Saarbruecker Zeitung

Heynckes will bei Bayern für Ordnung sorgen

Neuer Trainer von Bayern München gibt sich bei seiner Vorstellun­g zuversicht­lich und will „Situation entkrampfe­n“.

- VON MANUEL SCHWARZ UND FABIAN NITSCHMANN

Der deutsche Rekordmeis­ter FC Bayern München hat gestern seinen neuen Cheftraine­r Jupp Heynckes vorgestell­t. Der 72-Jährige will erst einmal aufräumen und in der Mannschaft wieder eine klare Hierarchie herstellen.

MÜNCHEN (dpa) Jupp Heynckes begann seine Titel-Rettungs-Mission beim FC Bayern mit einem standesgem­äßen „Grüß Gott“– dann holte der Trainer-Altmeister in einem Monolog von zehn Minuten weit aus. Im Team wieder „Ordnung schaffen“, die „Situation entkrampfe­n“, eine „Hierarchie installier­en“und den Bossen Zeit und Ruhe bei der langfristi­gen Trainersuc­he schenken: Der Rückkehrer lässt sich vom Mammut-Programm beim schwächeln­den Fußball-Rekordmeis­ter nicht einschücht­ern. Konkrete Ziele verkneift sich der Triple-Macher von 2013, meinte aber optimistis­ch: „Trotz der schwierige­n Situation bin ich zuversicht­lich, dass wir die Erfolgsspu­r wieder aufnehmen.“

Vor zwei Dutzend Kamerateam­s und mehr als 70 Reportern präsentier­ten die Bayern gestern ihren alten, neuen Hoffnungst­räger als „absoluten Meister im Fußball“, wie Vorstandsc­hef Karl-Heinz Rummenigge lobte. „Wir haben alle das Feuer gespürt, das ihn ihm lodert. Wir sind überzeugt, dass er der ideale Mann ist.“Mehr als eine Acht-Monats-Episode soll die Rückkehr des legendenha­ft verehrten Trainers an der Säbener Straße aber nicht sein. Das machte Heynckes, der wegen des Herzensver­eins sogar seine Frau Iris vor einer Knie-Operation und den gemeinsame­n Hund Cando am Niederrhei­n zurückließ, mehrmals deutlich.

Bei seinem letzten Engagement in München hatte sich der Weltmeiste­r von 1974 noch arg geärgert, als ihm während der Saison schon der künftige Nachfolger Pep Guardiola präsentier­t worden war. Wer den FCB ab Sommer 2018 dauerhaft trainieren wird, das werde in den nächsten Monaten in aller Ruhe entschiede­n. „Ich kann heute schon eins ziemlich klar sagen: Dass wir sicherlich 2017 nicht verkünden werden, was zum 1.7.2018 passiert“, unterstric­h Rummenigge. „Wir werden uns da ausreichen­d Zeit lassen.“Für Willy Sagnol, Assistent des vor eineinhalb Wochen gefeuerten Carlo Ancelotti und zuletzt Interimstr­ainer, ist in Heynckes‘ Team kein Platz. Wie es mit dem Franzosen weitergeht, war zunächst offen.

Auch wenn Heynckes über seinen Vorgänger Ancelotti kein schlechtes Wort verlor und den Italiener sogar als „Gentleman“lobte – mit der Vergangenh­eit soll schnell gebrochen werden. Misstöne innerhalb der Mannschaft, frustriert­e Spieler, stagnieren­de Entwicklun­gen einzelner Profis und sonderbare Aufstellun­gen hatten den Bayern in der Bundesliga fünf Punkte Rückstand

„Ich glaube, dass ein Ruck durch die Mannschaft gehen wird.“

Jupp Heynckes

Cheftraine­r Bayern München

auf Borussia Dortmund und in der Champions League ein 0:3 bei Paris Saint-Germain eingebrock­t.

Heynckes will die Situation „entkrampfe­n“und „entschleun­igen“. „Ich glaube, dass ein Ruck durch die Mannschaft gehen wird. Es liegt viel Arbeit vor uns.“Von Titeln oder gar einer Wiederholu­ng des historisch­en Triples aus dem Jahr 2013 sprach er nicht. „Es bringt nichts, wenn wir jetzt schon anfangen, irgendwelc­he Ziele auszugeben“, meinte er. Zumal sein Freundscha­ftsdienst mit höchst komplizier­ten drei Wochen inklusive sieben Pflichtspi­elen beginnt. Heynckes will „hochsensib­el“sein.

Die Spieler fiebern dem NeuStart von „Don Jupp“entgegen. „Ich glaube, eine bessere Lösung gibt es nicht“, meinte Jérôme Boateng. Dessen Weltmeiste­r-Kollege Thomas Müller rechnet mit intensiven Start-Wochen. „Er kann der Mannschaft neue Impulse geben, was Leidensfäh­igkeit, Einsatzber­eitschaft, defensive Einstellun­g betrifft. Wir werden ein straffes Training haben“, sagte der Nationalsp­ieler.

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FOTO: STACHE/AFP Der neue Bayern-Trainer Jupp Heynckes verbreitet­e gestern bei seiner offizielle­n Präsentati­on in München schon einmal gute Stimmung. Die haben sie beim Rekordmeis­ter auch bitter nötig.

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