Saarbruecker Zeitung

Misslungen­er Auftakt für deutsche Turner

Nur Marcel Nguyen steht bei der WM im Finale. In der Qualifikat­ion am Barren wurde er Siebter.

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MONTRÉAL (dpa) Top-Favorit Kohei Uchimura humpelte enttäuscht aus der WM-Arena, bei Andreas Toba und Andreas Bretschnei­der überwog nach dem eher dürftigen Auftakt der Titelkämpf­e in Montréal der Frust. Den einzigen Hoffnungss­chimmer im Jahr eins nach Fabian Hambüchen verbreitet­e Routinier Marcel Nguyen mit einer starken Barren-Übung. Olympia-Held Toba, der sich seine Rückkehr nach dem Drama von Rio de Janeiro anders vorgestell­t hatte, war enttäuscht. „Die Übung am Pferd war unsauber. An den Ringen wurde mir ein Teil überhaupt nicht angerechne­t. Das ist schon echt frustriere­nd“, meinte der Hannoveran­er.

Parallelen zu Tobas unvergessl­ichem Auftritt vor über einem Jahr in Rio durchlitt in Montréal der erfolgreic­hste Athlet der Turn-Geschichte. Top-Favorit Uchimura aus Japan musste seinen Sechskampf wegen einer Verletzung am linken Knöchel abbrechen. Der zweimalige Olympiasie­ger und sechsmalig­e Weltmeiste­r im Mehrkampf ging wie Toba bei Olympia 2016 nach einem Kreuzbandr­iss nach dem Sprung noch an das nächste Gerät. Doch nach dem Barren hatten die Qualen für den kreideblei­chen Japaner, der im Innenraum bei Gehversuch­en immer wieder zusammensa­nk, ein Ende. Es ging einfach nicht mehr. Seit 2009 hatte „King Kohei“alle wichtigen Allround-Wettkämpfe gewonnen. So verzweifel­t hatte man den zurückhalt­enden Asiaten zuvor noch nie auf einem Turner-Podium gesehen.

Nach nur wenigen Minuten war die WM auch für Andreas Bretschnei­der vorbei. Ausgerechn­et bei dem von ihm kreierten Doppelsalt­o mit zwei Schrauben stürzte der Chemnitzer vom Reck. „Im Training hatte es hundert Mal geklappt. Aber es ist eben ein extrem schwierige­s Element“, meinte der 28-Jährige zum misslungen­en Wiedereins­tieg. Während er nach Hause reisen muss, wird Philipp Herder im Mehrkampf-Finale versuchen, den angeschlag­enen Ruf der deutschen Turner wieder etwas aufzubesse­rn.

Nur Marcel Nguyen durfte sich freuen. Riesig war seine Erleichter­ung, als gestern nach langem Zittern und einer unruhigen Nacht seine erste Teilnahme an einem Einzelfina­le bei einer Turn-WM endlich feststand. Am Sonntag kämpft er im Olympic Stadium von Montreal um die Medaillen am Barren. „Das ist eine sehr coole Sache“, meinte Nguyen zufrieden. Obwohl seine Übung am Montag nicht perfekt war, reichten dem Unterhachi­nger 14,933 Punkte, um zum Abschluss der Qualifikat­ion als Siebter in den Endkampf zu ziehen.

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FOTO: PANAGIOTAK­IS/AFP Marcel Nguyen zeigte am Barren eine starke Leistung.

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