Eine Erklärung für Fresssucht
Forscher der Universitäten Bonn und Saarbrücken haben in Experimenten mit Mäusen herausgefunden, warum starkes Übergewicht die Steuerzentrale für Appetit und Nahrungsaufnahme im Gehirn, den Hypothalamus, schädigen kann. Er reagiert auf Fettsäuren im Blut und ruft ein Sättigungsgefühl hervor, wenn sich bei einer Mahlzeit der Fettsäurespiegel erhöht. Bestimmte Gehirnzellen, die Gliazellen (Tanyzyten und Astrozyten), spielen dabei eine wichtige Rolle.
Die Tanyzyten am Rand des Hypothalamus sind an der Aufnahme der Fettsäuren in den Hypothalamus beteiligt und entscheiden dann, was mit ihnen weiter geschieht. Im Normalfall geben sie ausgewählte Fettsäuren an angrenzende Astrozyten weiter. Dort werden die Fettsäuren in die Membranen eingebaut, die die Astrozyten umgeben, oder sie werden zur Energiegewinnung genutzt.
Bei starkem Übergewicht ist der Fettsäurespiegel im Körper dauerhaft erhöht. In diesem Fall geben die Tanyzyten die Fette kaum noch weiter, sondern lagern sie ein. Die geringen Mengen, die die Astrozyten noch erreichen, werden von diesen vor allem zu Energie umgesetzt, nicht jedoch für den Aufbau von Membranen verwendet. Möglicherweise tragen diese Veränderungen an der Schaltzentrale für die Stoffwechsel-Kontrolle dazu bei, dass trotz hohen Übergewichts weiterhin zu viele Kalorien verzehrt werden.