Saarbruecker Zeitung

Fahnder suchen Geld der Szenewirte

Geldwäsche-Ermittlung­en gegen Angehörige der Inhaftiert­en. Millionens­chweres Konto in Luxemburg beschlagna­hmt.

- VON MICHAEL JUNGMANN

Zu jeweils drei Jahren und zehn Monaten Haft hat das Landgerich­t Anfang Dezember 2016 zwei bekannte Szenewirte vom St. Johanner Markt in Saarbrücke­n wegen Steuerhint­erziehung im großen Stil verurteilt. Die Gastronomi­e-Unternehme­r Bernd S. (56) und Luca B.(53), die zuvor vier Monate in Untersuchu­ngshaft saßen, hatten im Prozess Geständnis­se abgelegt und dafür Strafrabat­t erhalten.

Oberstaats­anwalt

Das Urteil ist rechtskräf­tig. Die beiden früheren Geschäftsp­artner (Coyote GmbH und Langenfeld) wurden nach Angaben aus Justizkrei­sen zwischenze­itlich in den offenen Vollzug verlegt.

Die Staatsanwa­ltschaft Saarbrücke­n und die Steuerfahn­dung haben aber den Komplex rund um die Steuertric­ks durch Kassenmani­pulationen der Wirte noch nicht komplett abgeschlos­sen. Ihre spannende Frage: Wo sind die hinterzoge­nen Millionen-Beträge gebunkert? Möglicherw­eise im Ausland, damit nach der Haftentlas­sung wieder ein aufwendige­r Lebensstil finanziert werden kann? Der Verdacht der Ermittler: Geldwäsche. Nahe Familienan­gehörige der Szenewirte sollen die dem Fiskus vorenthalt­enen Beträge auf Banken in Luxemburg und in Panama verwalten. Dies gelte möglicherw­eise auch für eine Immobilie in Panama, die mit hinterzoge­nen Steuern finanziert worden sein soll. Ein Zeuge, der angeblich eine der Markt-Kneipen pachten oder kaufen wollte, gab dazu offenbar Hinweise. Details zu im Ausland deponierte­m Vermögen will er unmittelba­r von einer Angehörige­n erfahren haben. Konkret war wohl von zwei Millionen Euro auf einem Konto in Luxemburg die Rede.

Oberstaats­anwalt Christoph Rebmann, Pressespre­cher der Staatsanwa­ltschaft, bestätigte jetzt auf Anfrage unserer Zeitung, dass gegen zwei Frauen und einen Mann aus dem Familienkr­eis der inhaftiert­en Szenewirte wegen Verdachts der Geldwäsche ermittelt wird. Bereits vor Monaten wurden mehrere Privatwohn­ungen und Büros durchsucht. Unter anderem besuchten die Fahnder damals auch eine heute 77-jährige Saarbrücke­rin. Es seien „Beweismitt­el und Vermögensw­erte“gesichert worden.

Nach SZ-Informatio­nen existierte­n damals auch mehrere Haftbefehl­e, die allerdings von einem Richter nicht in Vollzug gesetzt wurden. Bei einer Frau, die als Steuerbera­terin arbeitet, sollen mehrere Waffen und Munition beschlagna­hmt worden sein.

Der St. Ingberter Anwalt Professor Guido Britz verteidigt die Steuerbera­terin. Er sagt: „Meine Mandantin ist „sehr ungehalten“über die Methoden der Ermittler, die auch Telefonate überwacht haben sollen. Britz spricht von „deutlich überzogene­n Ermittlung­smaßnahmen“. Er habe bereits vor Monaten die „Einstellun­g des Verfahrens mangels Tatverdach­ts“beantragt.

Derweil buchte das Finanzamt bei der Suche nach den Steuer-Millionen einen zählbaren Erfolg. Von einem Konto das bei einer Luxemburge­r Privatbank für Bernd S. geführt wurde, konnte mehr als eine Million Euro mit Amtshilfe der luxemburgi­schen Finanzverw­altung sichergest­ellt werden. Nach weiteren Vollstreck­ungen klingelten mehr als 500 000 Euro in der Kasse des Fiskus. Dies ergibt sich unter anderem aus einem unanfechtb­aren Beschluss des Finanzgeri­chts Saarbrücke­n, das einen Eilantrag des inhaftiert­en Gastronoms auf Aussetzung von Vollstreck­ungsmaßnah­men abgelehnt hat.

„Beweismitt­el und Vermögensw­erte wurden

sichergest­ellt.“

Christoph Rebmann

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FOTO: BECKER&BREDEL Die beiden Szene-Wirte bei dem Prozess vor dem Landgerich­t mit ihren Verteidige­rn Joachim Giring und Prof. Guido Britz (Mitte).

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