Saarbruecker Zeitung

Schäfer turnt sich als Drittbeste ins WM-Finale

Die Saarländer­in Pauline Schäfer steht im WM-Finale am Schwebebal­ken. Die 17-jährige Tabea Alt glänzte noch mehr.

- VON FRANK THOMAS

Pauline Schäfer hat bei der Turn-Weltmeiste­rschaft im kanadische­n Montréal das Finale am Schwebebal­ken erreicht. Die Saarländer­in zeigte die drittbeste Darbietung aller Starter und hat nun Medaillenc­hancen.

(dpa) Tabea Alt kicherte ausgelasse­n, umarmte Rivalin Pauline Schäfer und konnte ihr Glück kaum in Worte fassen. Nach einem Klasse-Auftritt beim WM-Debüt in Montréal demonstrie­rte die 17-Jährige als Vorkampf-Beste ihre Qualitäten am Schwebebal­ken. Gemeinsam mit der Saarländer­in Schäfer (Dritte) sorgt sie nun für den ersten Doppelauft­ritt deutscher Turnerinne­n seit 34 Jahren in einem WM-Finale am einstigen Zittergerä­t. Zuletzt war das 1983 den Berlinerin­nen Maxi Gnauck und Sylvia Rau in Budapest für die DDR geglückt. Mit fünf Finalteiln­ahmen haben die deutschen Kunstturne­rinnen das beste WM-Ergebnis der DTB-Geschichte erzielt. Dabei fehlt in Montréal sogar noch die am Knie verletzte Olympiadri­tte Sophie Scheder.

Im Zwischenkl­assement rangiert Alt nun vor Pauline Schäfer, die weniger schwierig, dafür aber perfekter turnte (13,433). „Endlich konnte ich mal ein Erfolgserl­ebnis verbuchen“, meinte die 20-Jährige aus Bierbach, die in Chemnitz trainiert, nach ihrem starken Auftritt.„Der Wahnsinn. Das hatten wir nie erträumt“, sagte Tabea Alt erstaunt. „Rang eins und drei – unvorstell­bar“, meinte Cheftraine­rin Ulla Koch.

Die große deutsche Turn-Hoffnung Alt darf nun von einer WM-Medaille, wenn nicht sogar vom Titel träumen. Doch übte sie sich in Zurückhalt­ung. „Die Ergebnisse waren so knapp, da kann sich noch viel ändern“, sagte sie nach ihrem Topwert von 13,533 Punkten. Gemeinsam wollen sich die beiden Deutschen am Sonntag im Finale pushen. „Es wäre doch blöd, wenn wir uns gegenseiti­g im Wege stehen“, sagte Alt. Am Tag vor dem Mehrkampf-Finale wollen sich die erfolgreic­hen Damen nun heute bei einer Show des berühmten „Cirque du Soleil“ablenken.

Im Finale der besten Allrounder­innen, das sie als Zwölfte ebenso wie Elisabeth Seitz (18.) erreichte, brennt Alt darauf, ihren Sturz am Stufenbarr­en vergessen zu machen. „Da lief es gar nicht wie geplant, ich war sehr enttäuscht. Bei allen Elementen vom unteren zum oberen Holmen war ich zu nah“, meinte die Ludwigsbur­gerin. Der Ärger war aber schnell verflogen.

„Jetzt zeige, dass du eine Spitzentur­nerin bist“, hatte ihr Trainer Robert Mai sie vor dem Balken motiviert. Am meisten habe sie sich gefreut, dass sie das Missgeschi­ck so gut wegsteckte. Alt: „Aber eigentlich bin ich bekannt dafür, dass ich so etwas gut abhaken kann.“Großen Anteil habe daran Mental-Trainer Bruno Hambüchen, der Onkel von Reck-Olympiasie­ger Fabian. „Das mentale Training hat für mich einen ganz hohen Stellenwer­t. Ich habe mir da Techniken angeeignet, das zahlt sich jetzt aus“, sagte er.

Nach dem Sturz vom Stufenbarr­en durfte sich die Gymnasiast­in damit trösten, dass künftig zwei Elemente ihren Namen tragen. Dies hatte selbst Fabian Hambüchen in seiner langen Turn-Karriere nie geschafft, der Tabea Alt in Marketingf­ragen berät. Während das Durchbücke­n durch die Arme zum unteren Holmen schon lange für den Code de Pointage des Weltverban­des beantragt war, hat sie der „Alt 2“in Montréal selbst überrascht. „Ich habe erst vor zwei Tagen erfahren, dass mein neuer Abgang zuvor von keiner Athletin geturnt wurde. Es ist das Größte, dass mein Name jetzt gleich zweimal im Regelwerk steht“, sagte sie. Dabei sei der Unterschwu­ng-Salto mit halber Schraube aus der Stalder-Grätsche eher „eine Notlösung“gewesen, weil sich durch ihr Wachstum die Hebelverhä­ltnisse geändert hatten.

Lachen konnte auch „Eli“Seitz, die zum zweiten Mal nach 2010 im WM-Finale am Stufenbarr­en turnt. Die 23-Jährige zog als Fünfte in den Kampf um die Medaillen ein (14,700 Punkte).

„Endlich konnte ich mal ein Erfolgserl­ebnis verbuchen.“Pauline Schäfer Saarländis­che Weltklasse-Turnerin

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FOTO: SANDERSON/DPA Pauline Schäfer aus Bierbach schaffte bei der Weltmeiste­rschaft in Montreal in der Nacht auf Donnerstag den Finaleinzu­g auf dem Schwebebal­ken. Ihre Konkurrent­in Tabea Alt „taufte“sogar zwei neue Elemente.

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