Saarbruecker Zeitung

„Unsere Rolle ist die Opposition“

SPD-Chef Martin Schulz schließt auch bei einem Scheitern von Jamaika eine große Koalition aus.

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BERLIN (afp) SPD-Chef Martin Schulz hat eine Regierungs­beteiligun­g seiner Partei auch für den Fall des Scheiterns einer Jamaika-Koalition ausgeschlo­ssen. „Unsere Rolle ist die Opposition. Dabei wird es bleiben“, sagte Schulz der „Bild am Sonntag“. Zudem bekräftigt­e er, dass er unabhängig auch vom Ausgang der Landtagswa­hl in Niedersach­sen auf dem Parteitag im Dezember erneut für den SPD-Bundesvors­itz kandidiere­n wolle.

„Die GroKo ist abgewählt worden. CDU, CSU und SPD haben zusammen 14 Prozentpun­kte verloren“, begründete Schulz sein Nein zu einer Regierungs­beteiligun­g als Juniorpart­ner der Union. Der SPDChef kündigte an, er wolle seine Partei in der Opposition erneuern. „Ich glaube, dass die gesamte SPD mehr Mut zu Visionen braucht“, sagte er der „BamS“.

Schulz stellte auch klar, dass er SPD-Chef bleiben wolle: „Ich werde beim Parteitag im Dezember wieder für den Parteivors­itz kandidiere­n“, sagte er. Dies habe er „weder an irgendwelc­he Bedingunge­n noch an die Ergebnisse von Landtagswa­hlen geknüpft“. Sein Zukunftspl­an für die Partei gehe dabei mit einer Vertiefung der Europäisch­en Union einher, sagte Schulz weiter. „Europa muss sich weit über das Maß, was derzeit diskutiert wird, vereinigen.“

Auch Niedersach­sens Ministerpr­äsident Stephan Weil (SPD) verteidigt­e die Festlegung der SPD auf die Opposition­srolle im Bund. „Das Ergebnis der Bundestags­wahl ist für uns alles andere als ein Regierungs­auftrag“, sagte er der „Welt am Sonntag“. Daher werde seine Partei ihre Entscheidu­ng auch nicht ändern, „eher gibt es Neuwahlen“, fügte er hinzu.

Die SPD war bei der Bundestags­wahl auf nur noch 20,5 Prozent abgestürzt. Als Ursache sieht Weil programmat­ische Defizite. Im Bildungsun­d Sozialbere­ich hätten Defizite frühzeitig konkreter angesproch­en werden müssen. Als Beispiele nannte Weil das „Riesenprob­lem“in der Altenpfleg­e sowie den Missstand, dass „in den Wartezimme­rn der Ärzte Privatpati­enten bevorzugt werden“. Auch gelte es, drohende „massive Rentenkürz­ungen“zu verhindern.

Ein schärferes Profil der Sozialdemo­kraten verlangte auch Berlins Innensenat­or Andreas Geisel (SPD). „Wir wollen weg von dieser pragmatisc­hen, mittigen Sozialdemo­kratie, die keine scharfen Konturen hat“, sagte er der „Welt“. Der Berliner SPD-Fraktionsc­hef Raed Saleh machte Teile der Parteiführ­ung für die Wahlnieder­lage im Bund verantwort­lich. „Die Spitze der SPD hat sich in den vergangene­n Jahren ständig vergaloppi­ert“, sagte er dem Berliner „Tagesspieg­el“vom Sonntag. Die SPD müsse wieder stärker auf die Sorgen der Menschen hören. Dazu gehöre auch die Angst vor „kulturelle­r Überfremdu­ng“.

Außenminis­ter Sigmar Gabriel (SPD) rechnet schon bald mit Ernüchteru­ng in der SPD über den Gang in die Opposition. „Der Katzenjamm­er kommt noch“, sagte Gabriel der Deutschen Presse-Agentur am Rande einer SPD-Veranstalt­ung im niedersäch­sischen Helmstedt. „In einem halben Jahr.“Die Weigerung seiner Partei, wieder Junior-Partner in einer großen Koalition zu werden, sei aber dennoch verständli­ch.

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FOTO: ASSANIMOGH­ADDAM/DPA Martin Schulz (SPD) will Parteichef bleiben.

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