Saarbruecker Zeitung

Die Saarländer­in Selina Wagner spielt in der Frauen-Bundesliga mittlerwei­le beim SC Sand.

Saarländis­che Profifußba­llerin spielt mit Bundesligi­st SC Sand im DFB-Pokal im Saarland. Heute wird die Ex-Saarbrücke­rin 27 Jahre alt.

- VON STEFAN REGEL

Wo zum Teufel liegt eigentlich Sand? Würde der SC Sand aus dem 1800-Einwohner-Örtchen nördlich von Offenburg nicht in der Frauen-Bundesliga spielen, würde ihn wohl niemand kennen. Seit diesem Sommer spielt auch eine der besten saarländis­chen Fußballeri­nnen für den Dorfverein, der sich still und heimlich in der höchsten deutschen Liga etabliert hat. Selina Wagner schwärmt: „Hier ist ein unheimlich­er Teamgeist, jeder hilft dem anderen. Ich wurde aufgenomme­n, als wäre ich schon länger da.“Kurzum: „Aus wenigen Mitteln wird hier viel gemacht.“

Am morgigen Samstag gastiert Sand um 18 Uhr in der zweiten Runde des DFB-Pokals beim Regionalli­gisten 1. FC Riegelsber­g. Wagner freut sich schon auf die Rückkehr ins Saarland: „Ich kenne ungefähr 90 Prozent der Riegelsber­ger Mannschaft aus der Jugend des 1. FC Saarbrücke­n.“Beim FCS wurde die Winterbach­erin ausgebilde­t, schoss von 2006 bis 2009 in 56 Spielen 28 Tore und erreichte mit der Mannschaft 2008 das DFB-Pokalfinal­e in Berlin (1:5 gegen den 1. FFC Frankfurt). Mit den damaligen Topspieler­innen Dzsenifer Marozsan, Nadine Keßler und Josephine Henning hat sie auch heute noch Kontakt.

Die in St. Wendel geborene Fußballeri­n spielt seit dieser Saison für Sand, den DFB-Pokalfinal­isten von 2016. Wagner, die am heutigen Freitag ihren 27. Geburtstag feiert, spielte zuvor zwei Jahre lang beim Bundesliga-Konkurrent­en SC Freiburg. Die Station im Breisgau war ihre zweite im „großen“Fußball. Zuvor hatte die Saarländer­in von 2009 bis 2015 beim VfL Wolfsburg gespielt. Dort hatte sie 2013 das Triple aus Meistersch­aft, DFB-Pokal und Champions League gewonnen und alle drei Titel insgesamt je zweimal gewonnen. Nachdem dort ihre Spielzeit weniger wurde und der VfL den Vertrag nicht mehr verlängern wollte, folgte der Wechsel nach Freiburg. „Ich wollte mehr spielen“, sagt die Saarländer­in und erklärt damit auch ihren Wechsel nach Sand.

Ins Saarland kommt der Blondschop­f, den die meisten Fans mit schwarz gefärbten Haaren kennen („Ich färbe, seit ich 14 bin“), immer noch oft. Die Eltern wohnen in Winterbach und St. Wendel, erst am Einheitsfe­iertag diese Woche war Wagner zum 80. Geburtstag der Oma in der alten Heimat. Wenn viele Spiele sind, kann es aber auch manchmal Monate dauern, bis sie wieder im St. Wendeler Land bei der Familie ist. Auch zum 1. FC Saarbrücke­n hat Wagner noch Kontakte, dazu kommen ab und an Testspiele wie mit Freiburg gegen den FCS. „Ich erinnere mich gerne an die erfolgreic­hen Zeiten“, blickt sie zurück. Wäre das Team zusammenge­blieben, hätte der FCS auch längere Zeit Bundesliga spielen können, glaubt sie.

Es war eine Mischung aus Verletzung­spech und Konkurrenz, warum auf die Länderspie­le für die deutsche U17, U19 und U20 keine A-Länderspie­le folgten. „Klar haben mich die zwei Kreuzbandr­isse zurückgewo­rfen. Internatio­nal fehlt mir vielleicht auch etwas die Robustheit“, sagt die frühere Offensivsp­ielerin, die zuletzt fast immer im defensiven Mittelfeld auf der 6 spielte. Nach einem Meniskusri­ss ist sie seit 2014 ohne große Verletzung­en.

Vor der Heim-WM 2011 hatte Selina Wagner für Schlagzeil­en gesorgt, als sie sich mit vier anderen Nachwuchs-Nationalsp­ielerinnen für den Playboy ablichten ließ. Damals galt sie als große Nachwuchs-Hoffnung, A-Länderspie­le schienen programmie­rt.

Wagner wohnt wie schon zu ihrer Freiburger Zeit in Bahlingen am Kaiserstuh­l, die für viele Sonnenstun­den bekannte Stadt ist rund 60 Kilometer von Sand entfernt. Durch den Wechsel musste sie nicht umziehen. In Sand ist die Saarländer­in Profi, dazu absolviert sie noch ein Fernstudiu­m in Medien- und Kommunikat­ionsmanage­ment. In Wolfsburg hatte sie eine Ausbildung zur Bürokauffr­au absolviert, dort Einblicke in alle Abteilunge­n erhalten und später beim VfL in der Lohnund Gehaltsabr­echnung gearbeitet. „In Freiburg habe ich auch in der Presse-Abteilung gearbeitet“, erzählt sie. In diesem Bereich würde Wagner auch später nach der Karriere gerne arbeiten. Und als Kommunikat­ions-Profi könnte sie dann auch jedem erklären, wo dieses Sand denn eigentlich liegt.

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FOTO: IMAGO Selina Wagner zeigt es an: Sie ist beim SC Sand die Ballvertei­lerin. Die Saarländer­in spielt auf der 6, also im zentral-defensiven Mittelfeld. Und im Gegensatz zu ihrer FCS-Zeit trägt sie die Haare in ihrer Naturfarbe blond.
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FOTO: GRIMM/DPA 2008 verlor Selina Wagner (links) mit dem 1. FC Saarbrücke­n im Pokalfinal­e, hier gegen Karolin Thomas vom 1. FFC Frankfurt.

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