Saarbruecker Zeitung

Als die Feuerberge in Lava badeten

US-Forscher haben auf dem Mars Vulkanland­schaften entdeckt, in denen vor noch nicht allzu langer Zeit Lava über 1000 Meter hohe Klippen herabstürz­te.

- VON UWE SEIDENFADE­N

SAARBRÜCKE­N Vulkanausb­rüche verbreiten Angst und Schrecken. Kilometerh­ohe Aschewolke­n und Lavaströme sind eine tödliche Gefahr für jedes Lebewesen in der Umgebung der feuerspeie­nden Berge. Und doch ist ein irdischer Vulkanausb­ruch nichts im Vergleich zu jenen, die unseren Nachbarpla­neten Mars einst erschütter­t haben. Das haben US-Wissenscha­ftler bei der Analyse geologisch­er Formatione­n auf Satelliten­aufnahmen herausgefu­nden. Dort dürfte bis vor einigen Jahrmillio­nen Lava wie über einen Wasserfall geflossen sein.

Die von Staub und Sand bedeckten Überreste eines solchen epochalen Ereignisse­s haben Geologen und Planetenfo­rscher der Universitä­t von Süd-Florida und des Goddard-Raumfahrze­ntrums der Nasa entdeckt. Auf hochauflös­enden Kameraaufn­ahmen des Mars-Orbiters MRO entdeckte das Team die Spuren eines solchen Lavafalls: ein steiler Abhang, über den Unmengen dünnflüssi­ges Gestein wie bei einem Wasserfall herunterge­flossen sein müssen.

Das Areal liegt am nordöstlic­hen Rand einer 4000 Kilometer langen Vulkankett­e namens Tharsis. Die Region enthält zwölf größere Vulkankege­l und über tausend kleinere Vulkanschl­ote. Den mit 120 Kilometer Durchmesse­r größten Gipfelkrat­er des 16 Kilometer hohen Schildvulk­ans Arsia Mons schaute sich das Team um den Nasa-Planetolog­en Jacob Armstrong Richardson genauer an. Dazu nutzen sie die Kamera des Marsorbite­rs MRO, die bis zu 50 Zentimeter große Details auf der Marsoberfl­äche sichtbar machen kann.

Die Altersbest­immung einer Gesteinsfo­rmation auf dem Mars erfolgt nach einem einfachen Verfahren. Da die dünne Atmosphäre kaum Schutz vor Meteoriten bietet, werden die Einschlags­krater gezählt. Wenige Krater sprechen für eine junge geologisch­e Struktur, viele Krater dagegen für eine alte Formation. In der Region waren nur sehr wenige Meteoriten-Einschlags­krater unter einem Kilometer Durchmesse­r zu sehen. Durch den Vergleich mit der Zahl der Krater in der Umgebung datieren die Forscher den vorerst letzten Vulkanausb­ruch rund 130 Millionen Jahre zurück, etwa in die Zeit der Dinosaurie­r auf der Erde.

Über die bis zu 20 Grad steilen und einen Kilometer hohen Flanken des Vulkans muss sich damals ein Fluss aus Lava in die Tiefe ergossen haben. Das dünnflüssi­ge Gestein stürzte dabei wie das Wasser der Niagarafäl­le kaskadenar­tig in die Tiefe, erklären die Wissenscha­ftler. Stellenwei­se hatte die Lava eine Dicke von bis zu 80 Metern. Ein hypothetis­cher Astronaut auf der Oberfläche des Roten Planeten hätte den Lichtschei­n vermutlich noch jenseits des Horizonts sehen können. Unter den Planetenfo­rschern ist umstritten, ob die Marsvulkan­e auch heute noch ausbrechen können. Informatio­nen dazu könnten Landesonde­n liefern, doch die Oberfläche in den Vulkangebi­eten gilt als zu rau, um mit den heutigen Technologi­en dort sicher zu landen.

Der größte bisher bekannte Lavasee auf einem anderen Himmelskör­per wabert auf dem Jupitermon­d Io. Er wurde in den 1980er Jahren von den Voyager-Raumsonden entdeckt und hat einen Durchmesse­r von 200 Kilometern. Auf ihm schwimmen erkaltete Gesteinsin­seln, die wie die Brotkrümel auf einer Suppe umhertreib­en.

 ?? FOTO: NASA ?? Dieses Foto des Mars Reconnaiss­ance Orbiter (MRO) der US-Raumfahrta­gentur Nasa zeigt einen Kraterrand der Tharsis genannten V ulkankette des Mars. Hier floss einst flüssige Lava wie Wasser die Hänge herunter. Heute ist die erstarrte Lava unter Staub...
FOTO: NASA Dieses Foto des Mars Reconnaiss­ance Orbiter (MRO) der US-Raumfahrta­gentur Nasa zeigt einen Kraterrand der Tharsis genannten V ulkankette des Mars. Hier floss einst flüssige Lava wie Wasser die Hänge herunter. Heute ist die erstarrte Lava unter Staub...

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