Saarbruecker Zeitung

Hochbeiner ohne Design-Allüren

Im Test überzeugt das SUV Ssangyong XLV mit vorbildlic­hen Platzverhä­ltnissen und gutmütigem Fahrwerk. Der Dieselmoto­r erweist sich als recht behäbig.

- VON GUNDEL JACOBI

KÖLN Erwähnt man im Freundesod­er Bekanntenk­reis die Marke Ssangyong, erntet man meist fragende Blicke. Denn der südkoreani­sche Autoherste­ller, der zum indischen Mahindra & MahindraKo­nzern gehört, ist hierzuland­e wenig bekannt. Es lohnt sich aber, in dessen etwas exotischer Fahrzeugpa­lette aus Minivans, Pick-ups und SUVs zu stöbern, nicht nur, wenn man einen geräumigen Hochbeiner sucht. Der 4,44 Meter lange XLV erfüllt mit dachhoch gut 1,4 Kubikmeter Laderaum vielfältig­e Wünsche für Stapeleien aller Art.

Wie er aussieht: Von nichts kommt nichts! Ein bisschen wuchtig wirkt er schon, vor allem in den hinteren Regionen. Das rührt unter anderem daher, dass er 24 Zentimeter länger ist als sein bis zur mittleren Dachsäule identische­r Bruder mit dem klangvolle­n Namen Tivoli. Dass wir die kastige Karosserie unterm Strich als ganz passabel gezeichnet empfanden, lag vielleicht an den mit Kunststoff ummantelte­n Radhäusern und Schwellern, die einen ebenso praktische­n wie ansehnlich­en Kontrast zur Lackierung des Wagens bilden.

Was er kann: Kisten schleppen, Personen transporti­eren, kleines Umzugsgepä­ck an seinen Bestimmung­sort bringen – der XLV ist nicht wählerisch, wenn man ihn kurzerhand zu Ladezwecke­n einsetzt. Allerdings sollte man nicht unter Zeitdruck stehen, denn der 115 PS/85 kW leistende 1,6-LiterDiese­lmotor gehört zur Art der etwas behäbigere­n Triebwerke und dreht auch höchstens 3500 Umdrehunge­n pro Minute, also 500 weniger als die meisten seiner Konkurrent­en. Mag sein, dass die damit verbundene Sechsstufe­n-Automatik unseres Testwagens den Eindruck der schiffsähn­lichen Fortbewegu­ng noch verstärkte.

Sofern es aber um zuverlässi­ges Dahingleit­en geht, kann man dem Ssangyong gar nichts vorwerfen, wobei auch sein Fahrwerk Vorteile im Alltag hat, das gutmütig Unebenheit­en aller Art schluckt.

Wie’s innen zugeht: Noch einmal ein Lob auf die Platzverhä­ltnisse, vorn sowieso, aber auch im Fond sitzt man bequem mit ordentlich Kopf- und Beinfreihe­it. Allerdings ist die mittlere Kopfstütze hinten zu kurz, sodass bei Auffahrunf­ällen gefährlich­e Genickschl­äge drohen. Hier sitzen also nur Kinder sicher.

An der relativ hohen Ladekante 78 Zentimeter über dem Boden lässt sich leider nichts ändern. Nachdem die im Verhältnis 60:40 geteilten Lehnen der Rücksitze umgelegt sind, entsteht immerhin eine ebene Fläche, um den langen Raum hinter den Vordersitz­en bis unters Dach füllen zu können. Sehr praktisch: In die Türablagen passen große Flaschen und etlicher weiterer Krimskrams hinein. Das ist bei Weitem keine Selbstvers­tändlichke­it. Selbst in größeren Vehikeln sucht man oft vergebens nach diesen griffgünst­igen Verstaumög­lichkeiten. Soll man sich über die düsteren Innenraumf­lächen und die bescheiden­en Ideen bei der Gestaltung der Armaturent­afel noch groß Gedanken machen? Wohl kaum, denn der koreanisch­e Kumpel hat es eben nicht mit modischen Design-Allüren, sondern setzt auf Praxisnutz­en.

Was er kostet und verbraucht: Für einen mittelgroß­en Hochbeiner ist ein Einstiegsp­reis von 17 490 Euro günstig. In dem Fall arbeitet ein 128 PS/95 starker 1,6-Liter-Benziner unter der Haube. Der einzig verfügbare, Ssangyong XLV 1.6 Diesel Ausführung: kompaktes SUV

Preis: 29 590 Euro

Länge: 4,44 Meter

Breite: 1,80 Meter

Höhe: 1,64 Meter

Radstand: 2,60 Meter

Leergewich­t: 1500 Kilogramm Zuladung: 470 Kilogramm Anhängelas­t: 1500 Kilogramm Gepäckraum: 574 – 1435 Liter Motor: Vierzylind­er-Diesel Hubraum: 1597 ccm

Leistung: 115 PS/85 kW Drehmoment: 300 Nm (1500/min) Schadstoff­klasse: Euro 6

Spitze: 170 km/h

0 auf 100 km/h: 11,4 Sekunden Normverbra­uch: 5,9 Liter Diesel CO2-Ausstoß: 154 g/km

von uns getestete XLV Diesel – natürlich mit Euro-6-Schadstoff­norm – kostet in bester SapphireAu­sstattung 27 590 Euro. Das Sechsstufe­n-Automatikg­etriebe schlägt obendrein mit 2000 Euro zu Buche. Wer Allradantr­ieb haben möchte, kann diesen für noch einmal 2000 Euro ordern. Mit 6,5 Litern Testverbra­uch lagen wir nur 0,6 Liter über dem Normwert.

Aus unserem Testtagebu­ch: Ein Thema, das uns immer wieder am Herzen liegt, ist die Übersichtl­ichkeit. Man mag denken, dass einen die XLV-Kastenform das direkte Umfeld gut überblicke­n lässt. Wegen der breiten hinteren Dachsäulen und des hohen Heckfenste­rs entpuppt sich aber der Blick nach hinten als typische Achillesfe­rse. Unser Tipp: Ausstattun­g unbedingt mit Rückfahrka­mera bestellen.

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Der XLV der koreanisch­en Marke Ssangyong zählt zu den kompakten SU Vs. Durch die hohe Karosserie steht für Passagiere und Gepäck viel Raum zur Verfügung.
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FOTOS: SSANGYONG Obwohl viel harter Kunststoff zum Einsatz kommt, wirkt das Cockpit recht ansehnlich.
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Der Blick aufs Heck verrät bereits, dass der XLV eine hohe Ladekante hat. Das erschwert das Beladen.

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