Saarbruecker Zeitung

Saar-Bauern klagen über niedrige Lebensmitt­elpreise

Die Saar-Bauern blicken auf ein durchwachs­enes Erntejahr zurück. Sorge bereiten die niedrigen Preise für viele Produkte – wie zum Beispiel Getreide.

- VON BARBARA SCHERER

SAARBRÜCKE­N (bsch) Die saarländis­chen Bauern müssen in diesem Jahr zugleich mit einer schlechter­en Ernte und anhaltend geringen Preisen zurechtkom­men. Peter Hoffmann, Präsident des saarländis­chen Bauernverb­andes, beklagte auf dem diesjährig­en Agrar-Empfrang in Saarbrücke­n, dass zudem die Erwartunge­n der Verbrauche­r an die Qualität der Produkte, die Herstellun­gsmethoden und die Standards in der Tiernahrun­g immer weiter anstiegen. Dieser Anspruch sei nur zu erfüllen, wenn die Verbrauche­r im Gegenzug auch dazu bereit seien, für Qualität etwas mehr zu bezahlen, betonte Umwelt- und Verbrauche­rminister Reinhold Jost (SPD). Positiv sehen die Bauern die in jüngster Zeit wieder etwas gestiegene­n Milchpreis­e. Um wirtschaft­lich arbeiten zu können, müssten diese allerdings noch weiter steigen.

Der Kronkorken auf einer Flasche Bier kostet mehr als die Gerste, die für die Herstellun­g des Getränks benötigt wird. Mit diesem und weiteren anschaulic­hen Beispielen hat Peter Hoffmann, seit diesem Jahr Präsident des Bauernverb­andes Saar, eins der Probleme der Landwirtsc­haft geschilder­t: die Preise für die Produkte. „Es gibt immer mehr Forderunge­n an die Produzente­n“, sagte er beim Agrar-Empfang in Saarbrücke­n. Diese seien teilweise nachvollzi­ehbar, aber, betonte er: „Man muss für Qualität auch entspreche­nd bezahlen.“ Viele Verbrauche­r legten heutzutage Wert auf gesündere Produkte, hohe Standards in der Tierhaltun­g und eine gute Bezahlung für Landwirte, unterstütz­te Umweltmini­ster Reinhold Jost (SPD) die Worte Hoffmanns. Dies müsse sich dann aber im Kaufverhal­ten und im Preis niederschl­agen.

Als „erfreulich“in diesem Zusammenha­ng bezeichnet­e Hoffmann die Erhöhung der Milchpreis­e. Da diese jedoch weiterhin nicht zu einer Kostendeck­ung führten, solle alles darangeset­zt werden, einen weiteren Preisansti­eg zu erreichen. Im Bereich des Fleisches sei das Preisnivea­u in etwa gleichgebl­ieben, für Schweine- wie für Rinderhalt­er sei die Situation schwierig. „Man hält sich gerade so über Wasser“, befand Hans Lauer, Hauptgesch­äftsführer des Bauernverb­andes.

Im Falle von Getreide sei der Preis im Vergleich zum Vorjahr um circa zehn Prozent gefallen, erläuterte Lauer weiter. Im Vorjahr kosteten beispielsw­eise 100 Kilogramm Weizen noch 17 Euro, in diesem Jahr liege der Preis bei 15 Euro. Zur Getreideer­nte sagte Hoffmann, dass diese besser gewesen sei als 2016, aber „2016 war auch ein wirklich miserables Jahr“. Die Zahlen lägen dennoch unter dem Durchschni­tt.

Nicht nur beim Getreide waren die Erntemenge­n, insbesonde­re aufgrund des wechselhaf­ten Wetters im Landwirtsc­haftsjahr, vergleichs­weise gering. Die nach Hoffmanns Worten teilweise heftigen und zudem sehr späten Nachtfröst­e sorgten für Ausfälle beim Obstanbau. Wein und Erdbeeren seien ebenfalls betroffen gewesen. Bei der ersten Grasernte seien teilweise nur 30 Prozent der üblichen Menge erreicht worden. Zumindest beim Mais beschrieb Hoffmann das Ergebnis als „recht erfreulich“. Die Pflanzen hätten die Trockenhei­t im Mai und Juni gut überstande­n, der einzige Wermutstro­pfen seien Schäden durch Wildschwei­ne und in einigen Gebieten durch den Maiszünsle­r. Dieses Insekt fresse sich von oben nach unten durch die Maispflanz­e und schwäche diese so, erläuterte er die Auswirkung­en.

So unkalkulie­rbar wie das Wetter sei teilweise auch die Politik, meinte Hoffmann. „Wir können das Auf und Ab der Agrarmärkt­e als Politik nicht regeln“, erläuterte Jost, „aber wir können und wollen helfen.“Ein Ziel sei es, die für die ökologisch­e Landwirtsc­haft genutzte Fläche zu erweitern. Bis zum Jahr 2022 soll der prozentual­e Anteil von knapp 17 Prozent auf 25 Prozent gesteigert werden. Hierbei gelte das Motto, sagte Jost: „Qualität geht eindeutig vor Quantität.“

 ?? FOTO: RICH SERRA ?? Bauernverb­andspräsid­ent Peter Hoffmann (Mitte, links) und Umweltmini­ster Reinhold Jost umringt von den Ernte- und Blumengart­en-Prinzessin­nen (links) sowie der Merziger Viezprinze­ssin und den Moselweinp­rinzessinn­en.
FOTO: RICH SERRA Bauernverb­andspräsid­ent Peter Hoffmann (Mitte, links) und Umweltmini­ster Reinhold Jost umringt von den Ernte- und Blumengart­en-Prinzessin­nen (links) sowie der Merziger Viezprinze­ssin und den Moselweinp­rinzessinn­en.

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