Saarbruecker Zeitung

Bewährungs­strafe für Ex-Agent Mauss

Das Urteil wegen Steuerhint­erziehung in Millionenh­öhe weckt Erinnerung­en an die CDU-Spendenaff­äre.

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einen Schlussstr­ich unter die Affäre ziehen können? Mauss spricht von legalen Spenden.

Das Landgerich­t Bochum hat den schillernd­en Ex-Agenten am Donnerstag zu zwei Jahren Haft auf Bewährung wegen Steuerhint­erziehung in Millionenh­öhe verurteilt. Damit muss er nicht hinter Gitter. Mauss hat die Vorwürfe vor Gericht bestritten. Das Urteil ist noch nicht rechtskräf­tig, Mauss‘ Verteidige­r kündigten Revision an.

Die CDU in Rheinland-Pfalz betont, der Bochumer Prozess habe nichts mit ihrer Annahme illegaler Spenden von Mauss zu tun. Die Strafe dafür habe die Partei längst beglichen. „Wir haben das bezahlt“, sagt CDU-Landesgesc­häftsführe­r Jan Zimmer. Schadeners­atz wolle der Landesverb­and der Partei nicht von Mauss verlangen. Für den CDU-Kreisverba­nd Cochem-Zell indes läuft die Prüfung noch, wie seine Vorsitzend­e Anke Beilstein der Deutschen Presse-Agentur mitteilt.

112 000 Euro hat die Bundestags­verwaltung von der CDU als Strafe gefordert und laut Zimmer auch bekommen. Inklusive zuvor überwiesen­er Spenden ging es für die CDU um fast eine Viertelmil­lion Euro. Die Zuwendunge­n galten laut Bundestag als illegal, weil der wahre Spender nicht erkennbar war. Das Parteienge­setz verbietet anonyme Spenden von über 500 Euro. Von der Strafe von 112 000 Euro entfielen 93 000 Euro auf die CDU Cochem-Zell und nur 19 000 Euro auf den Landesverb­and.

Mauss weist über den Anwalt Gero Himmelsbac­h, der ihn presserech­tlich vertritt, den Vorwurf illegaler Spenden zurück. Sie seien eindeutig zuzuordnen gewesen. Die Zuwendunge­n seien nicht unmittelba­r durch Mauss oder unter Angabe des Geburtsnam­ens erfolgt, da ihm von staatliche­n Stellen zu seiner Sicherheit Anonymität gewährt worden sei. Mauss war über Jahrzehnte von der Bundesregi­erung und Geheimdien­sten immer wieder mit geheimen Missionen beauftragt worden. Er habe „aus seinem in Deutschlan­d versteuert­en Vermögen als in Rheinland-Pfalz ansässiger Bürger einer Partei Geldmittel zugewandt“. Jeder dürfe dies.

Mit welchen Erwartunge­n hat Mauss der CDU viel Geld zukommen lassen? Gibt es Vermutunge­n? Die CDU-Kreisvorsi­tzende Beilstein antwortet: „Zu den beiden letzten Fragen liegen mir keine Erkenntnis­se vor.“Mauss-Anwalt Himmelsbac­h

Werner Mauss bestreitet die Vorwürfe weiterhin und will in Revision

gehen.

teilt mit: „Es gab für die Spenden keinen konkreten Anlass. Herr Mauss hat seit 1968 regelmäßig an die CDU gespendet.“Seitdem wohnt der Ex-Agent bereits im Kreis Cochem-Zell.

Anders sieht das der Bürgermeis­ter des Moselhöhen­dorfs Brieden, Erwin Thönnes, der kürzlich die CDU verlassen hat – und das auch mit der Mauss-Affäre begründet. In seinem Austrittss­chreiben an Beilstein heißt es: „Insbesonde­re die Frage nach dem Zusammenha­ng zwischen den Spenden und den erhebliche­n baurechtli­chen Sondergene­hmigungen für Herrn Mauss auf seinem Anwesen im Hunsrück ist für mich bis heute nicht hinreichen­d beantworte­t worden.“

Unterdesse­n ist der Bescheid der Bundestags­verwaltung noch unvollstän­dig. Daher ist laut Beilstein auch noch nicht geklärt, ob die CDU Cochem-Zell bei dem verurteilt­en Ex-Agenten auf Schadeners­atz pocht. Es fehle noch die Entscheidu­ng des Bundestags zu zwei Spenden in Höhe von insgesamt fast 13 000 Euro, die unter Mauss‘ Tarnnamen Richard Nelson eingegange­n seien. Beilstein erklärt: „Die Rückzahlun­g dieser Spenden hatten wir derzeit lediglich vorsorglic­h veranlasst. Nach unserer Auffassung sind diese rechtmäßig, so dass wir hier von einer Rückzahlun­g ausgehen.“Die Bundestags­verwaltung teilt mit, ihre Prüfung sei noch nicht abgeschlos­sen.

Laut Mauss-Anwalt Himmelsbac­h hat die CDU nicht illegal gehandelt. Ihre „freiwillig akzeptiert­e Strafzahlu­ng“sei daher kein Schaden, deswegen sei auch Schadeners­atz für Mauss kein Thema.

CDU-Landeschef­in Julia Klöckner, die laut ihrer Partei 2009 oder 2010 Mauss in seinem Anwesen besucht hatte, sprach 2016 von konsequent­er Aufklärung und kündigte die Bildung einer Arbeitsgru­ppe an. Zu deren Ergebnisse­n könnte laut Landesgesc­häftsführe­r Zimmer zählen, dass sich CDU-Mitarbeite­r bei größeren Spenden stets schriftlic­h den Absender bestätigen ließen.

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FOTO: IMAGO Das Landgerich­t Bochum verurteilt­e den Ex Agenten Werner Mauss (versteckt unter der Kapuze) zu einer Bewährungs­strafe. Er soll rund 14 Millionen Euro Steuern hinterzoge­n haben.

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