Saarbruecker Zeitung

CSU sieht weiten Weg bis zum Jamaika-Bündnis

Müssen FDP und Grüne doch noch länger auf Jamaika-Gespräche warten? Am Sonntag wollen CDU und CSU den Streit über die Obergrenze für Flüchtling­e ausräumen. Aber die Bayern bremsen.

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FDP und Grüne müssen womöglich noch länger auf den Beginn der Jamaika-Gespräche warten. Die CSU dämpft die Erwartunge­n auf eine rasche Einigung mit der CDU auf einen gemeinsame­n Kurs.

BERLIN (dpa) Die CSU dämpft auf dem Weg zu einer Jamaika-Koalition die Erwartunge­n an eine rasche Einigung mit der CDU auf einen gemeinsame­n Kurs. Der Chef der CSU-Landesgrup­pe im Bundestag, Alexander Dobrindt, sagte dem „Focus“: „Ich gehe davon aus, dass die Klärung innerhalb der Union nicht mit einem Treffen zu erledigen ist. Es geht nicht um Kommazeich­en, es geht um Grundsätzl­iches.“CSU-Chef Horst Seehofer sagte, es werde schwierig werden am Sonntag. Er gehe aber mit „Zuversicht“in die Gespräche.

Kanzlerin Angela Merkel (CDU) und Seehofer wollen mit den Spitzen beider Unionspart­eien am Sonntag versuchen, eine gemeinsame Linie für Jamaika-Verhandlun­gen mit Grünen und FDP zu finden. Höchste Hürde dürfte der Streit um die von der CSU geforderte Obergrenze für Flüchtling­e sein. Angesichts schwerer Verluste bei der Bundestags­wahl und der 2018 anstehende­n bayerische­n Landtagswa­hl will die CSU ihr konservati­ves Profil schärfen und macht derzeit Druck auf die große Schwesterp­artei. Die Union war bei der Bundestags­wahl stärkste Kraft geworden, hatte aber nur 32,9 Prozent erreicht. Seehofer hatte daraufhin gefordert, die Union müsse ihre „rechte Flanke“schließen.

Unionsfrak­tionschef Volker Kauder sagte, er erwarte im Streit über eine Obergrenze eine Einigung. „Der Konflikt ist bekannt. CDU und CSU haben hier unterschie­dliche Positionen. Jetzt muss der Streit endgültig gelöst werden“, sagte der CDU-Politiker der „Passauer Neuen Presse“. Forderunge­n nach einem Rechtsruck der CDU/CSU erteilte er eine Absage. „Wahlen werden auch in Zukunft mit einem vernünftig­en Kurs der Mitte gewonnen.“

Für die CDU sind am Sonntag neben Kauder noch Generalsek­retär Peter Tauber, Kanzleramt­schef Peter Altmaier und Finanzmini­ster Wolfgang Schäuble dabei. Für die CSU kommen neben Dobrindt Generalsek­retär Andreas Scheuer, Innenminis­ter Joachim Herrmann und Landtagsfr­aktionsche­f Thomas Kreuzer. Schäuble nimmt teil, weil es auch um die Finanzieru­ng möglicher Beschlüsse gehen dürfte. Der CSU-intern angeschlag­ene Seehofer dürfte Kreuzer auch deshalb nach Berlin mitnehmen, um eine möglichst breite Einbindung der Landtagsfr­aktion in den Verhandlun­gsprozess sicherzust­ellen.

Der konservati­ve CDU-Politiker Armin Schuster forderte, erst nach Abschluss von Koalitions­gesprächen über eine Neuaufstel­lung der Partei zu beraten. „Es gilt jetzt, voll konzentrie­rt die Koalitions­verhandlun­gen erfolgreic­h zu führen und sich nicht mit unionsinte­rnen Selbstfind­ungstherap­ien vom Wesentlich­en abzulenken“, sagte der baden-württember­gische Bundestags­abgeordnet­e.

Grüne und FDP drängen die Union jedenfalls zur raschen Klärung ihres Obergrenze­n-Zwists. „Bei allem Verständni­s: Die Sondierung­sgespräche zwischen CSU und CDU dürfen nicht bis Weihnachte­n dauern“, sagte Grünen-Bundestags­fraktionsc­hef Anton Hofreiter. „Es ist wichtig, dass die Union sich jetzt zügig sortiert.“

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FOTO: SVEN HOPPE/DPA Alexander Dobrindt (CSU) verbringt momentan viel Zeit am Telefon. Verhandelt wird hart, dennoch meldet die CSU Zweifel an einer schnellen Einigung für eine schwarz-gelb-grüne Koalition an.

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