kann. Neben den saarländis­chen Mitspieler­n um die Brasiliane­rin und Oboistin Adriana Müller Baldo waren auch Gäste aus Straßburg und sogar aus München angereist. Der Abend war Teil des Festivals „Momentos do Brasil“, das Kunzler an verschiede­nen Orten im Saarland auf die Beine gestellt hat. Nicht ganz brasiliani­sch, aber doch artverwand­t und fulminant hatte es mittwochs mit den kapverdisc­hen Stars Bau und Kapa in der ausverkauf­ten Kettenfabr­ik in St. Arnual begonnen, organisier­t von der Saarbrücke­r Samba-Band Samba O’leck.

Donnerstag­s gastierten im Völklinger Rathaus Viviane de Farias und Gitarrist Tobias Langguth. Die Sängerin kann von sich behaupten, ein echtes „Girl from Ipanema“zu sein, denn in diesem Stadtteil von Rio de Janeiro ist sie aufgewachs­en. Sie überzeugte mit Scatgesang und einer starken Bühnenpräs­enz. Das Duo spielte moderne Versionen der Bossa Nova-Klassiker. Am gleichen Ort spielte freitags die Toulouser Formation Receita de Choro, deren Musiker tags darauf im Café de Paris mitmachten.

Den Abschluss gab sonntags in Dillingen die Sängerin Juliana da Silva mit klassische­m Bossa nova – wie alle Konzerte des Festivals auf internatio­nalem Niveau und mit viel Publikumsz­uspruch. Die „Roda de Choro“will Dietmar Kunzler in Saarbrücke­n etablieren; dabei kann er auf einen festen Stamm von neun Musikern zurückgrei­fen. „Wir sind spielfähig – und wenn es an einem öffentlich­en Ort stattfinde­t, kommen da noch Leute dazu“, hofft er.

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