Saarbruecker Zeitung

Gärten von fast surrealer Schönheit

In Nordirl and reisen Besuchervi­elerortszu­rückins viktoriani­sche Zeital ter. Prachtvol e Schl össer und Herrenhäus­er, um säum t von weitl äuf igen Gartenanag­en, p rägen das Landschaf tsbil d.

- VON ALEXANDER STALLMANN

BELFAST Wenn es um Nordirland geht, denken viele noch immer an Bombenterr­or. Der nordöstlic­he Teil der grünen Insel stand viele Jahre für einen blutigen Konflikt zwischen Protestant­en und Katholiken. Im Zuge dieser Auseinande­rsetzungen geriet fast in Vergessenh­eit, dass das Land ein beeindruck­endes Reiseziel ist. Nun, da der Konflikt seit Jahren beigelegt ist, können Touristen ohne Sicherheit­sbedenken die rauhen Küsten, historisch­en Gebäude und vielen riesigen Gartenanla­gen Nordirland­s entdecken.

Im Garten des Hillsborou­gh Castle in der Grafschaft Down etwa spielte Queen Elisabeth als kleines Mädchen. Die Schlossanl­age ist das Nordirland-Domizil der königliche­n Familie. Sind die Royals gerade nicht vor Ort, können Touristen auch das Innere des Schlosses besichtige­n. Dabei bekommen sie unter anderem einige private Schnappsch­üsse der Königsfami­lie und die Lieblingsb­ücher der Queen zu sehen. Doch auch Mount Stewart, ein Herrenhaus aus dem 18. Jahrhunder­t, rund 30 Meilen von Hillsborou­gh Castle entfernt, lockt mit einem sehenswert­en exotischen Garten und mehreren Seen.

Eine weitere imposante Gartenanla­ge ist Seaforde Gardens and Tropical Butterfly House. Zwischen exotischen, teils über hundert Jahren alten Pflanzen und Bäumen aus allen Teilen des British Empires laufen hier Pfauen frei herum und lassen sich aus nächster Nähe fotografie­ren. In der Stadt Newcastle im Osten des Landes bietet sich Besuchern an der Küste ein imposanter Anblick. Direkt am Strand steht ein großes viktoriani­sches Gebäude, das unter dunklen Wolken geradezu mystisch wirkt. Heute empfängt das ehemalige Herrschaft­shaus als Hotel Gäste aus aller Welt.

Neben der sehenswert­en Natur lohnt sich ein Aufenthalt in der geschichts­trächtigen Hauptstadt Belfast. Hier sind heute noch die Spuren des Nordirland-Konfliktes zu sehen. Zahlreiche Graffitis an Häuserfass­aden und Mauern gedenken an die Attentate und Auseinande­rsetzungen von 1969 bis 1998. Auch wenn in einigen Wohnvierte­ln nach wie vor fast ausschließ­lich Katholiken oder Protestant­en leben, ist Belfast heute eine lebendige, offene und friedliche Stadt mit vielen Sehenswürd­igkeiten, guten Restaurant­s und außergewöh­nlichen Bars. Zum Beispiel die Bar „The Perch“. Besucher gehen zunächst durch einen engen Flur, in dem Vogelstimm­en zu hören sind. Am Ende befindet sich ein großer, alter Fahrstuhl, dessen Tür ein Mann im feinen Zwirn per Hand öffnet und schließt. Mit dem Fahrstuhl geht’s in die oberste Etage des Gebäudes. In luftigen Höhen erwartet die Besucher eine ausgefalle­ne Bar unter freiem Himmel. Wer es traditione­ller mag, ist in der populären und sehenswert­en Kneipe „Crown-Bar“gut aufgehoben. Sie ist eine im 19. Jahrhunder­t gebaute Bar in luxuriösem viktoriani­schem Stil, mit verziertem bunten Glas und aufwendige­n Holzvertäf­elungen. Die Gäste können in abgetrennt­en Holzkabine­n sitzen und zwischen einer Vielzahl an Whiskeys wählen.

Und die nordirisch­e Hauptstadt hat weitere interessan­te Geschichte­n zu bieten. Im 19. Jahrhunder­t war Belfast eine florierend­e Stadt, sogar die am schnellste­n wachsende auf britischem Hoheitsgeb­iet. Deshalb wurde sie ausgesucht um ein Schiff zu bauen, das an Luxus alles bisher Bekannte übertreffe­n sollte: die Titanic.

Seit 2012 erinnert im Belfaster Hafen ein eindrucksv­olles, für 77 Millionen Pfund erbautes Museum an die Geschichte des riesigen Luxus-Schiffes. Es werden unter anderem Audio-Führungen, Nachbauten der Einrichtun­g der Titanic und Originalto­naufnahmen vom Schiff angeboten. Auch ein eigenes Kino befindet sich im Museum. Darin läuft ein Film von einer Unterwasse­rexpeditio­n zum Wrack der Titanic.

 ?? FOTO: ALEXANDER STALLMANN ?? Das Herrenhaus von Mount Stewart. Das Anwesen erstreckt sich über 40 Hektar Fläche mit einem exotischen Garten und mehreren Seen.
FOTO: ALEXANDER STALLMANN Das Herrenhaus von Mount Stewart. Das Anwesen erstreckt sich über 40 Hektar Fläche mit einem exotischen Garten und mehreren Seen.

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