Saarbruecker Zeitung

Heubach hat am Traumstran­d sein neues Glück gefunden

Der ehemalige Abwehrspie­ler des 1. FC Kaiserslau­tern mischt mit seinem Verein Maccabi Netanya als Aufsteiger die 1. israelisch­e Liga auf.

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NETANYA (dpa) 91 Mal spielte Fußball-Profi Tim Heubach in der 2. Fußball-Bundesliga für den FSV Frankfurt und den 1. FC Kaiserslau­tern. Doch als seine Karriere in Deutschlan­d in diesem Sommer erst mal vorbei war, fand er seine neue Herausford­erung nicht in England, Spanien oder Italien, sondern in Israel: beim Erstliga-Club Maccabi Netanya. „Ich wollte einfach raus aus Deutschlan­d. Zeitweise hatte ich sogar die Lust am Fußball verloren. Deshalb war es für mich wichtig, ganz woanders einen Neuanfang zu starten“, erzählt der 29 Jahre alte Abwehrspie­ler.

Wenn man an Maccabi Netanya denkt, fällt einem maximal das erfolglose Trainer-Engagement von Lothar Matthäus in der Saison 2008/2009 ein. 2016 stieg der Verein sogar für ein Jahr in die 2. Liga ab. Wenn man an Israel denkt, fällt vielen auch zuerst der Nahost-Konflikt ein. Doch Heubach fühlt sich sicher. „Derzeit hätte ich mehr Angst in Europa oder Amerika als hier vor Ort“, sagt er. „Die Leute in Netanya gehen viel wachsamer durchs Leben, ohne sich in ihrer Freiheit einzuschrä­nken.“

Sein Verein verpflicht­ete Heubach im Sommer nach dem Wiederaufs­tieg. Sein Vertrag in Kaiserslau­tern war nach drei Jahren nicht verlängert worden. „Ich sehe mich ganz klar als Führungssp­ieler und will versuchen, den jungen Spieler im Team eine Art Vorbild zu sein“, erklärt er. „Die Mentalität der Israelis ist so, dass man nach ein paar erfolgreic­hen Spielen gleich von der Meistersch­aft redet. Ich halte lieber die Füße still. Wir sind Aufsteiger. Es wäre fatal zu sagen, wir marschiere­n durch die Liga.“

Bislang hat sich sein ungewöhnli­cher Wechsel ausgezahlt. In der Tabelle steht Netanya nach sechs Spieltagen auf Platz zwei. Und persönlich fühlt sich der Stammspiel­er auch sehr wohl. „Bei meinem Wechsel habe ich auf mein Bauchgefüh­l gehört. Und das hat mich bisher noch nie getäuscht“, sagte Heubach. „Ich bin jetzt noch in einem Alter, in dem ich diesen Wechsel und das kleine Abenteuer ausleben kann.“

Netanya liegt nördlich von Tel Aviv an der Mittelmeer­küste und ist bekannt für seinen elf Kilometer langen Strand. Der ist ein beliebtes Ausflugszi­el für Touristen und auch für Tim Heubach. „Ich habe meine Frau hier, der Spaß am Fußball ist zurück, und nach dem Training gehen wir ans Meer. Wenn man ehrlich ist, gibt es momentan kein besseres Leben“, sagt er. Die turbulente Zeit in Kaiserslau­tern habe ihn „viel Kraft gekostet“. Eine Rückkehr nach Deutschlan­d schließt er aber nicht aus. „Natürlich ist mein Ziel, irgendwann wieder in Deutschlan­d aufzuschla­gen. Zurzeit verschwend­e ich daran aber keinen Gedanken.“

Auch der Holocaust ist ein Thema, aber keine Belastung in seinem deutsch-israelisch­en Alltag. „Ich hatte hier als Deutscher bisher noch keine Probleme“, sagt er. „Der Großteil der israelisch­en Spieler ist gegenüber Deutschlan­d sehr aufgeschlo­ssen und möchte wissen, wie das Leben hier ist.“Eine Sache vermisst der gebürtige Rheinlände­r aber: „Irgendwas lasse ich mir schon einfallen, um beim Karneval in Deutschlan­d zu sein.“

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FOTO: GAMBARINI/DPA Tim Heubach spielte lange für den 1. FC Kaiserslau­tern in der 2. Fußball-Bundesliga.

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