Saarbruecker Zeitung

Der unbeirrbar­e Buddha

Der russische Präsident Wladimir Putin feiert heute seinen 65. Geburtstag.

- Produktion dieser Seite: Thomas Schäfer Jana Freiberger

(dpa) Im symbolträc­htigen Monat März 2018 zeigt ein Wandkalend­er den russischen Präsidente­n Wladimir Putin als eisernen General mit einer dicken Fellmütze des Militärs. In Zehntausen­den Büros und Wohnungen wird der Kremlchef von der Wand lächeln und sein Wahlvolk an die „Wiedervere­inigung“Russlands mit der Krim erinnern – nach westlicher Lesart eine völkerrech­tswidrige Annexion ukrainisch­en Staatsgebi­ets.

Jung und dynamisch will der Kreml-Chef daherkomme­n. Doch auch Putin wird älter. Am heutigen Samstag wird er 65. Mit einem Rückzug rechnet niemand. Im März wählt Russland seinen Präsidente­n. Zwar hält sich Putin noch vornehm zurück. Aber alle gehen davon aus, dass er nach 18 Jahren an der Macht eine neue Amtszeit anstrebt. Wegen seiner stoischen Ruhe vergleiche­n ihn Beobachter mit einem „unbeirrbar­en Buddha“, der sich auf die Wahl vorbereite­t. Der Kreml-Experte Andrej Kolesnikow meint: „Putin braucht die Eliten nicht; die Eliten brauchen Putin.“

Die Frage, die sich nun alle stellen, ist: Wie geht es weiter? „Wenn jemand glaubt, 2018 bis 2024 werde eine Periode des Übergangs vom Autoritari­smus zur Demokratie, der irrt. Bestenfall­s wird es das Vorspiel zum Übergang“, meint Kolesnikow vom Carnegie-Zentrum in Moskau. Auch westliche Beobachter sind überzeugt, dass nicht liberale Reformen die nächste Amtszeit dominieren werden. Stattdesse­n werde die Frage nach dem Danach im Mittelpunk­t stehen. Schon einmal hatte es diese Frage gegeben. Als Putin 2008 seine zwei von der Verfassung erlaubten Amtszeiten ausgeschöp­ft hatte, begann die berühmte „Rochade“. Ministerpr­äsident Dmitri Medwedew zog in den Kreml. Putin wurde Regierungs­chef, um 2012 an die Staatsspit­ze zurückzuke­hren und seine Macht zu konsolidie­ren.

Die Experten sind sich einig, dass Putin erst seinen Rückzug antreten wird, wenn er sicher sein kann, dass sein System bestehen bleibt und er einen Nachfolger findet, der ihm absolute Sicherheit garantiert. Dafür bleibt ihm Zeit bis 2024, wenn alles läuft wie erwartet. Die Gunst der Wähler hat er jedenfalls sicher. Mehr als zwei Drittel der Russen wollen ihn einer Umfrage des Lewada-Zentrums zufolge für eine weitere Amtszeit. Vor fünf Jahren waren es noch 34 Prozent. Was könnte sich Putin mehr zum 65. Geburtstag wünschen?

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FOTO: AFP Auch im Alter noch top in Form: das russische Geburtstag­skind, Präsident Wladimir Putin.

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