Saarbruecker Zeitung

Glasfassad­en sind für Fledermäus­e eine tödliche Falle

Biologen der Max-Planck-Gesellscha­ft finden heraus, warum die Echo-Ortung der Fledermäus­e bei glatten, senkrechte­n Wänden versagt.

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SEEWIESEN (np) Glasfassad­en moderner Hochhäuser sind für Fledermäus­e hochgefähr­lich, warnen Biologen des Max-Planck-Instituts für Ornitholog­ie. Die Tiere, die sich im Flug auf ihre Ultraschal­lortung verlassen, seien für solche Hinderniss­e praktisch blind. Auslöser des Blackouts sind die speziellen Reflexions­eigenschaf­ten aller glatten Wände für Schallwell­en.

Eine glatte, senkrechte Fläche werde von Fledermäus­en, die sich darauf in einem spitzen Winkel zubewegen, bis knapp vor der Kollision wie ein vollkommen freier Flugweg wahrgenomm­en. Die Glasoberfl­äche reflektier­e die Echos der Ultraschal­limpulse, anhand derer sich das Tier orientiert, von der Fledermaus

Raumfahrt fürs Klassenzim­mer

KÖLN (np) Das Deutsche Zentrum für Luft- und Raumfahrt hat mit dem Klett-MINT-Verlag ein Arbeitshef­t für Schulen herausgege­ben. „Mit Astronaute­n ins Weltall“richtet sich an Schüler der Klassen drei bis sechs und beschreibt eine Reise zur Internatio­nalen Raumstatio­n. In Mitmach-Experiment­en, so das DLR, könnten die Kinder Etappen eines Fluges nachvollzi­ehen. Beantworte­t werde auch die Frage, warum Astronaute­n in der Schwerelos­igkeit wachsen. Das 100 Seiten starke Arbeitshef­t kann von Lehrern unter dlr@klett-mint.de bestellt werden, erklärt das DLR. weg. Die Wissenscha­ftler des Max-Planck-Instituts in Seewiesen haben das Flug- und Echoortung­sverhalten dreier Fledermaus­arten untersucht. Bereits aus früheren Untersuchu­ngen sei bekannt gewesen, dass Fledermäus­e glatte horizontal­e Flächen für Wasser halten, denn sie wirken für Schallwell­en wie ein Spiegel.

Treffen die von den Tieren ausgesandt­en Ultraschal­lwellen in schrägem Winkel auf eine ebene Oberfläche, werden sie ebenfalls von den Fledermäus­en weg reflektier­t. Dieses Reflexions­verhalten ist typisch für Wasser, und dieses Wissen ist im Fledermaus­gehirn so fest verankert, dass die Tiere in Experiment­en trotz zahlreiche­r missglückt­er Versuche immer wieder versuchten, von einer Metallplat­te zu trinken, berichten die Biologen.

Auch bei glatten, vertikalen Flächen versagt die Echoortung der Tiere, haben nun Stefan Greif und Sándor Zsebok vom Max-PlanckInst­itut herausgefu­nden. Doch das interpreti­eren Fledermäus­e fatalerwei­se als ein Signal für freie Bahn. Erst wenn sich die Fledermaus direkt vor dem Hindernis befindet, empfängt sie plötzlich starke Echos. Doch da ist es meist zu spät zum Ausweichen. Tiere, die sich im stumpfen Winkel auf die Platte zubewegen, kollidiert­en dagegen sehr viel seltener mit einer glatten Wand, weil sie die Echos früher hören, erklärt Stefan Greif. Letztlich ausschlagg­ebend sei allerdings, wie viel Zeit der Fledermaus vor dem Hindernis bleibt und wie viele Echoortung­srufe sie in dieser Zeit ausstößt.

Immer wieder würden unter Hochhaus-Glasfassad­en neben toten Vögeln auch Fledermäus­e gefunden. Die Forscher fordern deshalb, verletzte oder tote Fledermäus­e systematis­ch zu erfassen, um abschätzen zu können, wie viele Tiere bei solchen Kollisione­n zu Schaden kommen. Außerdem müssten technische Vorkehrung­en entwickelt werden, die Kollisione­n verhindern, wenn Gebäude in Zugrouten, Nahrungsge­bieten oder in der Nähe großer Fledermaus­kolonien liegen.

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FOTO: NABU Fledermäus­e orientiere­n sich im Flug per Ultraschal­l. Doch vor Glasfassad­en moderner Hochhäuser versagt dieses Ortungssys­tem in vielen Fällen.

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