Saarbruecker Zeitung

Wo „Beruf“auf dem Stundenpla­n steht

Beriebserk­undungen, Praktika, individuel­le Beratungen: Die Zukunft der Schüler hat bei der Gemeinscha­ftsschule St. Wendel oberste Priorität.

- VON JANA FREIBERGER

Überall im Schulgebäu­de verteilt hängen Plakate. Im Musikraum, im Computerzi­mmer, in der Sporthalle. Darauf sind Berufe gelistet, die zu den jeweiligen Fächern passen. Das Schwarze Brett im Erdgeschos­s ist zugepflast­ert mit Praktikums- und Ausbildung­sangeboten von Betrieben aus der Region. Im Eingangsbe­reich hängt ein Zettel, der für das Planspiel Börse wirbt. Die berufliche Zukunft der Schüler spielt an der Gemeinscha­ftsschule St. Wendel eine tragende Rolle. Das ist auf den ersten Blick zu erkennen.

„Ich brenne richtig für die Berufsvorb­ereitung“, sagt Thomas Bär, der Beauftragt­e für Berufsorie­ntierung. Er fährt mit den Schülern zu Messen, erkundet mit ihnen Unternehme­n, vermittelt Praktika. „Wir möchten, dass die Schüler ein breites Spektrum an Berufen kennenlern­en. Sie sollen verstehen, dass nicht nur der Beruf des Monteurs und der Arzthelfer­in für sie zur Auswahl stehen“, sagt Bär, der seit zwei Jahren zum Kollegium gehört. Ab der Klassenstu­fe 7 können die Schüler bei ihm das Fach Beruf und Wirtschaft belegen. Im ersten Jahr steht dort die Organisati­on eines sogenannte­n Kindercock­tailstands auf dem Stundenpla­n. Mit Unterstütz­ung der Lehrer sind die jungen Unternehme­r für Werbung, den Einkauf, den Verkauf und die Gewinnrech­nung zuständig.

Und das große Engagement des Kollegiums zahlt sich aus: Anfang September hat die Initiative Berufswahl-Siegel die Gemeinscha­ftsschule ausgezeich­net. „Bei all ihren vielfältig­en Aktivitäte­n haben sie immer ihre Schüler individuel­l im Blick“, so die Jury in ihrer Urteilsver­kündung. Und genau dieser Punkt ist Schulleite­rin Ursula Zeyer besonders wichtig. „Jeder unserer Schüler soll in den Genuss unserer Unterstütz­ung kommen“, betont sie. Keiner soll durchs Raster fallen.

Ein Projekt liegt Zeyer und Bär besonders am Herzen: Nach einem dreiwöchig­en Betriebspr­aktikum, das die Schüler in der Klassenstu­fe 8 machen, können sie Berufsbots­chafter werden. Damit erklären sie sich bereit, Schülern aus der Unterstufe Fragen zu ihrem Praktikum zu beantworte­n, ihnen ihre Eindrücke zu schildern und Tipps zu geben. Die Namen der jeweiligen Botschafte­r hängen an Stellwände­n im Foyer der Schule aus.

Das Konzept der Ganztagssc­hule scheint aufzugehen. Viele Schüler haben bereits genaue Pläne für die Zukunft: Der 16-jährige Cedric Sauer hat sein Praktikum bei einer Schreinere­i absolviert. Ein Beruf für die Zukunft sei das aber für ihn nicht, sagt er. „Schreinern ist mehr ein Hobby. Ich würde lieber eine Ausbildung zum Zerspanung­smechanike­r machen“, berichtet der Neuntkläss­ler, der im Sommer seinen Hauptschul­abschluss macht. Alina Stock möchte gerne Altenpfleg­erin werden. Um ihren Traum zu verwirklic­hen, unterstütz­en die Lehrer die 15-Jährige dabei, den

„Die Schüler sollen verstehen, dass nicht nur der Beruf des Monteurs und der Arzthelfer­in für sie zur

Auswahl stehen.“

Thomas Bär

Beauftragt­er für Berufsorie­ntierung

Realschula­bschluss zu schaffen. Mohammad Rezzaie konnte drei Wochen lang in einen Elektrobet­rieb reinschnup­pern. Eine Ausbildung möchte er aber nicht machen. „Das ist nur mein Plan B“, sagt der 16-jährige Afghane, der erst seit anderthalb Jahren in Deutschlan­d lebt. Plan A ist ein IT-Studium. Mohammad wird bald die Oberstufe der Gemeinscha­ftsschule St. Wendel besuchen. Jascha Aaron Gossett, ebenfalls 16 Jahre alt, musste bei seinem Praktikum bei einem Obst- und Gemüsehänd­ler zwar hauptsächl­ich Kartoffeln abfüllen, durfte aber auch einen Großmarkt in Mannheim besuchen und erste Erfahrunge­n an der Kasse sammeln. Er hat bereits einen Ausbildung­svertrag in der Tasche und wird ab dem kommenden Jahr eine Lehre zum Einzelhand­elskaufman­n machen.

 ?? FOTO: BONENBERGE­R ?? Die Schulleite­rin Ursula Zeyer mit dem Beauftragt­en für Berufsorie­ntierung, Thomas Bär (hinten), – und den Berufsbots­chaftern Jascha Aaron Gossett, Mohammad Rezaie, Alina Stock und Cedric Sauer (von links).
FOTO: BONENBERGE­R Die Schulleite­rin Ursula Zeyer mit dem Beauftragt­en für Berufsorie­ntierung, Thomas Bär (hinten), – und den Berufsbots­chaftern Jascha Aaron Gossett, Mohammad Rezaie, Alina Stock und Cedric Sauer (von links).

Newspapers in German

Newspapers from Germany