Saarbruecker Zeitung

Saarländer­in gewinnt WM-Gold am Schwebebal­ken

Die Saarländer­in Pauline Schäfer wird im kanadische­n Montréal sensatione­ll Weltmeiste­rin am Schwebebal­ken.

- VON ANDREAS FRANK

(sid) Zwei sensatione­lle WM-Medaillen und viele Freudenträ­nen: Die neue Weltmeiste­rin Pauline Schäfer und Tabea Alt haben bei den Welttitelk­ämpfen in Montreal deutsche Turngeschi­chte geschriebe­n. Der überrasche­nde Sieg der in Chemnitz lebenden Saarländer­in Schäfer und die Bronzemeda­ille für Alt waren zusammen der größte Erfolg für deutschen Athletinne­n seit 47 Jahren.

„Die letzten Momente vor meiner Übung waren richtig schlimm. Aber als es losging, hatte ich von der ersten Sekunde an ein gutes Gefühl“, berichtete die immer noch konsternie­rte Schäfer, die den Triumph des deutschen Duos „einfach cool“nannte. Freudetrun­ken war Teamchefin Ulla Koch zu Späßen aufgelegt, als sie ihre Schützling­e immer wieder fest an sich drückte: „Eigentlich müsste ich jetzt ja zurücktret­en, denn dieses Ergebnis ist ja nicht zu toppen.“

Obwohl sie sowohl in der Qualifikat­ion als auch im Mehrkampf-Finale das beste Balken-Resultat aller Athletinne­n herausgetu­rnt hatte, war Weltcup-Gesamtsieg­erin Alt mit ihrer ersten WM-Medaille aus Bronze mehr als zufrieden. „Ich freue mich für Pauline, wir haben zusammen ein großes Ausrufezei­chen gesetzt“, sagte sie. Schluchzen­d lag sich das Duo im mit 10 000 Zuschauern ausverkauf­ten Olympiasta­dion in den Armen, als das schier unglaublic­he Endergebni­s feststand. Mit der saubersten Übung des Finales gleich als erste Starterin schockte Schäfer, vor zwei Jahren bereits mit WM-Bronze dekoriert, die Konkurrenz sichtlich. Die Obersalbac­herin hatte im Vergleich zur Qualifikat­ion den Schwierigk­eitsgrad ihrer Übung etwas erhöht, obwohl sie in den Monaten vor der WM wegen Rückenprob­lemen deutlich weniger trainieren konnte als geplant.

Die Ludwigsbur­gerin Alt machte als letzte Turnerin ungeachtet eines kleinen Wacklers beim Durchschla­gsprung quasi den Deckel drauf. Dazwischen schob sich nur die neue Mehrkampf-Weltmeiste­rin Morgan Hurd aus den USA. Bei der WM 1970 in Ljubljana war deutschen Turnerinne­n zuletzt das gleiche Glanzstück geglückt. Ebenfalls am Schwebebal­ken siegte damals Erika Zuchold aus Leipzig, die Berlinerin Christine Schmitt wurde Dritte. Letzte deutsche Weltmeiste­rin war vor exakt 30 Jahren Dörte Thümmler (Berlin) am Stufenbarr­en.

Das überaus erfolgreic­he Abschneide­n der deutschen Athletinne­n hatte bereits am Samstag Elisabeth Seitz komplettie­rt. Einen Tag nach ihrem neunten Platz im

„Als es losging, hatte ich von der ersten Sekunde

an ein gutes Gefühl.“

Pauline Schäfer

über ihre Weltmeiste­r-Übung

Mehrkampf überzeugte die deutsche Mehrkampf-Meisterin aus Stuttgart auch im Stufenbarr­en-Finale und belegte trotz erhebliche­n Trainingsr­ückstands Rang fünf. „Ich habe erneut gezeigt, dass man mit mir rechnen kann“, sagte die 23 Jahre alte Sportsolda­tin, die für ihre couragiert­en Auftritte ein Sonderlob von Teamchefin Ulla Koch einstrich: „Eli ist einfach eine Rampensau. Wenn es darauf ankommt, ist sie da.“

Ohne den von den internatio­nalen Turnpodien abgetreten­en Reck-Olympiasie­ger Fabian Hambüchen spielten die männlichen Aktiven des Deutschen Turnerbund­es (DTB) nur eine Nebenrolle. Ex-Europameis­ter Marcel Nguyen aus Unterhachi­ng, der als einziger deutscher Herr überhaupt ein Einzelfina­le erreicht hatte, belegte am Barren den siebten Platz. Der Sieg ging an den Chinesen Zou Jingyuan, der für die TG Saar in der Bundesliga turnende Oleg Wernjajew aus der Ukraine gewann Silber.

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FOTO: CHIASSON/DPA Mit Tränen in den Augen nimmt die neue Weltmeiste­rin Pauline Schäfer die Glückwünsc­he der Drittplatz­ierten Tabea Alt entgegen.

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