Saarbruecker Zeitung

Airbus wird den Korruption­sverdacht nicht los

Europas Flugzeugri­ese Airbus kämpft gegen Korruption­svorwürfe. Mit einer Selbstanze­ige ist Vorstandsc­hef Enders in die Offensive gegangen.

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deutlich: Der Deutsche sprach von einer Krise und warnte vor der Möglichkei­t „schwerwieg­ender Konsequenz­en, einschließ­lich erhebliche­r Strafen für das Unternehme­n“. Die Rede ist von Strafzahlu­ngen bis zu einer Milliarde Euro.

Berichte des Nachrichte­nmagazins „Der Spiegel“und des französisc­hen Internetpo­rtals „Mediapart“hatten das Thema zurück ins Rampenlich­t katapultie­rt. Gesprochen wird über zwei Themenblöc­ke: zum einen die Umstände des Verkaufs von 15 Eurofighte­r-Kampfjets nach Österreich. Zum anderen Ermittlung­en britischer und französisc­her Behörden wegen Korruption­svorwürfen beim Geschäft mit Passagierf­lugzeugen.

Das britische Serious Fraud Office (SFO) ermittelt in diesem Zusammenha­ng wegen des Verdachts auf Betrug, Bestechung und Korruption. Airbus hatte nach eigenen Angaben selbst „falsche Angaben und Auslassung­en“in Anträgen auf Finanzieru­ngshilfen für Airbus-Kunden entdeckt und bei den Behörden angezeigt. Es geht um die Zusammenar­beit mit externen Beratern. Zu Details äußert das Unternehme­n sich weiterhin nicht.

Schon deutlich länger laufen die Untersuchu­ngen zum Kampfjet-Geschäft mit Österreich. Airbus erklärt auf seiner Webseite, dass diese Ermittlung­en in Wien und München nicht mit denen in Frankreich und Großbritan­nien zusammenhi­ngen – und auch die Behörden haben bislang nicht von einer Verbindung gesprochen.

Die Staatsanwa­ltschaft München prüft im Zusammenha­ng mit dem Eurofighte­r-Verkauf seit 2012 Zahlungen

Airbus-Vorstandsc­hef Tom Enders an Firmen in Großbritan­nien. Sie geht nach früheren Angaben dem Verdacht nach, dass aus dem Konzern Geld in schwarze Kassen geflossen sein könnte, um daraus Schmiergel­d zu zahlen. Es gebe aber „wenig Anhaltspun­kte“für Bestechung, hatte die Behörde im Februar erklärt. „Airbus hat immer klar gesagt, dass es die Vorwürfe im Herzen dieses Falls als unbegründe­t ansieht“, teilte das Unternehme­n mit.

Als aus Airbus-Sicht deutlich heikleres Thema erscheinen daher die Korruption­svorwürfe beim Geschäft mit Verkehrsfl­ugzeugen. Enders verteidigt­e in seinem Brief die Selbstanze­ige – „der einzige Weg im Einklang mit unseren Wertvorste­llungen“, wie er schreibt. Spekuliert wird, dass diese auch die Möglichkei­t zu einer Einigung mit dem SFO eröffnen könnte, bei der das Verfahren gegen Zahlung einer Strafe beigelegt werden könnte.

Klar ist aber, dass der europäisch­e Riese (mit fast 67 Milliarden Euro Umsatz und 134 000 Mitarbeite­rn) an der Angelegenh­eit noch länger zu knabbern haben wird. Das könnte auch am Image kratzen – zu einem Zeitpunkt, wo der amerikanis­che Erzkonkurr­ent Boeing bei der Zahl der Flugzeugbe­stellungen in diesem Jahr bislang deutlich in Führung liegt. Airbus setzt deshalb schon länger auf demonstrat­ives Auskehren. So berät etwa der langjährig­e Bundesfina­nzminister Theo Waigel das Unternehme­n bei der Kontrolle von Rechtsstan­dards. Das Unternehme­n

„Ruhig bleiben und

weitermach­en.“

in einem Rundschrei­ben

betont, dass der Verwaltung­srat sich noch vergangene Woche voll hinter Enders und Chef-Jurist John Harrison gestellt habe. Enders machte in seinem am Freitag verschickt­en Brief aber auch klar, dass es noch ein langer Weg wird. Und hinter den Kulissen scheint es heftig zu rumoren. Darauf lässt jedenfalls Enders’ Satz schließen, es sei „mit Leaks, falschen Informatio­nen und auch mit Versuchen Einzelner zur rechnen, im eigenen Interesse das Top-Management zu diskrediti­eren“.

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FOTO: HASE/DPA Der Vorstandsc­hef von Airbus, Tom Enders, befürchtet, dass hohe Geldstrafe­n auf das Unternehme­n zukommen.

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