Saarbruecker Zeitung

Hundert Prozent sind eine Verpflicht­ung

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Es geht bei der Frage, ob Martin Schulz als SPD-Vorsitzend­er noch haltbar ist, nicht um die Person. Die ist schon gescheiter­t. Und zwar doppelt (NRW und Schleswig-Holstein) und dreifach (Bund). Da fiele eine eventuelle vierte Niederlage nächsten Sonntag in Niedersach­sen auch nicht mehr ins Gewicht. Schulz selbst hat keine gravierend­en Fehler gemacht, im Gegenteil, er hat gekämpft wie ein Löwe. Jedoch ist nach so einer Negativser­ie klar, dass er nicht wieder Kanzlerkan­didat sein kann. Sich selbst und seinen Anhängern würde er helfen, wenn er seinen Auftrag jetzt nur noch darin sähe, die Partei zu erneuern und den nächsten Bewerber aufzubauen.

Aber soll er auch nicht mehr Parteivors­itzender sein? Bei dieser Frage geht es eher um die SPD. Hundert Prozent – das heißt, kein einziger hat in geheimer Wahl im März beim Bundespart­eitag auch nur den geringsten Zweifel an diesem Mann und seiner Eignung als Parteichef gehabt. Mag sein, dass die eine oder andere Stimme für Schulz verlogen war. Dann ist die jetzige Kritik das übliche Nachtreten der Neunmalklu­gen und Feigen. Es macht die SPD weder glaubhafte­r noch sympathisc­her, wenn sie wieder anfängt, ihre Vorsitzend­en zu wechseln wie andere das Unterhemd. Im Gegenteil, sie würde kalt und beliebig wirken. 100 Prozent sind eine Verpflicht­ung. Für den Gewählten wie für seine Wähler.

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