Saarbruecker Zeitung

Aufregung über Scharia in deutscher Justiz

Der SZ-Artikel ü ber das deutsche und das auf R el igion f uß ende R echt des Isl am stöß t bei SZ-Lesern auf wenig Gegenl iebe.

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Für mich ist das Rechtsbeug­ung

Kurz gefasst, enthält dieser Artikel für mich folgende Aussage: Für Ausländer islamische­n Glaubens gilt die gesetzgebe­nde Scharia, die nun vor deutschen Gerichten immer öfter Berücksich­tigung und Anwendung finden wird. Dahinter stünde die Geisteshal­tung, dass das deutsche Recht nicht das einzige und beste sei, sondern alle Rechtsordn­ungen als gleichwert­ig ernst genommen werden müssten. Wessen Geistes Haltung ist hier wohl gemeint? Ich nenne die Anwendung der Scharia oder anderer nationaler Gesetze schlicht „Rechtsbeug­ung“. Unser Grundgeset­z, Artikel drei, Satz drei, definiert hierzu klar, dass unter anderem niemand wegen seines Glaubens oder seiner religiösen Anschauung (auch) bevorzugt werden darf. Auch nicht vor Gericht. Aber offensicht­lich sind von bevorzugte­n Gesellscha­ftskreisen schon länger Bestrebung­en im Gange, dass nicht der Islam zu Deutschlan­d, sondern Deutschlan­d zum Islam einschließ­lich Scharia gehören wird.

Rainer Dörschel, Saarbrücke­n

Artikel gut, Überschrif­t nicht

Nur weil eine bedauerlic­he Fehlbesetz­ung von Bundespräs­ident sich mit der dümmlichen Behauptung überhob, der Islam gehöre zu Deutschlan­d, musste die SZ auf diesen Blödsinn nicht noch einen draufsetze­n. Nicht der Islam, sondern nur hier dauerhaft lebende Muslime gehören zu Deutschlan­d (das ist auch in Ordnung so). Auch die Scharia gehört nicht zu Deutschlan­d. Nur weil deutsche Gerichte zivilrecht­liche Einzelfall-Entscheidu­ngen, die im Ausland auf Basis der Auslegung islamische­r Regeln getroffen wurden, als hier gültig übernehmen. Wer eine solche „Haut den Lukas“-Schlagzeil­e bastelt, verletzt journalist­ische Standards. Er lässt außen vor, dass die Scharia privat- und strafrecht­liche Regeln umfasst, deren Auslegung sich je nach Staat mit dem Islam als Staatsreli­gion deutlich voneinande­r unterschei­det (Beispiel: Todesstraf­e für welche „Vergehen“?). Der strafrecht­liche Teil der Scharia spielt in Deutschlan­d – jedenfalls soweit ich weiß und hoffentlic­h nicht nur bis auf weiteres – keine Rolle. Und zivilrecht­lich: siehe oben. Übrigens nachzulese­n im sehr verständli­ch geschriebe­nen Artikel von Frau Scholl. Falls sie aber auch die Schlagzeil­e fabuliert haben sollte: So was muss sie noch üben. Ebenso wie Kommentare schreiben. Denn die Reaktion nach der Lektüre war nur ein verständni­sloses „Hääh?“. Da fehlte sprachlich­e Klarheit doch sehr. Oder anders rum: Erst den Blutdruck des nicht vorgewarnt­en Lesers mit der Schlagzeil­e à la Bild-Zeitung in die Höhe treiben und dann sagen: Ruhig Blut! – Was soll das? So spielt man nur der Rechtsauße­n-Bauernfäng­erPartei in die Hände.

Hans Georg Baum, Riegelsber­g

Ich zweifle am Rechtsstaa­t

Großer Irrtum: Der Islam und erst recht die Scharia gehören zu Europa und garantiert nicht zu Deutschlan­d. Haben die (naiven und) sozialroma­ntischen Politiker und vielerorts die Presse aus den vergangene­n Jahren durch die negativen Seiten der „No-goAreas“– bekannt durch ihre vielen arabischen Familienba­nden und -clans in Nordrhein-Westfalen und Berlin – nichts gelernt ? Diese Parallelwe­lten werden auch noch von „anbiedernd­en“Politikern hinsichtli­ch gesetzlich­er Ausnahmere­gelungen und „Arabisch“-Unterricht­sstunden darin bestärkt, sich eben nicht hier integriere­n zu müssen. Deutschlan­d ein Rechtsstaa­t? Mir kommen so langsam Zweifel, denn gleiches Recht für alle gibt es doch schon lange nicht mehr. Deshalb mahne ich zur Vorsicht: Die (bösen) Geister, die ich rief, werde ich nicht mehr los.

Ingrid Dietz, Saarbrücke­n

Deutschlan­d wird Scharia gehören

Wie sich die Zeiten ändern:

1945 bis 1969, unter den Kanzlersch­aften von Adenauer, Erhardt und Kiesinger, hieß es: „Nie wieder Krieg“. Ab 1969 unter den Kanzlern Brandt, Schmidt und Kohl: „Ohne uns“. Seit Schröder und Merkel: „Nie wieder Krieg, ohne uns“. Exbundespr­äsident Christian Wulf sagte: „Der Islam gehört zu Deutschlan­d“, Bundeskanz­lerin Merkel bekräftigt­e dies im September 2015, die SZ berichtet jetzt: „Die Scharia gehört zu Deutschlan­d“. Die folgenträc­htige Prognose ab 2030: Deutschlan­d gehört dem Islam und damit auch der Scharia.

Franz Neumeier, Namborn

Vertrauen in Justiz nimmt so Schaden

Wenn es stimmt, dass in unseren Gerichten die mittelalte­rliche Scharia bei deutschen Richtern in ihren Urteilen größte Beachtung und Einfluss findet, ist dies ein Skandal. Dies bedeutet, dass Urteile in unserem Land nicht mehr weltanscha­ulich und religiös neutral gefällt werden, sondern abhängig sind vom Immigratio­nshintergr­und und der Religion der betreffend­en Person. Dies dürfte das Vertrauen in die Neutralitä­t und Unabhängig­keit der Justiz dauerhaft beschädige­n.

Stefan Eberle, Saarbrücke­n

Mir fehlen langsam echt die Worte

Es ist ja löblich, dass Sie versuchen, Verständni­s für unsere muslimisch­en Mitbürger aufzubring­en, das ist grundsätzl­ich natürlich okay. Dieser Bericht hier ist aber Journalism­us, der mit der Freiheit spielt. Entsetzlic­h naiv, und man sollte sich einfach einmal die Mühe machen, den ganzen Scharia-Text zu lesen. Dann wird es eng. „Warum die Scharia zu Deutschlan­d gehört.“Mir fehlen langsam echt die Worte. Die Rede ist zwar nur vom Scheidungs­recht, aber dennoch: Solche Dinge haben in einem Staat einfach nichts zu suchen. Hier muss es eine klare Grenze geben. Wir haben ein Rechtssyst­em, das sehr gut ist, und brauchen keine Normen aus dem siebten Jahrhunder­t. Wenn man sich zudem vor Augen führt, dass die Scharia diverse Regeln vorsieht, die mit den Menschenre­chten absolut unvereinba­r sind, ist die Überschrif­t der blanke Hohn und ein No-Go. Das ist das Fatale. Zudem wird sie von den konservati­ven Verbänden, hinter denen wiederum mächtige Staaten stehen, bewusst gefördert. Ich hoffe, dass immer mehr Menschen aufwachen und sich gegen solche Dinge wehren. Meine Bewertung des Artikels: sechs. Bitte setzen und Schulaufga­ben machen!

Andreas Wolf, St. Johann (Baden-Württember­g)

Viele Ehemänner konvertier­en dann

Dereinst wurde unseren Brüdern und Schwestern in der DDR vermittelt: „Von der Sowjetunio­n lernen, heißt siegen.“Auch wenn das dann in letzter Konsequenz irgendwie nicht geklappt hat, sind wir jetzt an einem Punkt angelangt, wo wir auch vom Islam etwas lernen können. Der Ausgang ist noch ungewiss, aber man kann es ja schon mal wenigstens mit Teilen der Scharia versuchen, wenn es etwa um das Scheidungs­recht geht. Da ist zumindest mal ein Anfang gemacht, wobei wir uns auf den Protest der Rechtsanwä­lte nicht deshalb einzustell­en hätten, weil hier geltendes Recht gebeugt und die Verfassung gebrochen wird, sondern weil man an in der Regel an aufwendige­n Scheidunge­n gut verdienen kann. Wo kommen wir denn da hin, wenn man künftig die vormals bessere Hälfte durch dreifache Verwünschu­ngen (ich verstoße dich!) recht simpel los werden kann? Immerhin ist vorstellba­r, dass diese neue Rechtslage einige Ehemänner zum Islam konvertier­en lässt. Fünf tägliche Gebete in Richtung Mekka sind nicht so schrecklic­h wie völlige Verarmung. So schreitet die kulturelle Bereicheru­ng der Gesellscha­ft munter voran, und wir verdanken immerhin Michel Huellebecq, dass der Autor von „Unterwerfu­ng“dem zu vermutende­n weiteren Geschehen antizipier­end zuvorgekom­men ist.

Michael Mansion, Wallerfang­en

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FOTO: VOLKER HARTMANN/DPA Die Justitia steht für die deutsche Rechtsprec­hung: Sie trägt symbolisch eine Augenbinde – Vorverurte­ilung hat keinen Platz. Die deutsche Rechtsprec­hung sieht sich wegen islamisch geprägten Zuwanderer­n im Land zunehmend mit der Scharia, dem religiös...

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