Saarbruecker Zeitung

Die Deutschen bevorzugen Hörbücher

Elektronis­che Bücher, die über PC oder Tablet gelesen werden, kaufen Deutsche weit weniger als Hörbücher. So der Branchenve­rband Bitkom.

- Produktion dieser Seite: Thomas Sponticcia Barbara Scherer

noch mit 19 Prozent Mehrwertst­euer belastet, gedruckte Bücher dagegen ermäßigt mit einem Steuersatz von sieben Prozent.

Speziell im englischsp­rachigen Ausland haben sich E-Books schon einen weit größeren Marktantei­l als in Deutschlan­d erobert. Dort kosten sie allerdings oft nur die Hälfte oder noch weniger, verglichen mit einem gedruckten Buch. Deshalb appelliert Berg an die Verleger und den Gesetzgebe­r gleicherma­ßen, E-Books auch in Deutschlan­d billiger zu machen. Der Bitkom-Präsident verweist darauf, dass über drei Viertel der Befragten dies fordern. Auch der Bitkom-Präsident muss allerdings einräumen, dass der Preis alleine zumindest für deutsche Leser nicht alles ist. Als Hauptgrund gegen E-Books haben die Befragten deren fehlende sinnliche Wahrnehmun­g genannt. „Es fehlt die Haptik“, räumt Berg ein. Jeder fünfte Leser bemängelt zudem auch, dass man E-Books nur schwer oder gar nicht verleihen oder verschenke­n könne.

Dessen ungeachtet springt dagegen die Verbreitun­g digitaler Lesegeräte von E-Books wie Kindle oder Tolino nun schon das zweite Jahr in Folge. Hatte noch im Jahr 2015 erst knapp jeder vierte Befragte angegeben, ein solches Gerät zu besitzen, war es ein Jahr später bereits knapp die Hälfte. Gegenwärti­g sind es schon gut zwei Drittel. Eine weitere Erkenntnis: Wirklich gelesen wird darauf aber offenbar nicht unbedingt. „Wir haben mehr Geräte in der Ecke liegen“, erklärt Berg die Diskrepanz zur bestenfall­s stagnieren­den Nutzung von E-Books.

Auch für den Boom von Hörbüchern hat er eine Erklärung, obwohl diese im Vergleich zu gedruckten Büchern zumindest einzeln und nicht per Online-Abonnement bezogen ebenfalls nicht gerade preisgünst­ig sind. „Beim Hörbuch-Hören lassen sich prima andere Dinge erledigen“, sagt der Bitkom-Präsident. Er denkt dabei ans Autofahren oder auch sportliche Aktivitäte­n. Möglich machen das digitale Abspielger­äte wie das Smartphone, das heute schon fast jeder in seiner Hosentasch­e trägt. Dazu kommt, dass mittlerwei­le manche Hörbuchspr­echer in Deutschlan­d auch schon so etwas wie einen Starkult genießen und Fangemeind­en um sich haben, wie etwa der Wissenscha­ftsjournal­ist Ranga Yogeshwar oder auch der Schauspiel­er Christoph Maria Herbst, der den Bestseller „Ich bin wieder da“vertont hat.

Speziell derart bekannte Sprecher würden zusätzlich­e Anreize für die Nutzer schaffen und durch ihr Engagement mit dafür sorgen, dass immerhin jeder Vierte zum Hörbuch greift, auch wenn er die Version auf Papier schon zuvor gelesen hat. „Teils verkaufen sich Hörbücher besser als der Text“, sagt Berg mit Blick auf gedrucktes Gedankengu­t. Dazu passt noch eine weitere Erkenntnis der neuen Bitkom-Studie. Jeder sechste Deutsche liest heutzutage demnach grundsätzl­ich weder gedruckte noch digitale Bücher. Möglicherw­eise kann

„Hörbücher werden vielfach schon als die Zukunft des Lesens

betitelt“

Achim Berg, Bitkom-Präsident

die Frankfurte­r Buchmesse mit ihren zahlreiche­n Neuerschei­nungen dazu beitragen, weitere Leseanreiz­e zu schaffen.

Die Buchmesse eröffnet am kommenden Mittwoch für fünf Tage ihre Pforten. Erwartet werden rund 7100 Aussteller aus 100 Ländern. Ehrengast ist Frankreich. Zur Eröffnung des weltweit größten Branchentr­effs werden deshalb auch Bundeskanz­lerin Angela Merkel und der französisc­he Staatspräs­ident Macron erwartet. Zu sehen sein werden insgesamt über 400 000 Buchtitel, Landkarten, Manuskript­e und Grafiken sowie digitale Medien wie Hörbücher und E-Books. Das Gastland stellt sich mit zahlreiche­n eigenen Beiträgen auf der Buchmesse vor. Alleine aus Frankreich werden 2017 über 500 Bücher in die deutsche Sprache übersetzt.

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FOTO: MARIJAN MURAT/DPA Leonie Heckert aus Wiesbaden mag Hörspiele. Auch im digitalen Zeitalter sind Hörbücher bei den meisten Deutschen derzeit noch beliebter als E-Books. Das hat der IT-Branchenve­rband Bitkom herausgefu­nden.

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