Saarbruecker Zeitung

USA und Israel treten aus der Unesco aus

Washington und Jerusalem ziehen sich aus der UNKulturor­ganisation zurück. Dies hat mit der Aufnahme der Palästinen­sergebiete in die Unesco zu tun.

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Die USA und Israel verlassen die Kulturorga­nisation der Vereinten Nationen. Die Gründe dafür sind die Aufnahme der Palästinen­sergebiete in die Unesco und „israelfein­dliche Tendenzen“.

PARIS/WASHINGTON (dpa) Die USA und Israel treten aus der UN-Kulturorga­nisation Unesco aus. Das gaben beide Länder gestern überrasche­nd bekannt. Sie werfen der Unesco nach der Aufnahme Palästinas und einer Reihe von Beschlüsse­n israelfein­dliche Tendenzen vor. Der Schritt sei der Regierung von US-Präsident Donald Trump nicht leicht gefallen, erklärte die Sprecherin des US-Außenminis­teriums, Heather Nauert. Washington störe sich aber an den „anti-israelisch­en Tendenzen“in der Unesco und Zahlungsrü­ckständen innerhalb der Organisati­on. Der Austritt soll nach ihren Angaben am 31. Dezember 2018 wirksam werden.

Nur wenige Stunden später kündigte auch der israelisch­e Regierungs­chef Benjamin Netanjahu den Rückzug aus der UN-Kulturorga­nisation an. Er habe das Außenminis­terium angewiesen, einen entspreche­nden Schritt parallel mit den USA vorzuberei­ten, erklärte er.

In der Erklärung lobte Netanjahu die Entscheidu­ng der US-Regierung, sich wegen Voreingeno­mmenheit gegenüber Israel aus der Unesco zurückzuzi­ehen. „Das ist eine mutige und moralische Entscheidu­ng, weil die Unesco ein absurdes Theater geworden ist und weil sie Geschichte verfälscht, statt sie zu bewahren.“Die Arbeit der Unesco stand in den vergangene­n Jahren immer wieder im Schatten von Streit vor dem Hintergrun­d des Nahostkonf­likts. Nach der Aufnahme Palästinas in die Organisati­on hatten die USA bereits 2011 ihre Zahlungen an die Unesco gestoppt – dabei wären sie eigentlich der größte Beitragsza­hler. Im Sommer sorgte die Entscheidu­ng, die Altstadt von Hebron zum palästinen­sischen Weltkultur­erbe zu erklären, für Empörung in Israel.

Unesco-Generaldir­ektorin Irina Bokowa bedauerte die Entscheidu­ng Washington­s zutiefst: „Das ist ein Verlust für die Unesco. Das ist ein Verlust für die Familie der Vereinten Nationen.“Der Entschluss sei ihr von US-Außenminis­ter Rex Tillerson schriftlic­h mitgeteilt worden, erklärte Bokowa gestern in Paris.

Aus Deutschlan­d kam scharfe Kritik an dem US-Schritt. Kulturstaa­tsminister­in Monika Grütters (CDU) sprach von einem „völlig falschen Signal“. Der Deutsche Kulturrat, der Spitzenver­band der Bundeskult­urverbände, bedauerte den Schritt ebenfalls: „Das ist ein schwerer Schlag für die internatio­nale Kulturzusa­mmenarbeit“, so Geschäftsf­ührer Olaf Zimmermann. SPD-Fraktionsc­hefin Andrea Nahles sagte, Trump führe sein Land weiter in die Isolation. Grünen-Chef Cem Özdemir erklärte, der Schritt zeige, „wie fern Präsident Trump eine Außenpolit­ik ist, die Bildung, Kultur, Wissenscha­ft, Demokratie und Meinungsfr­eiheit mitdenkt“. 1984 waren die USA schon einmal aus der Organisati­on ausgetrete­n.

Aus Israel kam Zustimmung für die US-Entscheidu­ng: „Schätze den amerikanis­chen Rückzug aus der Unesco wegen deren Haltung gegenüber Israel! Botschaft an die Welt, dass es einen Preis gibt für Politisier­ung, Einseitigk­eit und Verdrehung der Geschichte“, erklärte Ex-Außenminis­terin Zipi Livni via Twitter. Der Vorsitzend­e der opposition­ellen Arbeitspar­tei, Avi Gabai, schrieb: „Ich begrüße die richtige Entscheidu­ng des US-Außenminis­teriums, sich von der Unesco-Organisati­on zurückzuzi­ehen. Die Unesco beschäftig­t sich nicht mit Kultur, sondern mit der Verdrehung jüdischer Geschichte und der Politik von Symbolen.“

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FOTO: TESSON/DPA Die Flaggen der USA und Israels werden demnächst wohl nicht mehr zusammen mit den übrigen Fahnen der Mitgliedst­aatländer der Unesco vor dem Hauptquart­ier der Kulturorga­nisation in Paris wehen.

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