Die Deutschen bevorzugen Hörbücher
Elektronische Bücher, die über PC oder Tablet gelesen werden, kaufen Deutsche weit weniger als Hörbücher. So der Branchenverband Bitkom.
noch mit 19 Prozent Mehrwertsteuer belastet, gedruckte Bücher dagegen ermäßigt mit einem Steuersatz von sieben Prozent.
Speziell im englischsprachigen Ausland haben sich E-Books schon einen weit größeren Marktanteil als in Deutschland erobert. Dort kosten sie allerdings oft nur die Hälfte oder noch weniger, verglichen mit einem gedruckten Buch. Deshalb appelliert Berg an die Verleger und den Gesetzgeber gleichermaßen, E-Books auch in Deutschland billiger zu machen. Der Bitkom-Präsident verweist darauf, dass über drei Viertel der Befragten dies fordern. Auch der Bitkom-Präsident muss allerdings einräumen, dass der Preis alleine zumindest für deutsche Leser nicht alles ist. Als Hauptgrund gegen E-Books haben die Befragten deren fehlende sinnliche Wahrnehmung genannt. „Es fehlt die Haptik“, räumt Berg ein. Jeder fünfte Leser bemängelt zudem auch, dass man E-Books nur schwer oder gar nicht verleihen oder verschenken könne.
Dessen ungeachtet springt dagegen die Verbreitung digitaler Lesegeräte von E-Books wie Kindle oder Tolino nun schon das zweite Jahr in Folge. Hatte noch im Jahr 2015 erst knapp jeder vierte Befragte angegeben, ein solches Gerät zu besitzen, war es ein Jahr später bereits knapp die Hälfte. Gegenwärtig sind es schon gut zwei Drittel. Eine weitere Erkenntnis: Wirklich gelesen wird darauf aber offenbar nicht unbedingt. „Wir haben mehr Geräte in der Ecke liegen“, erklärt Berg die Diskrepanz zur bestenfalls stagnierenden Nutzung von E-Books.
Auch für den Boom von Hörbüchern hat er eine Erklärung, obwohl diese im Vergleich zu gedruckten Büchern zumindest einzeln und nicht per Online-Abonnement bezogen ebenfalls nicht gerade preisgünstig sind. „Beim Hörbuch-Hören lassen sich prima andere Dinge erledigen“, sagt der Bitkom-Präsident. Er denkt dabei ans Autofahren oder auch sportliche Aktivitäten. Möglich machen das digitale Abspielgeräte wie das Smartphone, das heute schon fast jeder in seiner Hosentasche trägt. Dazu kommt, dass mittlerweile manche Hörbuchsprecher in Deutschland auch schon so etwas wie einen Starkult genießen und Fangemeinden um sich haben, wie etwa der Wissenschaftsjournalist Ranga Yogeshwar oder auch der Schauspieler Christoph Maria Herbst, der den Bestseller „Ich bin wieder da“vertont hat.
Speziell derart bekannte Sprecher würden zusätzliche Anreize für die Nutzer schaffen und durch ihr Engagement mit dafür sorgen, dass immerhin jeder Vierte zum Hörbuch greift, auch wenn er die Version auf Papier schon zuvor gelesen hat. „Teils verkaufen sich Hörbücher besser als der Text“, sagt Berg mit Blick auf gedrucktes Gedankengut. Dazu passt noch eine weitere Erkenntnis der neuen Bitkom-Studie. Jeder sechste Deutsche liest heutzutage demnach grundsätzlich weder gedruckte noch digitale Bücher. Möglicherweise kann
„Hörbücher werden vielfach schon als die Zukunft des Lesens
betitelt“
Achim Berg, Bitkom-Präsident
die Frankfurter Buchmesse mit ihren zahlreichen Neuerscheinungen dazu beitragen, weitere Leseanreize zu schaffen.
Die Buchmesse eröffnet am kommenden Mittwoch für fünf Tage ihre Pforten. Erwartet werden rund 7100 Aussteller aus 100 Ländern. Ehrengast ist Frankreich. Zur Eröffnung des weltweit größten Branchentreffs werden deshalb auch Bundeskanzlerin Angela Merkel und der französische Staatspräsident Macron erwartet. Zu sehen sein werden insgesamt über 400 000 Buchtitel, Landkarten, Manuskripte und Grafiken sowie digitale Medien wie Hörbücher und E-Books. Das Gastland stellt sich mit zahlreichen eigenen Beiträgen auf der Buchmesse vor. Alleine aus Frankreich werden 2017 über 500 Bücher in die deutsche Sprache übersetzt.