Ende der jahrelangen Funkstille
In „Vadder, Kutter, Sohn“treffen sich ein Vater und sein Sohn nach Jahren ohne Kontakt wieder.
SAARBRÜCKEN (ry) Knud (Axel Prahl) nimmt das Leben, wie es kommt. Seine Familie ist seit jeher in einem Dithmarscher Küstenkaff ansässig. Hier hat Knud sich nicht gerade durch Erfolg und Fleiß hervorgetan. Dafür ist er sehr umtriebig und schlägt sich neben der Krabbenfischerei mit illegalen Sportwetten und kleinen Tricksereien durch. Eigentlich sieht er alles ziemlich entspannt. Einzige Ausnahme ist sein Shanty-Traditionschor, dessen Leiter er in vierter Generation ist und für den er mit allen Mitteln die begehrte Auszeichnung zum 100-jährigen Chorbestehen bekommen will. Ungewohnt zielstrebig zerstreitet sich Knud dafür sogar mit seiner Lebensgefährtin Nadja (Judith Rosmair) und seinem Kompagnon und Freund Addi (Peter Franke).
Als wäre das noch nicht genug, taucht auch noch Knuds „verlorener“Sohn Lenny (Jonas Nay) auf – nach zehn Jahren Funkstille. Zunehmend gerät der Vater von allen Seiten unter Druck: Die Krabben gehen ihm nicht mehr ins Netz, mit seinem Versuch, die ersehnte Auszeichnung zu ergattern, droht er baden zu gehen. Und Lenny, der selbst in der Krise steckt, zwingt ihn in eine Auseinandersetzung, vor der Knud sich gerne weiter gedrückt hätte. Plötzlich steht für ihn sein ganzes, allzu gedankenloses Leben in Frage.
Zu der Musik von Jakob Ilja, dem Gitarristen der Band „Element of Crime“, inszenierte Regisseur Lars Jessen („Jürgen – Heute wird gelebt“, „Tatort: Feierstunde“) mit viel trockenem Humor einen Vater-Sohn-Konflikt zwischen zwei Sturköpfen, die vom selben Schlag sind. Der in Kiel geborene Filmemacher ist selbst in Dithmarschen, der Region, in der sein Werk spielt, aufgewachsen, weshalb seine Ortskenntnisse von Vorteil waren: „Wir haben ausschließlich an Drehorten gedreht, die ich aus meiner Jugend kenne. Orte, an denen ich schon in der zehnten Klasse mit der VideoAG meiner Schule stand. Diese Motive haben wir jetzt für diesen Film neu entdeckt, wenn wir sie nicht schon 2008 bei der Kinoproduktion ‚Der Schimmelreiter‘ im Bild hatten.“Auf die Frage, wie das Filmteam mit den Dreharbeiten in Dithmarschen klar kam, antwortete er: „Natürlich habe ich versucht, dem Team und den Darstellern auch die kulinarischen Besonderheiten meiner Heimat näher zu bringen. Der Dithmarscher Mehlbüdel, eine Eierspeise, die man zusammen mit Speckschwarte und Kirschsoße, Senf, Zucker und Zimt mit Buttersoße isst, hat den Gaumen der Beteiligten dann doch sehr herausgefordert. Aber letztendlich könnte nichts die manchmal sehr seltsamen Gegensätze der Gegend besser ausdrücken als dieses Nationalgericht.“
Vadder, Kutter, Sohn, 20.15 Uhr, ARD